am Puls Biologie 6, Schulbuch
36 Die Hypophyse ist die oberste Hormondrüse des Körpers Schon der Anblick und die Stimme des eigenen Säuglings können bei der stillenden Mutter den Milchfluss bewirken. Anblick und Stimme sind Signale, die neuronal erfasst werden (über Augen und Ohren). Diese führen dann zur Frei- setzung eines Hormons, des Oxytocins. Neben der Milchproduktion stärkt dieses „Kuschel- hormon“ auch die Mutter-Kind-Bindung. Am Übergang von Nervensystem zum Hormon- system ist eine Struktur beteiligt, die etwa so groß wie ein Kirschkern ist und unter dem Hypo- thalamus hängt – die Hypophyse 1 oder Hirnan- hangdrüse ( k Abb. 5, Detailbild links oben). Genau genommen ist die Hypophyse keine einheitliche Drüse, sondern besteht aus zwei Anteilen, die im Lauf der Embryonalentwicklung zu einer Drüse zusammenwachsen: Neurohypo- physe und Adenohypophyse. Die Neurohypophyse (oder der Hypophysenhin- terlappen) ist eine Ausstülpung des Hypothala- mus und stellt eigentlich keine echte Drüse dar, da die Hormone nicht in ihr gebildet werden, sondern in speziellen Zellen des Hypothalamus, den neurosekretorischen Zellen ( k Abb. 5a). Die Axone dieser Zellen reichen in die Neurohypo- physe und setzen dort ihre Hormone in Blutge- fäße frei ( k Abb. 5b und 5c). Die Neurohypophyse ist für die Freisetzung von zwei Hormonen zuständig: Neben dem oben an- gesprochenen Oxytocin setzt sie Vasopressin (oder Adiuretin) frei, ein Hormon das die Wasser- resorption in den Nieren anregt, dadurch wird der Urin stärker konzentriert und der Blutdruck erhöht. Die Adenohypophyse (oder der Hypophysenvor- derlappen) entsteht aus einer Ausbuchtung der Mundhöhle, schnürt sich im Lauf der Embryonal- entwicklung von dieser ab und vereinigt sich mit der Neurohypophyse. Sie ist eine echte Drüse. Sie erzeugt mindestens neun Hormone. Die Ansteue- rung erfolgt durch den Hypothalamus, der gerin- ge Mengen an freisetzenden und hemmenden Hormonen an die Adenohypophyse abgibt ( k Abb. 5d). Dies erfolgt durch das Pfortadersys- tem der Hypophyse, über Gefäße durch den Hypophysenstiel zu den spezifischen Drüsenzel- len ( k Abb. 5e). Für jedes Adenohypophysenhor- mon gibt es hier einen spezifischen Drüsenzell- typ, der „auf Kommando“ seine Hormone in den Blutstrom freisetzt. Die Adenohypophyse produziert zum einen vier verschiedene glandotrope Hormone zur Steue- rung anderer Hormondrüsen (siehe Abb. 2 auf S. 33). Zum anderen produziert sie Hormone, die direkt auf die Zielorgane wirken: Das Soma- totropin ist das wichtigste Wachstumshormon des Menschen. Es wirkt v. a. an Muskeln, Knochen und Knorpeln. Das Prolaktin fördert Brustwachs- tum und Milchproduktion. Melanotropine sind eine Gruppe von Hormonen, mit denen, neben anderen Funktionen, die Pigmentbildung in der Haut reguliert wird. Endorphine sind schließlich Peptide, mit denen Hunger- und Schmerzgefühl gesteuert wird, die aber auch für Glücksgefühle zuständig sind. Die Hypophyse besteht aus zwei Anteilen, der Neurohypophyse und der Adenohypophyse Abb.5: Hypophyse des Menschen. Die Hypophyse besteht aus einem Vorderlappen (Adenohypophyse) und einem Hinterlappen (Neurohypophyse) mit unterschiedlichen Funktionen. Sie ist mit dem Hypothalamus verbunden. Die Freisetzungshormone werden über das Hypophysen-Pfortadersystem in der Hypophyse verteilt. (Als Pfortader bezeichnet man eine Vene, die sich an beiden Enden in Kapillaren aufzweigt). Pfortadersystem einströmendes Blut Adenohypophyse Neurohypophyse Hypophysenstiel ausströmendes Blut, mit Hormonen beladen Hypothalamus Drüsenzelle Freisetzungshormone und hemmende Hormone werden in winzigsten Mengen von Neuronen des Hypothalamus an das Pfortadersystem abgegeben. Sie steuern die Hormonproduktion von jeweils spezifi- schen Typen von Drüsenzellen in der Adenohypophyse. Mindestens neun verschiedene Peptid- und Proteohormone werden von dort mit dem Blutstrom im Körper verteilt. Neurosekretorische Zellen des Hypothalamus bilden selbst Neurohormone. Diese Peptidhormone der Neurohypophyse werden mit dem Blut- strom im Körper verteilt. Neuronale Informati- onsverarbeitung führt zur Aktivierung von be- stimmten neurosekre- torischen Nervenzellen. Glossar 1 Hypophyse: Hirnanhangsdrüse, vom griechi- schen hypó = unten und physis = Körper. Aufgabe W 1 „ Die Hypophyse ist kein einheitliches Organ und nur zum Teil Drüse.“ Begründe, warum diese Aussage wahr ist. W 2 Neben der Hypophysenpfortader gibt es beim Menschen eine zweite, größere Pfor- tader: die Leberpfortader. Wiederhole mit am Puls Biologie 5, welche Funktion dieses Gefäß hat. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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