am Puls Biologie 5, Schulbuch

90 Methoden in der Praxis Diagnose und Behandlung von Laktoseintoleranz Was ist Laktoseintoleranz? Sicher kennst du jemanden, der an Laktoseintoleranz leidet – vielleicht bist du selbst betroffen. Menschen mit Laktoseinto­ leranz oder Milchzuckerunverträglichkeit können Milchzucker ( Laktose ) nicht oder nur schlecht verdauen. Unverdauter Michzucker gelangt in den Dickdarm, wo er von Darmbakterien aufgenommen und verarbeitet wird. Dabei entsteht Milchsäure, Methan und Wasserstoff, was zu Blähun­ gen und Durchfall führt. Wie kommt es zur Unverträglichkeit? Laktose ist ein wichtiger Nährstoff in der Milch, die ja die alleinige Nahrung aller jun­ gen Säugetiere ist. Demnach können auch alle gesunden neu­ geborenen Säugetiere – so auch wir Menschen – Milchzucker verdauen. Dies erfolgt durch das Enzym Laktase , welches das Disaccharid Laktose in zwei Einfachzucker spaltet. Wenn sich junge Tiere bzw. Menschen von Muttermilch auf andere Nah­ rung umgewöhnen, sinkt die Laktaseproduktion normalerwei­ se auf unter ein Zehntel – Milch steht in der Natur nicht auf dem Speiseplan von ausgewachsenen Tieren. Anders gesagt: Laktoseintoleranz ist ein natürlicher Zustand – wozu soll der Körper ständig ein Enzym produzieren, das nicht mehr ge­ braucht wird? Die Frage ist also vielmehr, warum gibt es Er­ wachsene, die nicht laktoseintolerant sind? Mit der Entwicklung der Milchwirtschaft waren Menschen, mit „gestörter“ (sprich: ins Erwachsenenalter verlängerter) Lakta­ seproduktion plötzlich im Vorteil – die „Störung“ setzte sich durch sie wurde vererbt. Du siehst: Nicht Laktoseintoleranz ist eine Störung, sondern eigentlich Laktosetoleranz! Das zeigt sich auch bei der globa­ len Verteilung laktoseintoleranter Menschen ( k Abb. 30): In China und Südostasien verträgt praktisch niemand Laktose, weil es dort nie Milchwirtschaft gab! Wie wird Laktoseintoleranz diagnostiziert und behan- delt? Da die Symptome von Laktoseunverträglichkeit recht allge­ mein sind, wird sie oft nicht erkannt. Wer ständig unter den oben genannten Symptomen leidet, kann durch einen einfa­ chen Diättest leicht selbst überprüfen, ob sie oder er laktose­ intolerant ist: Du ernährst dich einige Tage ohne Milchproduk­ te (und versteckte Laktose). Wenn die Symptome verschwinden, besteht Verdacht auf Laktoseintoleranz. Deutli­ cher wirkt ein so genannter Expositionstest : Nach längerem Verzicht auf Laktose trinkt man etwa 100g in Wasser gelöstem Milchzucker. Wenn es einige Stunden danach zu den Sympto­ men kommt, liegt wahrscheinlich Laktoseintoleranz vor. Gewissheit schaffen Labortests wie ein Blutzuckertest : Wenn nach Laktoseaufnahme der Glukosespiegel nicht steigt, wurde die Laktose nicht abgebaut – es besteht Laktoseintoleranz. Ebenso kann im Labor Wasserstoff (H 2 ) in der ausgeatmeten Atemluft festgestellt werden, das entsteht, wenn nicht du, sondern die Darmbakterien Laktose verdauen. Wasserstoff in der Atemluft bestätigt also ebenfalls Laktoseintoleranz. Laktoseintoleranz ist nicht „heilbar“ (es handelt sich genau genommen ja auch um keine Erkrankung). Betroffene Men­ schen ernähren sich entweder laktosefrei, oder sie nehmen bei Mahlzeiten Laktasetabletten ein. So wird das fehlende Enzym mit der Nahrung zugeführt, die Laktose wird bereits im Magen zerlegt. Abb. 30: Weltweite Verteilung laktoseintoleranter Menschen. In China und weiten Teilen Afrikas und Südamerikas sind fast alle Menschen laktoseintolerant. 0-15% 15-30% 30-60% 60-80% 80-100% Abb. 31: Blutzuckermessung. Bei Laktoseintoleranz steigt der Blutzuckerspiegel nach Laktoseaufnahme nicht an. Aufgaben E 1 Häufigkeit von Laktoseintoleranz. Führe eine Erhebung in deiner Klasse (oder in mehreren Klassen) durch. Wie hoch ist der An- teil laktoseintoleranter Menschen? Vergleiche mit dem Anteil von Abbildung 30. Findest du einen Zusammenhang mit dem Herkunftsland? E/S 2 Laktoseintoleranz als Modeerschei- nung? Ist Laktoseintoleranz wirklich so weit verbreitet, oder handelt es sich um eine Modeerscheinung? Suche Befunde dazu im Internet und diskutiere deine Ergebnisse. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=