am Puls Biologie 6, Schulbuch

135 Immunsystem Wenn das Immunsystem über- oder unterreagiert Ein Hauptproblem bei einer Organtransplantati- on ist, dass das Immunsystem das transplantier- te Organ als Fremdkörper wahrnimmt und absto- ßen kann. Man versucht dem beizukommen, indem ein Spender oder eine Spenderin mit ei- ner möglichst hohen Übereinstimmung in den MHCs der Zellen gesucht wird. Außerdem wird die Immunabwehr des Empfängers oder der Empfängerin mithilfe von Medikamenten, soge- nannten Immunsuppressiva 1 , abgeschwächt. Neben einer Überreaktion kann auch eine Unter- reaktion des Immunsystems gefährlich sein. Manchmal erkennt das Immunsystem Tumore im Körper nicht als entartet und toleriert sie irrtüm- lich. Krebszellen können es schaffen das Immun- system zu täuschen. Sie entstehen aus eigenen Zellen und tragen noch viele Merkmale des Ge- webes, aus dem sie kommen. Mithilfe von Im- muntherapien versucht man, das Immunsystem auf die entarteten Zellen aufmerksam zu machen. Bei Organtrans- plantationen kann es sein, dass das Immunsystem das neue Organ abstößt Glossar 1 Immunsuppressivum: Medikament, das die Immunreaktion des Körpers vermindert. Eine immunsuppressive Therapie wird zB nach Transplantationen aber auch bei Autoimmun- erkrankungen angewandt. Diese Medikamen- te haben jedoch Nebenwirkungen, da sie die Abwehrmechanismen reduzieren. Der Körper erkennt unter Einnahme zB Krebszellen schwieriger. 2 Neurologische Erkrankung: Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns und des Nervensystems. 3 Myelinscheide: Fetthaltige Schicht, die die Fortsätze der Nervenzellen umgibt und schützt, siehe auch Kapitel Nervensystem. Aufgabe S 1 In Österreich gilt bei Organtransplan- tationen die „Widerspruchslösung“. Wenn ein schwerer Verkehrsunfall passiert, bei dem eine Person verstirbt, bedeutet dies, dass die noch funktionsfähigen Organe entnommen werden dürfen, solange diese Person nicht im vorhinein erklärt hat, dass sie das ablehnt. In Deutschland hingegen ist die Situation umgekehrt: Organe dürfen nur dann entnom- men werden, wenn eine Spenderin oder ein Spender im Vorhinein einer zukünftigen Organspende zustimmen. Diskutiere mit deinen Mitschülern und Mit- schülerinnen: Welche Vor- und Nachteile hat die österreichische Regelung? Autoimmunerkrankungen Die wichtigste Fähigkeit des Immunsystems ist es, zwischen eigen und fremd zu unterscheiden. Wo das nicht perfekt funktioniert kommt es zu sogenannten Autoimmunerkrankungen, wie zB bei Rheuma oder bei Multipler Sklerose. Dabei greift das Immunsystem körpereigene Struktu- ren an. Je nachdem welche Körperzellen ange- griffen werden kommt es zu unterschiedlichen Krankheitsbildern. Bei Rheuma, einer chronischen Gelenksentzün- dung, richtet sich das Immunsystem gegen die Zellen der Gelenksinnenhaut. Die Ursachen für diese Fehlfunktion des Immunsystems sind nach wie vor unbekannt. Multiple Sklerose ist eine neurologische 2 Erkran- kung, bei der Immunzellen eigene Zellen des zentralen Nervensystems angreifen. Die Sympto- me sind vielfältig und hängen davon ab, wo ge- nau die Angriffsherde liegen. Seh- und Sensibili- tätsstörungen sind häufig. Bei Autoimmuner- krankungen richtet sich das Immun- system gegen körpereigene Zellen Abb.10: Multiple Sklerose. Bei dieser Krankheit greifen Immunzellen die Myelinscheiden 3 der Nervenzellen an und beschädigen diese (siehe auch Kapitel Nervensystem) Von MS betroffener Nerv mit fortschreitender Schädigung der Myelinscheiden 3 . Gesunder Nerv mit intakten Myelinscheiden 3 . Abb.11: Rheuma. Das Immunsystem greift die Gelenke an, häufig an Händen und Füßen was zu Entzündun- gen und schließlich zu Fehlstellungen führt Nur zu u Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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