am Puls Biologie 6, Schulbuch

147 Verhaltensbiologie Operante Konditionierung – Lernen durch Versuch und Irrtum In ähnlicher Weise können Tiere lernen, bestimm- te Handlungsabläufe verstärkt oder weniger oft zu zeigen, wenn sie beim zufälligen Auftreten dieser Verhaltensweise belohnt oder bestraft werden. Diese operante Konditionierung wurde vom amerikanischen Psychologen Burrhus F. Skinner näher untersucht. Eine Ratte wurde dazu in einen Kasten mit meh- reren Hebeln gesetzt und mit Futter belohnt, wenn sie bei ihren Erkundungen zufällig eine be- stimmte Taste drückte. Innerhalb kurzer Zeit lern- te die Ratte durch Versuch und Irrtum (trial and error), eine bestimmte Taste mit Nahrung zu ver- binden und sie entsprechend häufiger zu drücken. Es ist bemerkenswert, dass Belohnung und Be- strafung hier aber unterschiedlich wirksam sind. Bestrafung unterdrückt ein Verhalten. Diese be- dingte Hemmung bleibt bestehen solange die Bestrafung anhält. Das Verhalten tritt aber häu- fig wieder auf, nachdem die Bestrafung aufge- hört hat. Eine positive Verstärkung, das heißt eine Beloh- nung, wirkt dauerhafter, wie durch Experimente gezeigt werden konnte. Durch Versuch und Irrtum lernen nicht nur Tiere sondern ebenso wir Menschen. Angeborene Ver- haltensweisen können so optimiert werden. Menschen lernen zB sehr schnell einen Ton mit einem leichten Luftstoß auf das Auge zu verbin- den, sodass wir auf den Ton dann unmittelbar mit dem Lidschlussreflex (siehe Kapitel Nerven- system) reagieren. Verstärkung durch Belohnung und Bestrafung sind außerdem wesentliche Elemente unseres täglichen Miteinanders, nicht nur in der Erzie- hung kleiner Kinder. Die Konditionierung kann aber nur Teile des menschlichen und tierischen Verhaltens erklären. Bei den meisten Verhaltens- weisen sind komplexere Formen des Lernens, wie zB Lernen durch Beobachtung oder durch Einsicht beteiligt. Belohnung wirkt dauerhafter auf das Verhalten als Bestrafung Soziales Lernen Zahlreiche Tierarten können durch das Beobach- ten von Artgenossen deren Verhaltensweisen und deren Methoden Probleme zu lösen über- nehmen und in ihr eigenes Verhalten einbauen. Soziales Lernen durch Imitation setzt voraus, dass Tiere in der Lage sind das nachahmenswer- te Verhalten vom Vorbild loszulösen und auf sich selbst zu übertragen. Eine solche Imitation kann zur Ausbildung von regelrechten Traditionen führen! Bei Schimpan- sen gibt es zahlreiche Beispiele solcher Traditio- nen. So werden in der Schimpansenpopulation in Guinea Nüsse immer nur mit Steinen, an der Elfenbeinküste aber auch mit Stöcken aufge- schlagen. Meist lernen Tiere aber nicht nur durch Imitation, sondern sie perfektionieren ihr Verhalten weiter durch Versuch und Irrtum. Um den Umgang mit schwer zu fangender Beute, oder die Fortbewe- gung in schwierigem Gelände zu beherrschen reicht es nicht einfach nur „zuzusehen“ – selber üben, ausprobieren und perfektionieren ist ge- fragt. Soziales Lernen geschieht durch Beobachtung und Nachahmung von Artgenossen Information und Kommunikation Abb.8: Werkzeuggebrauch bei Gorillas. Dieses Gorillaweibchen benutzt einen Stock um die Tiefe des sumpfigen Wassers zu bestimmen, bevor sie es durchquert. Aufgaben W 1 Haustierbesitzer und -besitzerinnen bedienen sich der klassischen Konditionie- rung und der operanten Konditionierung bei der Erziehung ihrer Tiere. Nenne jeweils ein Beispiel dafür, wo diese Lernmechanismen benutzt werden, um ein Tier zu erziehen. W 2 Soziales Lernen spielt auch beim Menschen eine große Rolle. Finde drei Beispiele dafür, und erkläre die Lern- mechanismen. Basiskonzept Information und Kommunikation: Lernen durch Imitation ist eine fort- geschrittene Art des Lernens durch Be- obachtung und Nachahmung. Durch Imitation können Verhaltensweisen weitergegeben werden obwohl sie nicht genetisch vererbt werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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