am Puls Biologie 6, Schulbuch
111 Ökologie Es gibt positive, negative und neutrale Beziehungen zwischen den Arten einer Lebensgemeinschaft Direkte Konkurrenz wie bei den Seepocken ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, wie Arten aufeinander wirken. In Tabelle 2 (S. 103) hast du gesehen, dass die Beziehungen zwischen ver- schiedenen Arten in einem Lebensraum äußerst verschieden sein können. Je mehr Arten dort leben, umso komplexer wird das Beziehungs- geflecht. Die Gesamtheit aller Arten in einem Lebensraum bezeichnet man als Biozönose (Lebensgemein- schaft). Eine solche Biozönose besteht nicht aus zufällig zusammengewürfelten Arten. Vielmehr ist sie eine charakteristische Gemeinschaft von Arten, die miteinander in Wechselbeziehungen stehen. So besteht die Biozönose unserer Laubwälder aus einer charakteristischen Kombination von rund 4 000 Pflanzen- und 7000 Tierarten. Hinzu kommen zahlreiche Pilze und Bakterien. In Abbildung 11 sind verschiedene Wechselbe- ziehungen am Beispiel einer Blattlausart aufge- führt. Blattläuse stechen mit ihren Saugrüsseln das Phloem 1 der Pflanzen an und entziehen ih- nen zuckerhaltigen Saft. Überschüssigen Zucker scheiden sie als „Honigtau“ wieder aus. Aus den Beispielen in Abbildung 11 kannst du ein vielfältiges Miteinander und Gegeneinander zwischen der Blattlaus und anderen Arten der Biozönose erkennen. Die aufgeführten Wechselbeziehungen machen deutlich, dass Blattläuse das Schicksal anderer Arten entscheidend mitbestimmen. Anders ge- sagt: Die Gemeinschaft der Arten bestimmt weit- gehend das Schicksal der Einzelarten. Die Biozönose ist die Gesamtheit aller Ar- ten in einem Lebens- raum; zwischen den Arten gibt es eine Vielzahl von wech- selseitigen Bezie- hungen Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Abb.11: Wechselbeziehungen einer Blattlausart mit anderen Arten. + = fördernd; – = hemmend; 0 = neutral. Symbiose (+/+): Die Ameisen ernähren sich vom Honigtau, den Blattläuse ausscheiden. Die Ameisen schützen die Blattläuse vor Feinden, manche lassen Blattlauseier im Ameisenbau überwintern. Parabiose (+/0): Bienen lecken Honigtau. Im Hochsommer, wenn Nektar knapp wird, sind sie auf die Zusatznahrung angewiesen. Räuber-Beute-Beziehung (+/–): Marienkäfer, Larven von Florfliege und Gallmücke sind drei Beispiele für zahl- reiche Arten, die Blattläuse fressen. Parasitismus (+/–): Schlupfwespenarten legen ihre Eier in Blattläuse. Die Larven ernähren sich von den Organen der Blattlaus. Nahrungsbeziehung (+/–): Blattläuse saugen an Pflanzen- arten. Bei Massenbefall können diese Pflanzen eingehen. Konkurrenz (–/–): Andere pflanzensaugende Insektenarten (hier Schildläuse) machen der Blattlaus die Ressource Pflanzensaft streitig. 2 Glossar 1 Phloem: Leitgewebe der Pflanzen; in den Siebröhren bzw. Siebzellen des Phloems wer- den Zucker (v.a. Saccharose) transportiert (s. am Puls Biologie 5) 2 Parabiose (Amensalismus) : Beziehung zwi- schen zwei Arten, bei der ein Partner einen Vorteil hat, ohne dass der andere geschädigt wird, oder bei der sich die Arten nicht offen- sichtlich gegenseitig beeinflussen. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Die Organismen in einer Biozönose stehen in einer Beziehung zueinander und sind in ihrer Lebensweise aneinander angepasst. Beute und Räuber reagieren beispielsweise aufeinander mit der Entwicklung bestimmter Schutz- bzw. Angriffsmechanismen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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