am Puls Biologie 5, Schulbuch

152 Einfuhrzölle und Agrarsubventionen beeinflussen den Anbau von Nahrungsmitteln Korrupte Regierungen, Kriege, fehlende Trans­ portmöglichkeiten und der Anbau von Feldfrüch­ ten für den Export statt für den eigenen Markt verschärfen oft die Not. Zudem schützen sich vie­ le Regionen wie Europa und Nordamerika durch Zölle auf bestimmte Waren. So erließ die Europäische Union im Juli 2014 Ein­ fuhrzölle von 5,32 Euro pro Tonne Mais, Roggen und Sorghum 1 . Damals gab es weltweit Rekord­ ernten und dadurch Niedrigpreise. Daher wurde diese Maßnahme getroffen, um die heimische Landwirtschaft zu schützen. Für Länder, die diese Getreidearten billiger erzeugen konnten, war es nun deutlich teurer, nach Europa zu liefern. Mindestens genauso schädlich ist die Subven­ tion 2 landwirtschaftlicher Produkte in den reicheren Ländern und deren Verkauf zu Dum­ pingpreisen. Dadurch wird europäisches oder US-amerikanisches Getreide auf dem Weltmarkt zu Preisen angeboten, die weit unterhalb dessen liegen, was afrikanische Bauern verlangen müs­ sen, um überleben zu können. Dabei produzieren sie zu weit günstigeren Bedingungen. Der lokale Anbau lohnt sich nicht mehr, weil eingeführte Nahrungsmittel billiger sind. Wenn deren Preise aber irgendwann steigen, fehlt eine funktionie­ rende Landwirtschaft vor Ort – Nahrungsmittel werden knapp. Die Subvention von exportiertem Ge­ treide aus Europa oder den USA lässt dessen Anbau anderswo unwirt­ schaftlich werden Bevölkerungswachstum, Wasserknappheit und Klimawandel Eine wachsende Bevölkerung braucht aber nicht nur immer mehr Nahrung. Weite Regionen der Erde leiden unter akutem Mangel an Wasser . Im Jahr 2015 hatten laut Schätzungen der UNESCO 3 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser – immerhin 10 Prozent der Weltbevölkerung ( k Abb. 5)! Diese Situation wird sich noch verschärfen, denn weniger als ein Prozent des weltweiten Wasser­ vorrats stehen uns als Trinkwasser zur Verfügung. Dieses Wasser wird jedoch vielfach genutzt – und ist auf der Welt extrem ungleich verteilt. Während Österreich eine hervorragende Wasser­ versorgung hat, gibt es in Gegenden wie Zentral­ afrika immer wieder jahrelange Trockenzeiten. Wenn du ein typischer Österreicher oder eine typische Österreicherin bist, verbrauchst du etwa 135 Liter Wasser – jeden Tag. Duschen, WC-Spü­ lung, Wäschewaschen benötigen weit mehr als das, was du tatsächlich trinkst. Berücksichtigt man auch die Menge an Wasser, die in der Land­ wirtschaft und in der Industrie für die Herstel­ lung von Produkten verbraucht wird, steigt diese Zahl sogar auf etwa 260 Liter. Die Menschen Zentralafrikas dagegen verbrau­ chen jeweils nur etwa 7 Liter Wasser pro Tag. Während wir Wasser im Überfluss haben, fehlt es anderswo. In Zukunft könnte es daher zu Kriegen um Wasser kommen. Beispielsweise gibt es bereits jetzt einen Konflikt zwischen Ägypten und Äthiopien um das Wasser des Nil. Abb. 5: Wasser ist in vielen Ländern ein kostbares Gut. Ein weiterer Faktor spielt eine Rolle: der Klima­ wandel . Niemand weiß genau, wie sich das Klima entwickeln wird. Aber vielerorts dürften Wetter­ extreme wie Dürren und Überschwemmungen zunehmen. Der steigende Meeresspiegel wird Küstenstädte bedrohen. Vermutlich müssen dann viele von denen, die einst auf der Suche nach Arbeit vom Land in die Stadt gezogen sind (siehe S. 150), woandershin fliehen. Der Klimawandel wird dadurch verursacht, dass immer mehr Men­ schen immer mehr Treibhausgase 4 ausstoßen. Das Bevölkerungswachstum trägt somit unmit­ telbar zur Erderwärmung bei. Wasser ist extrem kostbar – und extrem ungleich verteilt Reproduktion Glossar 1 Sorghum: wirtschaftlich wichtigste Getreide­ art in Afrika 2 Subvention: Geld, mit dem eine Regierung die Entwicklung, Herstellung oder Ausfuhr von Produkten unterstützt 3 UNESCO: Organisation der Vereinten Natio­ nen für Bildung, Wissenschaft und Kultur 4 Treibhausgase: Gase wie Kohlenstoffdioxid und Methan, die einen großen Teil der von der Erde abgegebenen Wärmestrahlung ab­ sorbieren, weshalb diese Wärme nicht ins Weltall entweichen kann und die Atmosphäre aufheizt. Basiskonzept Reproduktion: Mit zunehmender Zahl an Menschen steigt der Verbrauch von Wasser und Brennstoffen. Aufgabe W 1 Diskutiert in der Klasse, wie man die Nutzung von Wasser verbessern kann. Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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