am Puls Biologie 6, Schulbuch
42 Methoden in der Praxis Dopingtests im Sport Mit aktuellen Dopingtests ist hormonelles Doping nachweisbar Um bei Sportlern und Sportlerinnen die Einnahme von uner- laubten Hormonen im Rahmen eines Dopingtests festzustel- len werden Urin- und Blutproben untersucht. Wie oft eine sol- che Untersuchung notwendig ist, hängt davon ab, wie lange die Substanzen im Urin nachweisbar sind. Deshalb finden solche Tests bei Profisportlerinnen und -sportlern rund um Wettkämpfe oft unangekündigt und wiederholt statt. Zu den älteren Dopingmitteln, die in modernen Dopingtests als leicht nachweisbar gelten, gehören steroide Anabolika. Das sind Stoffe, die eine ähnliche chemische Struktur wie Tes- tosteron besitzen. Testosteron ist ein männliches Geschlechts- hormon und zwar ein Steroidhormon ( k Hormone Seite 34, Se- xualität Seite 66). Steroide Anabolika haben im Körper eine ähnliche Wirkung wie das natürliche Hormon. Sie führen unter anderem zu einem Zuwachs an Muskelmasse und zu schnel- lerer Muskelregeneration. Ursprünglich wurden steroide Anabolika als Medikamente entwickelt. In den 1950er Jahren wurde der Leistungssport auf die leistungsfördernde Wirkung dieser Substanzen aufmerk- sam. Im Sport gelten diese Stoffe seit ca. 1970 als illegale Do- pingmittel, da sie durch den zusätzlichen Muskelzuwachs und die wachsende Ausdauer und Kraft einem Athleten oder einer Athletin einen unfairen Vorteil verschaffen können. Die Ein- nahme führt neben psychischen Nebenwirkungen auch zu einer Gewichtszunahme der Athleten und Athletinnen: Das Körpergewicht der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an den olympischen Kugelstoß-Bewerben nahm zB von den 1950er bis zu den 70er Jahren im Durchschnitt um mehr als 10% zu. Der Hauptanteil dieser Gewichtszunahme wird auf das Do- ping mit steroiden Anabolika zurückgeführt. Heute ist dank rigoroser Dopingtests ein solcher Missbrauch mit diesen Medikamenten nur mehr schwer möglich. Abbau- produkte dieser künstlichen Hormone können bis zu 30 Tage nach der Einnahme im Urin nachgewiesen werden. Schwieri- ger ist es, natürliches Testosteron, das zu Dopingzwecken ein- genommen wird, mithilfe von Tests zu identifizieren. Anabolika werden auch von gesunden Männern, nicht nur von Athleten, eingenommen, die sich ein „männlicheres“ Aussehen wünschen. Eine solche Einnahme ist aber mit einem Gesund- heitsrisiko verbunden, da Nebenwirkungen wie Akne, Leber- schäden, eine Veränderung des Cholesterolspiegels im Blut, zunehmende Aggressivität und andere psychische Nebenwir- kungen auftreten können. Abb.11: Leistungssteigernde Wirkung. Die Abbildung zeigt die geworfenen Distanzen einer Kugelstoßerin in Metern, über die Zeit, bei Einnahme von Oral-Turinabol, eines anabolischen Steroids. Das Rechteck von 28. Juli bis 13. Oktober zeigt den Zeitraum der Drogeneinnahme. Die Aufzeichnungen stammen aus einem ursprünglich geheim gehaltenen Report aus der DDR von 1973. Abb.12: Strukturformel von Testosteron. Die Abbildung zeigt die chemische Struktur des Steroidhormons Testosteron. Alle Steroide besitzen drei sechsgliedrige und einen fünfgliedrigen Ring aus C-Atomen. Aufgaben E 1 In der ehemaligen Deutschen Demo- kratischen Republik (DDR, 1949–1990) wurde systematisch mit steroiden Anabolika gedopt. Es handelte sich dabei sogar um ein vom Staat unterstütztes, geheim gehaltenes Pro- gramm. Man wollte den eigenen Athleten und Athletinnen einen Vorteil verschaffen, trotz der gefährlichen Nebenwirkungen. Sogar jugendliche Mädchen bekamen diese Stoffe verabreicht, was neben der Zunahme an Muskelmasse bei ihnen zu einer Androge- nisierung (Vermännlichung) führte. Lies den Abbildungstext von Abb.11 und interpretiere die Abbildung. Wie groß ist die Zunahme der Distanzen? Wie lange wurde die Droge der Athletin verabreicht? W 2 Recherchiere im Internet sowie in Kapitel 2 und Kapitel 4: Welche natürlichen Steroidhormone außer Testosteron kommen beim Menschen noch vor? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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