am Puls Biologie 6, Schulbuch

119 Ökologie Beispiel Fließgewässer: Zonierung und Selbstreinigung Der Fluss ist ein ganz anderes Ökosystem als der Wald. Hier ist im wahrsten Sinne (fast) alles „im Fluss“ – was dieses System entscheidend prägt. Betrachte zunächst den Faktor Sauerstoff. Die Versorgung damit ist in natürlichen Fließgewäs- sern normalerweise gut: Die Strömung sorgt für ausreichende Belüftung und stetige Zufuhr frischen Wassers. Je turbulenter das Wasser fließt und je kälter es ist, desto mehr Sauerstoff ist gelöst. Die meisten Fließgewässer beginnen steil und enden flach. Zwischen Quelle und Mündung ändern sich daher das Strömungsverhalten und damit auch der Sauerstoffgehalt und die Wasser- temperatur. Dadurch entstehen typische Abschnitte (Regionen), die nach den jeweiligen Leitfischen benannt sind ( k Abb. 20). Soweit das Ideal — aber kennst du einen Fluss, der dem entspricht? Vor allem in den Mittel- und Unterläufen haben massive wasserbauliche Ein- griffe wie Begradigungen und Staustufen das Fließverhalten und damit die Lebensgemein- schaften unserer Flüsse gravierend verändert. Gewässer leben zum großen Teil vom Nähr- stoffeintrag von außen: eingeschwemmte Erde, eingewehtes Laub, von Forellen erbeutete Flug- insekten. Werden allerdings biologisch abbaubare organi- sche Stoffe oder Nährsalze in größerer Menge eingetragen, etwa durch Abwasser, Gülle (Urin und Kot landwirtschaftlicher Nutztiere) oder Mineraldünger, kommt es zur Eutrophierung 1 . Plötzlich vermehren sich Mikroorganismen enorm. Organisches Material wird unter Ver- brauch von Sauerstoff abgebaut. Freigesetzte Mineralstoffe führen zu verstärktem Algenwachs- tum. Im Extremfall wird aus dem Fluss ein stin- kender, durch Schwebstoffe, Cyanobakterien und Algen undurchsichtiger Wasserkörper, an dessen Grund anaerobe Verhältnisse herrschen und Faulschlamm abgelagert wird. Einige Kilometer flussabwärts sieht es aber schon wieder anders aus: Der Abbau organischer Substanzen ist fortgeschritten, Mineralstoffe wurden von Wasserpflanzen aufgenommen, die Bakterienpopulationen und damit der Sauer- stoffverbrauch nehmen wieder ab. Die Selbst- reinigungskraft eines Fließgewässers kann mit einer nicht allzu massiven Verschmutzung durch- aus fertig werden. Dabei helfen Saprobien 2 . Das sind im Faulschlamm lebende Pilze, Bakterien und tierähnliche Einzeller, aber auch Krebse, In- sekten usw., die somit als Bioindikatoren dienen (siehe S. 123, Methode). Ein Fluss verändert seine Gestalt von der Quelle bis zur Mündung. Dabei än- dern sich auch Fak- toren wie Sauerstoff und Temperatur Abb.20: Zwischen Quelle und Mündung ändern sich die ökologischen Parameter und damit die Artzusammensetzung. Forellenregion Äschenregion Barbenregion Brachsenregion Kaulbarsch- Flunder-Region Profile Bodenart Fels und große Steine Kies Sand Feinstmaterial Leitfische 22 °C 2 °C mittlere Wasser- temperatur (°C) Sommer Winter Steuerung und Regelung Glossar 1 Eutrophierung: (gr. eutrophos = gut nährend) Anreichern von Nährstoffen (Überdüngung) in einem Ökosystem 2 Saprobien (gr. sapros = faul; gr. bios = Leben) Fäulnisbewohner Aufgaben W 1 Begründe, warum die Selbstreini- gung in einem Fließgewässer besser funktio- niert als in einem See. Basiskonzept Steuerung und Regelung: Ökosysteme regeln sich selber und können sich da- durch in begrenztem Umfang erhalten bzw. regenerieren. Nur zu Prüfzweck n – Eigentu des Verlags öbv

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