am Puls Biologie 5, Schulbuch

84 Glossar 1 sessil: vom Lateinischen sessilis (festsitzend), im Gegensatz von vagil. Sessile Tiere sind – wie die allermeisten Pflanzen – ortsgebun- den und nicht in der Lage sich fortzubewe- gen. Hemisessile (vom Griechischen hemi = halb) Tiere leben in der Regel an einem Ort befestigt, können sich aber lösen und fortbe- wegen (zB Muscheln oder Polypen). 3.6 Die Verdauung im Tierreich Verdauungssysteme im Tierreich Im vorigen Abschnitt wurde erklärt, wie die Nah­ rung aufgenommen wird und was danach im Körper passiert. Verdauung (Zerlegung der Nah­ rung) und Resorption (Aufnahme der Nährstoffe in die Körperflüssigkeit) sind die wesentlichen Schritte in diesem Prozess. Das klingt recht ein­ fach. Tatsächlich erfolgte im Laufe der Evolution eine fortschreitende Differenzierung und Opti­ mierung der Verdauungsorgane der Tiere. In die­ sem Abschnitt werden die wichtigsten Verdauungssysteme vorgestellt: von Tieren, die gar keinen Darm haben (den Schwämmen), über Tiere mit sackartigem Darm (den Hohltieren) bis hin zum Einbahndarm , der sich als Erfolgs­ modell durchgesetzt hat: Hier wird die Nahrung an einem Ende, der Mundöffnung, zugeführt und durchläuft nacheinander unterschiedliche Ver­ dauungsstationen. Der unverdaute Nahrungsrest wird am anderen Ende (dem Anus oder After) ausgeschieden. Verdauungssysteme haben sich im Lauf der Evolution schritt- weise verändert Schwämme: Verdauung ohne Darm Die einfachsten mehrzelligen Tiere, die Schwäm­ me, besitzen als einzige Tiergruppe gar keinen Darm. Diese im Wasser lebenden Tiere bestehen aus einem unsymmetrischen, von Poren und Kanälen durchzogenen Körper ( k Abb. 22). Im Inneren sitzen spezialisierte Zellen, die Kragen- geißelzellen (Choanozyten). Jede dieser Zellen trägt eine Geißel, mit der sie einen Wasserstrom erzeugt, und einen Kranz aus Mikrovilli (kleine Membranausstülpungen), die Plankton aus dem Wasser filtrieren. Die Nahrungspartikel werden dann von anderen spezialisierten Zellen duch Phagozytose (siehe S. 25) aufgenommen und ver­ daut. Die Kanäle münden in größere Höhlen, aus denen das Wasser aus dem Körper strömt. Schwämme sind sessile 1 (festsitzende) Tiere, die nicht nur keinen Darm besitzen, sondern auch ohne Muskeln, Nerven, oder andere Orga­ nen auskommen. Wohl aber besitzen manche Schwämme ein Skelett aus Kalk, Kieselsäure oder organischen Verbindungen. Schwämme sind festsitzende Tiere ohne Darm Abb. 22: Schwämme. Diese festsitzenden Tiere tragen Zellen in ihrem Inneren, die mit Geißeln einen Wasserstrom erzeugen und mit Mikrovilli Plankton filtrieren. Hohltiere: Därme mit Tentakeln Die stammesgeschichtlich erste Tiergruppe, bei der sich ein Darm entwickelte, sind die Hohltiere , zu denen Polypen, Quallen und Korallen zählen. Man könnte sogar sagen, dass ein Hohltier im Wesentlichen ein Darm mit Tentakeln ist ( k Abb. 23). Der Körper dieser Tiere besteht aus einer äußeren und einer inneren Zellschicht, die einen sackförmigen Hohlraum, den Darm, umge­ ben. An einem Ende des Tieres sitzt die einzige Öffnung des Darmes. Sie ist Mund und After in einem. Wie kann so ein einfaches Tier an Nahrung kom­ men und überleben? Dies liegt vorrangig an sehr spezialisierten Zellen, den Nesselzellen (Cnidozy­ ten). Diese Zellen sitzen rund um die Mundöff­ nung und an den Tentakeln und enthalten sehr starke Gifte (manche Quallen können sogar Men­ schen töten). So können Hohltiere zB Fische fan­ gen, die sie dann verschlingen und im Ganzen verdauen. Hohltiere haben ei- nen Darm, der nur eine Öffnung besitzt und zugleich Mund und After ist Abb. 23: Der Süßwasserpolyp ( Hydra viridissima ) ist ein Hohltier, das zum größten Teil aus Darm besteht. Die Mundöffnung befindet sich inmitten des Tentakelkran- zes am oberen Ende. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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