am Puls Biologie 6, Schulbuch
112 Warntracht und Mimikry sind zwei Möglichkeiten, Räuber fernzuhalten Die Blattlaus wird von vielen Fressfeinden gejagt. Wehren kann sie sich nicht. Bei einigen anderen Arten entstanden jedoch im Lauf der Evolution Schutzmechanismen gegenüber Räubern. Beson- ders auffällig ist die Warntracht: Tiere mit der Farbkombination schwarz-gelb oder schwarz-rot produzieren oft Gift (zB Bienen, Wespen, Feuer- salamander). Es gibt Hinweise darauf, dass Räu- ber bei derart gefärbten Beutetieren vorsichtig agieren oder diese meiden. Der Schutzmechanis- mus kann jedoch nur funktionieren, wenn Räu- ber ihren ersten Fressversuch überleben. Davon profitieren auch Tiere mit Scheinwarn- tracht (Mimikry). Beide Insekten in Abbildung 12a und 12b sehen aus wie Hornissen. Bei dem Tier in Abbildung 12b handelt es sich aber um einen harmlosen Schmetterling. Der Schutz be- steht, solange es deutlich weniger Falter als Hor- nissen gibt. Geraten sie in die Überzahl, könnte die Täuschung auffliegen. In Tabelle 3 findest du weitere Täuschungsstrategien. Beachte, dass Räuber ihrerseits solche Mechanismen anwen- den, um ihre Beute zu fangen. Die Farbkombi- nation schwarz-gelb oder schwarz-rot ist oft ein Zeichen für Giftigkeit Tab. 3: Mechanismen der Täuschung. Anpassungen von Beutetieren verbessern die Verteidigung gegen Räuber, Anpassungen von Räubern erhöhen den Fangerfolg. Bezeichnung (Träger) Erklärung Beispiele Warntracht (Beute) Färbung eines giftigen/wehrhaften Tieres signalisiert Gefahr für Räuber Hornisse ( k Abb.12a), Feuersalamander Scheinwarntracht oder Mimikry (Beute) Färbung eines harmlosen Tieres gleicht der eines giftigen/wehrhaften Tieres Hornissenschwärmer ( k Abb.12b), manche Schwebfliegen Schrecktracht (Beute) Überraschend plötzlicher Stellungs- oder Farbwechsel bei Organismen Augenflecken bei Larven und erwachsenen Schmetterlingen Nachahmung oder Mimese (Beute, Räuber) Täuschende Ähnlichkeit von Organis- men mit unbeachteten Dingen ihrer Umwelt Spannerraupen und Gespenstschrecken ähneln Pflanzenteilen Umgebungstracht oder Kryopsis (Beute, Räuber) Farb- und Formähnlichkeit mit ihrer Umgebung Streifenmuster von Zebras, Farbwechsel bei Tintenfischen, Weißfärbung von Polartieren ( k Abb.12c) Locktracht (Räuber) Farb- oder Formübereinstimmung eines Organismus mit Nahrung oder Sexualpartner einer Beuteart Sekrettröpfchen des fleischfressenden Sonnentaus locken Insekten an; Wurmimitat auf Rückenflossenstrahl des Anglerfisches lockt Fische an ( k Abb.12d) Induzierte Abwehr (Beute) Die Anwesenheit eines Räubers löst bei der Beute Abwehrmechanismen aus Pflanzen bilden vermehrt unverdauliche oder giftige Stoffe, wenn sie gefressen werden; Wasserflöhe bilden in Anwesen- heit von Räubern „Helme“, die ihnen als mechanischer Schutz dienen ( k Abb.12e) Abb.12: Mechanismen der Täuschung. a) Warntracht der Hornisse, b) Scheinwarntracht (Mimikry) des Hornissenschwär- mers, c) Umgebungstracht des Polarfuchses, d) Locktracht des Anglerfisches, e) induzierte Abwehr von Wasserflöhen a b c d e Aufgaben W 1 Liste weitere Beziehungen auf, wie die Organismen in Abb.11 miteinander in Be- ziehung stehen. Beachte dabei sowohl direkte (zB Räuber-Beute) als auch indirekte Bezie- hungen (zB erst durch die Bestäubung der Wirtspflanze durch Bienen werden Samen und damit neue Pflanzen ermöglicht, die neue Nahrungsquellen für Blattläuse darstel- len). Du wirst feststellen, dass selbst Arten, die keinen Einfluss auf andere zu haben scheinen, in Beziehung zu diesen stehen. W 2 Überlege und begründe: Wie stehen in Abbildung 11 Marienkäfer, Florfliegen, Gall- mücken und Schlupfwespen zueinander? S 3 Entwerfe aufgrund der in Abbildung 11 dargestellten Beziehungen eine Strategie zur biologischen Bekämpfung von Blatt- läusen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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