am Puls Biologie 5, Schulbuch
164 Gentechnisch veränderte Pflanzen – Segen oder Fluch? Im Kapitel zur Humanökologie hast du erfahren, dass die Zahl der Menschen sehr stark zunimmt. Um sie zu ernähren, muss sorgsamer mit Nah rungsmitteln umgegangen und der Konsum von Fleisch verringert werden (siehe S. 153). Ein mög licher Ansatz, die Produktivität der Landwirt schaft weiter zu erhöhen und damit die Ernäh rung der Bevölkerung zu verbessern, ist die Gentechnologie (siehe S. 155). Bei diesem Verfah ren werden Gene von Individuen einer Art Indivi duen einer anderen Art eingesetzt. Dabei entste hen gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Diese Methode wird zB in der Pflanzenzüchtung eingesetzt, um Sorten zu erzeugen, die weniger anfällig gegen bestimmte Schädlinge sind. Bt-Mais ist ein Beispiel dafür. Er produziert mit Hilfe der gentechnisch eingesetzten Gene des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) dessen Gift. Dieses Gift schützt den Mais gegen den Mais zünsler, einen Schmetterling, der bei herkömmli chen Maispflanzen große Schäden verursacht. Vielfach werden Resistenzgene 1 gegen bestimm te Herbizide eingebaut. Im Gegensatz zu anderen überstehen die GV-Pflanzen eine Behandlung mit diesen Giftstoffen. Nur sind Landwirtinnen und Landwirte dadurch gezwungen, zwei genau aufeinander abge stimmte Produkte von meist demselben Herstel ler zu kaufen: zum einen das Gentech-Saatgut, zum anderen das Herbizid (Unkrautvernichtungs mittel), gegen das diese Pflanzen resistent sind. Außerdem scheint der Herbizideinsatz auf Äckern mit derartigen Pflanzen – anders als von den Herstellerfirmen beworben – zumindest in den reicheren Industrieländern eher zu steigen. Das bekannteste Herbizid ist Glyphosat, von dem weltweit über 700 000 Tonnen jährlich versprüht werden. Mit GV-Pflanzen könnten auch Krankheiten be kämpft werden: Der we gen seiner Farbe so genannte „goldene Reis“ enthält Carotin und könnte in Regionen mit Vitamin-A-Mangel ange pflanzt werden. Bei aller Begeisterung für die Chancen der Gen technik sollten mögliche Gefahren nicht ver gessen werden. So könnten GV-Pflanzen die Öko systeme beeinflussen, in denen sie wachsen, etwa, indem das eingebaute Fremdgen über Pol len auf andere Pflanzen übertragen wird. Auch wurden bereits Resistenzen 1 bei den zu bekämp fenden Organismen beobachtet, etwa beim Maiszünsler. GV-Pflanzen pro duzieren Gift oder Medizin und sind resistent gegen bestimmte Chemi kalien Abb. 26: Golden Rice. Nachhaltigkeit als Zukunftstrategie Eine wachsende Bevölkerung benötigt nicht nur mehr Nahrung. Ebenso steigt der Bedarf an Ressourcen wie Trinkwasser (siehe S. 152) und Ackerland (siehe S. 155). Auch fossile Rohstoffe (zB Erdöl) oder Metalle (zB Platin) werden immer knapper. Dabei sind zwei Arten von Ressourcen zu unter scheiden. Fossile Rohstoffe sind endlich : Wenn alles Erdöl gefördert und alle Ölvorräte aufge braucht wurden, gibt es kein Erdöl mehr. Anders ist es bei sich regenerierenden Ressourcen: Holz ist eine nie versiegende Energiequelle, solange nicht mehr Holz geschlagen und verbraucht wird als nachwachsen kann. Hier setzt das Prinzip der Nachhaltigkeit an: Will die Menschheit überleben, darf sie innerhalb einer gewissen Zeit nur so viele Ressourcen ver brauchen, wie sich in derselben Zeit erneuern können. Das erkannte vor über 300 Jahren bereits der deutsche Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714). Er stellte bei seinen Reisen fest, dass Holz in Europa zur Mangelware gewor den war, weil ganze Wälder für die energieinten sive Gewinnung von Eisenerz und den Städte- und Schiffbau gerodet worden waren. Carlowitz gilt als Begründer der Nachhaltigkeitsidee in der Forstwirtschaft. Weiterhin hilft Recycling , den Rohstoffverbrauch zu senken: Nutzbares gelangt wieder in den Wirtschaftskreislauf („cycle“). Allerdings ist jedes Recycling mit Energieaufwand verbunden, etwa durch das Kleinhäckseln und Schmelzen von Plastikabfall. Besser wäre es, möglichst wenige Abfälle zu erzeugen , etwa indem man auf Plas tiksackerl verzichtet, die zumeist aus Erdöl her gestellt werden. Letztlich werden auch biotechnologische Verfah ren Lösungen für den wachsenden Bedarf an Ressourcen beitragen. Ein Beispiel dafür lernst du auf der folgenden Seite kennen. Glossar 1 Resistenz: Widerstandsfähigkeit; hier: gegenüber bestimmten Substanzen Aufgaben W 1 Glyphosat ist eines der umstrittens ten Pflanzengifte. Recherchiere die Gründe dafür. W/S 2 Sucht in der Klasse nach anderen Lösungen als den Einsatz von GVOs gegen Hunger oder Mangelerscheinungen. Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv
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