am Puls Biologie 6, Schulbuch
151 Verhaltensbiologie 8.4 Menschliches Verhalten Glossar 1 Primaten: Gruppe zu der Affen, Halbaffen, Menschenaffen und auch Menschen gezählt werden. 2 Kognition : Alle Denkprozesse eines Tieres, also alle Prozesse bei denen Informationen verarbeitet werden. Vom lateinischen cognitio = erkennen. Aufgabe W 1 An der Universität Wien beschäftigen sich Forscherinnen und Forscher in der Verhal- tensbiologie und Kognitionsforschung mit der Kommunikation von Tieren. Recherchiere im Internet und identifiziere drei Arten, deren Verhalten erforscht wird. Tierisches Verhalten – Menschliches Verhalten Zwillingsstudien: Nature vs. Nurture Nachdem Zwillinge in denselben Familien auf- wachsen, und daher nicht nur ihre Gene sondern auch die Familienumgebung teilen, lassen sich so Vergleiche anstellen: Meist werden eineiige Zwillinge (die alle Gene miteinander teilen, k Abb.15) mit zweieiigen Zwillingen (die im Mittel die Hälfte aller Gene miteinander teilen) verglichen. Die Forschungsrichtung, die sich mit solchen Studien beschäftigt, nennt man Verhal- tensgenetik. Mit einer ausreichender Anzahl von untersuch- ten Zwillingspaaren lassen sich so Rückschlüsse darauf treffen, welcher Anteil der Variation eines Verhaltens genetisch bestimmt ist, und welcher umweltbeeinflusst ist. Mithilfe solcher Zwillingsstudien konnte errech- net werden, dass fast alle unserer Verhaltens- eigenschaften, von der Aggressivität bis hin zur Offenheit einer Person, von den Genen mitbe- stimmt werden. Die Zwillingsstudien zeigen also, dass sich einei- ige Zwillinge auch im Verhalten und in ihrer Per- sönlichkeit ähnlicher sind als zweieiige Zwillinge. Unsere Gene haben also einen Einfluss auf unser Verhalten, der Umwelteinfluss ist aber min- destens genauso wichtig! Unsere Gene bestim- men allerdings nicht, ob sich jemand in einer ge- wissen Situation aggressiv verhält oder nicht! Sie sind bloß eine gewisse Vorbedingung, nicht mehr. Welcher Anteil der Variation in einer Verhaltensweise genetisch bestimmt ist lässt sich durch Zwillingsstudien feststellen Abb.15: Eineiige Zwillinge Manche Konzepte aus der Verhaltensbiologie von Tieren können sinnvoll auf menschliches Ver- halten übertragen werden. Jedoch sollte man hier durchwegs vorsichtig sein! Menschliches Verhalten ist äußerst komplex und situationsab- hängig. Nur wenige Verhaltensweisen (zB der Klammerreflex, k Abb. 2) sind wirklich vollständig genetisch festgelegt. Fast alle menschlichen Ver- haltensweisen sind auch stark von der Umwelt abhängig. Ein Aspekt dabei ist, dass wir Menschen unsere Umwelt aktiv gestalten. Auch Tiere können ihre Umwelt verändern, jedoch wir Menschen haben dies in einem nicht vergleichbaren Ausmaß ge- tan: Menschen haben eine komplexe Kultur mit Sprache und Schrift entwickelt, wir bauen Städte, leben in Häusern und betreiben Landwirtschaft zur Versorgung unserer Art. All dies beeinflusst unser Verhalten. Vergleichende Studien zwischen Menschen und Tieren, insbesondere mit anderen Primaten 1 , bie- ten Forschern und Forscherinnen die Möglichkeit zu studieren, in welchen Verhaltensweisen wir unseren nächsten Verwandten ähneln, und wel- che daher angeboren sind. Mit der Erforschung der Sprachfähigkeit und der Intelligenz setzt sich beispielsweise die Kognitionswissenschaft 2 aus- einander ( k Abb.14). Welche Teile unseres Verhaltens ein Produkt der Evolution sind und in unseren Genen liegen, und welche und zu welchem Ausmaß von unserer Er- ziehung und Umwelt abhängig sind, sind Fragen, die Forscher und Forscherinnen nach wie vor be- schäftigt. Man nennt dies die „Nature vs. Nurtu- re“-Debatte (Natur vs. Aufzucht). Menschliches Verhal- ten ist komplex und situationsabhängig Die Kognitionsfor- schung beschäftigt sich unter anderem mit der Sprachfähig- keit und Intelligenz Abb.14: Kleinkind und Schimpanse. Obwohl Schimpan- sen im Gegensatz zu kleinen Kindern die Laute, die zum Sprechen nötig sind, nicht produzieren können, so sind sie dennoch imstande Symbole und damit eine Art Zeichensprache zu erlernen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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