am Puls Biologie 5, Schulbuch
85 Ernährung Die Entwicklung des Einbahndarmes: Vom Mund zum Anus Glossar 1 Protostomier: vom Griechischen prõtos (erster) und stoma (Mund): Tiere, bei denen der Urmund zum Mund wird. 2 Deuterostomier: vom Griechischen deuteros (zweiter): Tiere, bei denen der Urmund zum Anus wird. Die Verdauung bei Hohltieren hat einen entschei denden Nachteil: Der Darm besitzt nur eine Öff nung, die zugleich als Mund und After fungiert. Das bedeutet, dass erst erneut Nahrung aufge nommen werden kann, wenn die vorherige Mahl zeit fertig verdaut und ihre Reste ausgeschieden sind. Abgesehen davon, dass dir dieses System wahr scheinlich unappetitlich erscheint, ist es auch wenig effizient. Dementsprechend hat sich sehr früh in der Stammesgeschichte der Tiere eine folgenreiche Neuerung ergeben: Es entstand ei ne zweite (sekundäre) Öffnung des Darmes am anderen Ende des Körpers. Dadurch wurde es möglich, Nahrung an einem Ende aufzunehmen und die unverdaulichen Reste am anderen Ende auszuscheiden. Die Verdauung verläuft entlang einer Einbahn. Dieses System hat den großen Vorteil, dass ein Tier mit Einbahndarm bereits fressen kann, wenn es die Verdauung der letzten Nahrung noch nicht abgeschlossen hat. Darüber hinaus kann die Ver dauung schrittweise erfolgen: Die Nahrung durchläuft sozusagen eine Verdauungsstation nach der anderen. Interessant ist, dass die ursprüngliche Öffnung, der so genannte Urmund , nicht unbedingt auch der tatsächliche Mund des Tieres sein muss. In der Tat können alle Tiere mit Einbahndarm in zwei Gruppen unterteilt werden: Bei den so ge nannten Protostomiern 1 wird der Urmund in der späteren Entwicklung des Tieres zum Mund und die sekundäre Öffnung wird zum Anus. Zu dieser Tiergruppe gehören verschiedene Würmer, alle Ringelwürmer, Gliederfüßer und die Weichtiere. Ihnen gegenüber stehen die Deuterostomier 2 , bei denen die sekundäre Öffnung zum Mund wird, und der Urmund zum Anus. Zu diesen Tieren gehören die Stachelhäuter und die Wirbel tiere, also auch wir Menschen. Durch das Entstehen einer sekundären Öffnung entsteht ein Einbahndarm Das Verdauungssystem der Wirbeltiere im Überblick Betrachte den Verdauungstrakt verschiedener Tiere (zB bei Regenwurm auf S. 99, Fliege auf S. 104, oder Giraffe auf S. 81). In allen Fällen zeigt sich das Verdauungssystem als ein mehr oder weniger gewundenes Rohr, das den Körper von einem Ende zum anderen durchzieht. Doch die ses Rohr – der Darm im weitesten Sinne – ist un tergliedert und differenziert, um eine effiziente Verdauung zu ermöglichen. Abbildung 24 zeigt beispielhaft ein schemati sches Bild eines Fisches, also eines einfachen Wirbeltiers. Vom Mund gelangt die Nahrung in die Speiseröhre , die in der Tat einem relativ ein fachen Schlauch entspricht. Die Speiseröhre mündet in den Magen , einen sackförmig ausgebuchteten Teil des Darmrohres, in dem die Nahrung landet und eine gewisse Zeit verbleibt. Verdauungsenzyme aus der Ma genschleimhaut arbeiten hier an der Zerlegung der Nahrung, die dann portionsweise in den da hinterliegenden Darm im engeren Sinne abgege ben wird. Hier wird die Verdauung abgeschlos sen und die Nährstoffe resorbiert. Von großer Bedeutung sind Verdauungsdrüsen, die die nötigen Enzyme produzieren. Die wich tigste Drüse ist die Leber , die außerdem auch Nährstoffspeicher (siehe S. 68) und wichtigstes Stoffwechselorgan des Tieres ist. Im Enddarm schließlich sammelt sich der Kot, der ins umge bende Wasser ausgeschieden wird. Der Verdauungstrakt ist ein unterglieder- tes, differenziertes Rohr Abb. 24: Das Verdauungssystem einer Forelle. In diesem schematischen Bild ist der Verdauungstrakt eines Fisches beispielhaft dargestellt. Die Leber ist die wichtigste Verdauungsdrüse und produziert Enzyme. Kiemen Schwimmblase Niere Speiseröhre Magen Harnblase Geschlechtsorgan Darm Leber Herz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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