am Puls Biologie 6, Schulbuch
166 Methoden in der Praxis Prospektion mineralischer Rohstoffe Wie du auf S. 159 gelesen hast, ist das Sammeln von Wissen über den Aufbau der Erde die wohl älteste Wissenschaft. Wo- her kommt das? Stein ist nicht gleich Stein, und zu wissen, woraus man die besten Werkzeuge fertigen kann, brachte den Menschen der Steinzeit große Vorteile. So war bereits in der Altsteinzeit bekannt, dass Feuerstein sich scharfkantig spal- ten lässt und so wirksame Klingen hergestellt werden können. In der Jungsteinzeit entdeckten Menschen, dass Ton zu Gefä- ßen gebrannt werden kann. Später (in den Perioden der Bronze- und Eisenzeit) erkannten Menschen, dass aus bestimmten Mineralen bei großer Hitze wertvolle Metalle gewonnen werden konnten. Solche metall- reiche Minerale werden Erze genannt. Nach Kupfer wurde Bronze (eine Legierung aus Kupfer und Zinn) und schließlich Eisen verarbeitet. Im Lauf der Zeit wuchs das Wissen über Er- ze und Erzlagerstätten immer weiter an. Das Verständnis der Geologie wurde bedeutend: Welche Gesteine führen Erze? Wo und warum treten diese auf? Im Laufe der Geschichte wurde die Suche nach Lagerstätten immer bedeutsamer. Neben den begehrten Erzen war auch das Auffinden von Baustoffen und fossilen Brennstoffen bedeut- sam. Heute arbeiten Teams von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern an der Prospektion von Rohstofflagerstätten. Dabei kommen unterschiedliche Methoden zur Anwendung: Erkundungsbohrungen, Auswertung von Erdbebenwellen, Radarmessungen u. a. Techniken ermöglichen Aufschluss über die Beschaffenheit des Untergrunds und mögliche Lagerstätten. Wie du in Abschnitt 9.3 gelesen hast, lässt sich Österreich in verschiedene geologische Zonen gliedern (S. 165). Viele mine- ralische Rohstoffe sind in ganz bestimmten Zonen oder Ge- steinen zu finden. So findet sich der oben genannte Ton etwa in Sedimenten der Molassezone, teilweise auch in inneralpi- nen Becken. Kupfer- und Eisenerzerze ( k Abb.11b) dagegen sind v.a. in den paläozoischen Gesteinen (zB metamorphe Schiefer) der Grauwackenzone zu finden. Bedeutsam sind auch die mächtigen Sedimentgesteine der Kalkalpen. Kalk ( k Abb. 12a) selbst ist ein wichtiger Baustoff, ebenso gibt es in dieser Zone Lagerstätten von Gips und Salz. Auch der ein- gangs erwähnte Feuerstein kommt in Kalkgestein vor. Was sagen Pflanzen über den Boden aus? Kann man in freier Natur sehen, woraus der geologische Un- tergrund besteht, auf dem man steht? Natürlich ist das mög- lich, wenn das Gestein freiliegt (etwa in einem Steinbruch). Doch auch die Vegetation lässt in vielen Fällen Rückschlüsse zu. Biologinnen und Biologen erkennen anhand so genannter Zeigerpflanzen Details über die Beschaffenheit des Bodens und des Muttergesteins. So ist ein Boden über Kalk generell trockener und wärmer als ein Silikatboden (etwa ein Boden über Granit oder Glimmerschiefer). Daher finden sich in den Kalkalpen deutlich andere Pflanzen- arten als in den Zentralalpen oder der Grauwackenzone, die aus silikatischen Gesteinen bestehen: Das Schnee-Heidekraut ( Erica carnea ) kommt in der alpinen Stufe über Kalk vor, wäh- rend die ähnliche Besenheide ( Calluna vulgaris ) über Silikat- gestein vorkommt ( k Abb.12a und b). Seltener sind so genannte Metall-Zeigerpflanzen, die auf eine Schwermetallbelastung von Böden hinweisen. So deuten et- wa die Galmei-Grasnelke ( Armeria maritima halleri ) oder manche Leimkrautarten (Gattung Silene ) auf Belastung mit Zink, Cadmium oder Quecksilber hin. Abb.11: Kalk aus den Kalkalpen (a), Erzabbau am Erzberg (Stmk. ) ( b ). a b Abb.12: Winter-Heidekraut (a) und Besenheide (b), zwei typische Zeigerpflanzen für Kalk- und Silikatböden. a b Bodenschätze, Prospektion und Zeigerpflanzen Aufgaben E 1 Finde im Internet heraus, wie Kupfer, Bronze und Eisen aus Erz gewonnen wird. Stelle auf einer A4-Seite einen Überblick zu- sammen, wie die Gewinnung erfolgt und wel- che Bedeutung diese Metalle in historischer Zeit hatten und heute haben. E 2 Betrachte in deinem Atlas eine Karte Österreichs, in der Bodenschätze eingezeich- net sind. Versuche, die Vorkommen in Über- einstimmung mit der geologischen Karte Österreichs (vgl. Aufgabe 1 auf S. 165) zu brin- gen. Gibt es Rohstoffe, die vorrangig in be- stimmten Zonen auftreten? Welche Rohstoffe sind in Nähe deines Wohnorts zu finden? E 3 Suche im Internet typische Zeiger- pflanzen für folgende Bodentypen: Trockene und nasse Böden, nährstoffreiche und nähr- stoffarme Böden, kalkreiche und silikatreiche Böden. Kannst du einige dieser Pflanzen in deiner Wohnumgebung finden? Versuche zu überprüfen, ob die Bodenbedingungen und Zeigerwirkung übereinstimmen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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