am Puls Biologie 6, Schulbuch

41 Hormonsystem Bei Stress arbeiten Hormon- und Nervensystem eng zusammen Glossar 1 Adrenocorticotropes Hormon: Hormon zur Aktivierung der Nebennierenrinde, vom lateinischen ad = neben, ren = Niere, Cortex = Rinde, und vom griechischen tropein = wen- den, also auf die Nebennierenrinde gewandt. Aufgabe E 1 Beim Joggen fängst du recht schnell an zu schwitzen und dein Puls erhöht sich. Obwohl du viel Energie verbrauchst, verspürst du keinen Hunger. Stelle eine Vermutung an, wie diese Symptome zustande kommen, und überprüfe deine Hypothese mit Hilfe von Literatur. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: In der Evolution des Menschen (bzw. seiner Vorfahren) war die beschriebene Stressreaktion eine lebens- wichtige Anpassung an Gefahren der Umwelt, also eine positive Reaktion. In unserer heuti- gen Umwelt ist diese Reaktion nicht immer ganz angepasst, da Stresssituationen oft nicht durch körperliche Leistungsfähigkeit zu bewältigen sind. Ebenso ist die natürliche Abfolge von Stress und Erholung in unserem Leben nicht immer in dem Ausmaß gewähr- leistet, an das der ursprüngliche Mensch an- gepasst ist. Bei Stress wird neben dem Sympathicus auch das Hormonsystem über die Nebennieren aktiv. Diese zwei Hormondrüsen liegen den Nieren auf und bestehen aus zwei unterschiedlichen Antei- len, dem zentralen Nebennierenmark und der umgebenden Nebennierenrinde. In Stresssituationen beeinflusst der Sympathicus auch das Hormonsystem. So hemmt er die Insu- lin-Abgabe in der Bauchspeicheldrüse, um für eine gute Verfügbarkeit von Glukose im Blut zu sorgen. Zugleich aktiviert er das Nebennieren- mark, das daraufhin Adrenalin und Noradrenalin freisetzt ( k Abb.10a). Diese beiden Hormone er- höhen die Stressreaktion des Körpers, sie stei- gern Herzfrequenz und Blutdruck. Daneben fördern sie die Freisetzung von Glukose. In unserer modernen Welt sind Stresssituationen meist emotionaler bzw. geistiger Natur (zB eine Prüfung). Für unsere Vorfahren war aber die Mobilisierung sämtlicher Kräfte oft überlebens- wichtig. Bedrohliche Situationen ließen sich vielfach durch Kampf oder Flucht lösen. Daher spricht man bei einer akuten Stressreaktion vom Fight-or-Flight-Syndrome. Im Gegensatz zu akutem Stress – zB einer Schrecksituation – wird der Mensch oft mit länger anhaltendem Stress konfrontiert. Hier kommt ein anderes System zum Einsatz: Der Hypothalamus aktiviert die Hypophyse, die dar- aufhin adrenocorticotropes Hormon 1 (ACTH) frei- setzt. Dieses Hormon aktiviert die Nebennieren- rinde, welche u. a. mit der Abgabe des Hormons Cortisol reagiert ( k Abb.10b). Cortisol aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge und fördert so die Glukosebildung aus dem Glykogen der Mus- kelzellen. Gleichzeitig hemmt Cortisol auch das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend (daher wird es auch als Medikament eingesetzt). Generell erhöht Cortisol die Widerstandsfähig- keit des Körpers, hat also bei gelegentlicher Stresseinwirkung eine positive Auswirkung. Man nennt diese Reaktion allgemeines Anpassungs- syndrom. Chronischer Stress dagegen führt zu gesundheit- lichen Schäden: Erkrankungen des Herz-Kreis- laufsystems sowie erhöhte Anfälligkeit für Infek- tionskrankheiten können die Folge sein. Akuter Stress führt zur Aktivierung des Nebennierenmarks und Freisetzung von Adrenalin (schnelle Reaktion) Dauernder Stress führt zur Aktivierung der Nebennieren- rinde und Freiset- zung von Cortisol (langsame Reaktion) Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Abb.10: Stressreaktion und Nebennieren. Bei akutem Stress aktiviert das vegetative Nervensystem über den Sympathicus das Nebennierenmark, das mit der Abgabe von Adrenalin und Noradrenalin reagiert. Dies führt zur schnellen Reaktion (Fight-or-Flight-Syndrome). Bei länger dauernden Stress aktiviert die Hypophyse über ACTH die Nebennierenrinde. Diese gibt Cortisol ab, das eine langsame Reaktion hat (allgemeines Anpassungssyndrom). Fight-or-Flight-Syndrom (schnelle Reaktion) Allgemeines Anpassungssyndrom (langsame Reaktion) Hypothalamus Hypophyse Sympathicus Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin ACTH Cortisol Hypothalamus-Hormon Über Nervenzellen aktiviert der Hypothalamus den Sympathicus ,… …der das Nebennierenmark zur Hormonabgabe veranlasst. Über ein Hormon steuert der Hypothalamus die Hypophyse ,… …die über das Hormon ACTH die Nebennierenrinde zur Hormonabgabe ver- anlasst. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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