am Puls Biologie 5, Schulbuch

166 Methoden in der Praxis Sauberes Wasser durch Mikroorganismen Trinkwasser aus der Toilette? Jeden Tag spülst du in der Toilette ungefähr 11 g Stickstoff (vor allem im Urin) und 1,8g Phosphor (vor allem im Kot) hinunter. Hinzu kommen weit über 100g Kohlenstoff (Klopapier, Haare etc.). Um zu vermeiden, dass verdrecktes Wasser aus Haushalt und Industrie ungehindert in Flüsse und Seen gelangt, reini­ gen Kläranlagen den größten Teil des Abwassers in Österreich ( k Abb. 29). Dabei wird zunächst das grobe Material entfernt. Feinere Stoffe setzen sich im Sandfang und im Vorklärbecken ab. Schließlich zersetzen aerobe Bakterien den größten Teil der übrig gebliebenen Schmutzpartikel im Belüftungsbecken. Der dafür benötigte Sauerstoff wird in das Beckenwasser einge­ blasen. Kohlenstoffverbindungen werden dabei vor allem zu Kohlenstoffdioxid und Wasser abgebaut. Der in vielen Stoffen (zB Proteinen) enthaltene Stickstoff wird zunächst als Ammo­ nium abgespalten, dann zu Nitrit und schließlich zu Nitrat umgewandelt. Im sauerstoffarmen Teil des Beckens wird das Nitrat von anaeroben Bakterien letztlich zu Stickstoff abge­ baut, der in die Atmosphäre entweicht. Enthält das Abwasser viel Phosphat, ist eine zusätzliche, che­ mische Klärung vonnöten. Hierfür werden Metallionen zu­ gefügt (zB Aluminium oder Eisen). Die Phosphate bilden zu­ sammen mit den Metallionen schwer lösliche Verbindungen, die als Flocken ausfallen und entsorgt werden. Die bei der Klärung anfallenden Feststoffe werden im Faul­ turm gesammelt. Anaerobe Bakterien produzieren dort Methan, das zur Energiefreisetzung verbrannt wird. Je nach Schadstoffbelastung wird der Schlamm verbrannt, kompos­ tiert oder auf Deponien gelagert. In Österreichs größter Klär­ anlage in Wien-Simmering fallen jedes Jahr über 900 000m 3 Klärschlamm an. Die Anlage reinigt täglich mehr als 500 000m 3 Abwasser. Eine hervorragende Qualität des aufbereiteten Abwassers ist nicht nur wichtig, um die Umwelt zu schonen. Große Städte wie London könnten bald wegen des starken Zuzugs einen Mangel an Trinkwasser erfahren. Daher prüft das englische Versorgungsunternehmen Thames Water, ob ein direktes Ein­ schleusen aufbereiteten Abwassers in das Trinkwassernetz möglich ist. Wenn das funktioniert, würden die Menschen in London ihr eigenes Abwasser trinken – natürlich sauber aufbereitet. Was kannst du tun? Du selber kannst zu einer guten Wasserqualität beitragen, in­ dem du keine Medikamente oder Chemikalien wegschüttest, sondern sie in der Apotheke oder bei der Giftmüllsammlung entsorgst. WC-Beckensteine oder -Gele sind völlig überflüssig: Zwar sollen sie beim Spülen Chemikalien freisetzen, die ge­ gen Bakterien und Kalk wirken. Doch der weitaus größte Teil der in Beckensteinen und Dauerreinigern enthaltenen Tensi­ de 1 , Farb- und Duftstoffe gelangt ungenutzt in das Abwasser und stört die biologischen Abbauprozesse in der Kläranlage. Sinnvoller ist es, die Toilette einfach regelmäßig zu putzen. Rechen Kanalisation Rücklaufschlamm Sandfang Sand Stromerzeugung Hebewerk mit Schnecken- pumpe Schlamm Gasleitung Klärschlamm Gas Klärschlamm als Dünger Faulturm Vorklärung Belüftungsbecken Nachklärbecken Rechengut +Sand Abb. 29: Abwasserbehandlung in einer Kläranlage. Glossar 1 Tenside: waschaktive Stoffe in Waschmitteln; sie bewirken, dass sich Fett im Wasser in kleinsten Tröpfchen verteilt (Wasser und Fett mischen sich normalerweise nicht) Aufgaben W 1 Zeichne ein Flussdiagramm, aus dem ersichtlich wird, welche Stickstoff­ verbindungen von welchen Bakterien zu wel­ chen Produkten im Abwasser zersetzt werden. Nutze dafür dein Wissen aus Kapitel 2. W 2 Recherchiere, was der Begriff „Eutrophierung“ mit ungeklärtem Abwasser bzw. der Landwirtschaft zu tun hat. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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