am Puls Biologie 6, Schulbuch
153 Verhaltensbiologie Blick in die Forschung Werkzeuggebrauch bei Tieren Nicht nur Menschenaffen können Werkzeuge verwenden! Unter den Primaten ist das Verwenden von verschiedenen Werkzeugen recht verbreitet. Schimpansen, Orang-Utans, Gorillas und auch andere Primaten sind imstande, Werkzeuge zu benutzen. Die britische Forscherin Jane Goodall verbrachte viele Jahre damit, das Verhalten der Schimpansen im Gombe Stream Nationalpark in Tanzania in Afrika zu studieren. Sie erforschte das „Termitenfischen“ bei Schimpansen ( k Abb.18), ein Verhalten bei dem sich die Tiere passende Ästchen und Grashalme zurechtmachen, um damit anschließend Termiten aus dem Bau zu holen. Noch überraschender klingt es, dass auch Delfine Werkzeuge benutzen! In Australien wurden 1997 Delfine entdeckt, die Schwämme dazu nutzen, um besser jagen zu können. Die Tiere lösen dazu erst einen Schwamm vom Meeresgrund und stülpen ihn über ihren Schnabel. Vermutlich schützen die Delfine damit ihre Schnäbel vor Schnitten und Stichen, wäh- rend sie am Meeresgrund nach Fischen jagen. Forscher haben außerdem herausgefunden, dass diese Verhaltensweise nicht von allen Delfinen beherrscht wird, sondern dass die Tiere das Verhalten von ihren Müttern lernen müssen. Rabenvögel sind besonders intelligente Vögel, die sich eben- falls Werkzeuge zunutze machen. An der Universität Wien be- schäftigen sich Forscher und Forscherinnen damit, wie diese Vögel Probleme lösen und wie sie diese Fähigkeiten erlernen und weitergeben können. Ähnlich wie die Schimpansen, die nach Termiten fischen, sind manche Krähen imstande, Stöck- chen zu benutzen, um Insekten aus der Baumrinde zu holen ( k Abb.19). Abb.18: Links: Jane Goodall erforschte in den 1960er Jahren in Tanzania das Verhalten von Schimpansen. Rechts: Ihre Entdeckung, dass Schimpansen mit kleinen Ästen nach Termiten „fischen“ war bahnbrechend. Bis dahin dachte man, allein der Mensch wäre imstande, Werkzeuge zu benutzen. Abb.19: Neukaledonische Krähen verwenden Stöckchen zur Nahrungssuche. Aufgaben E 1 Krähen in Japan wurden dabei beob- achtet, wie sie Nüsse auf der Straße auf Fuß- gängerübergängen fallen ließen, und dann darauf warteten, dass diese von den vorbei- fahrenden Autos aufgeknackt wurden. Sobald die Autos anhielten, um Fußgänger vorbei zu lassen, mussten die Vögel die geknackten Nüsse nur mehr einsammeln. Von diesen Krä- hen gibt es einige Videos im Internet, zB auf youtube von BBC Natural History. Beobachte das Verhalten der Tiere in den Videos. Stelle eine Vermutung an, wie die Krähen dieses Verhalten gelernt haben könnten. Diskutiert eure Ideen anschließend gemeinsam in der Klasse. W 2 Nicht nur Säugetiere und Vögel kön- nen Werkzeuge benutzen! Oktopusse benut- zen Kokosnussschalen auf eine ganz beson- dere Art und Weise. Recherchiere wozu sie sich diese aneignen! W 3 Wie im Text dieses „Blicks in die For- schung“ beschrieben lernen Delfine von ihren Müttern, ihre Schnäbel mit Schwämmen zu schützen. Erläutere, um welche Art des Ler- nens es sich dabei handelt. Lies dazu in den Themenseiten nach. Literatur: Rutz, C.; Bluff, L. A.; Reed, N.; Troscianko, J.; Newton, J.; Inger, R.; Kacelnik, A.; Bearhop, S.: The Ecological Significance of Tool Use in New Caledonian Crows. In: Science. 2010, Jg. 329, Nr. 5998, S. 1523–1526. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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