am Puls Biologie 5, Schulbuch

150 Ernährung, Gesundheit, Sicherheit und Bildung beeinflussen die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung Es ist noch gar nicht lange her, da lebten wesent­ lich weniger Menschen auf der Erde. Bei Christi Geburt waren es schätzungsweise 250 Millionen – etwa 3,5 Prozent der heutigen Zahl. Erst um 1800 wurde die Marke von einer Milliarde überschrit­ ten. Bis dahin vermehrte sich die Menschheit kaum. Dann aber ging es Schlag auf Schlag: 1930 lebten bereits zwei Milliarden, 1960 drei Milliar­ den Menschen – man spricht deshalb von einer Bevölkerungsexplosion . Wie konnte es dazu kommen? Auch in unseren Breiten bestimmte früher die Suche nach Nah­ rung das Leben der meisten Menschen. Hunger war weit verbreitet. Hunderttausende starben durch Seuchen und Kriege. Allzu viele hatten kei­ nen Zugang zu sauberem Wasser. Die Lebens­ erwartung war gering, besonders die Säuglings- und Müttersterblichkeit waren hoch. Doch neue Techniken in Viehzucht und Ackerbau, die Bewirtschaftung größerer Flächen und der Einzug von Maschinen in Industrie und Agrarwirt­ schaft bewirkten eine starke Zunahme der Pro­ duktivität ( k Abb. 3). Mineraldünger und chemi­ sche Schädlingsbekämpfung sorgten für weitere Produktionsschübe. Der Bau von Schienen und Straßen verbunden mit der Entwicklung der Eisenbahn und des Dampfschiffs, später des Automobils trug zu die­ ser Entwicklung bei. Denn nun konnten Waren schneller transportiert werden. All das verbesserte die Versorgung der Bevölke­ rung mit Lebensmitteln, Kleidung und anderen Gütern. Da allerdings viele Kleinbauern ihre Fel­ der verloren, weil nur größere Flächen erfolg­ reich zu bewirtschaften waren, kam es vielerorts zu einer Landflucht, die noch heute anhält. In manchen Städten gab es aber zu wenig oder zu schlecht bezahlte Arbeit, weshalb sich dort Armutsviertel entwickelten. Dennoch hatte die zunehmend bessere Ernäh­ rung zur Folge, dass die Menschen älter wurden. Zudem erhöhten neue medizinische Erkenntnis­ se die Chancen auf Heilung bei einer Erkrankung. Verbesserte hygienische Bedingungen ließen die Säuglings- und Müttersterblichkeit sinken. Die Zahl der Menschen wuchs stetig. Ein weiterer Grund, der heute noch in vielen Län­ dern eine wichtige Rolle spielt, ist ganz anderer Natur: die Altersvorsorge. In Österreich existiert eine staatliche Absicherung: Wer aus dem Be­ rufsleben ausscheidet, erhält Pension. Arbeitslo­ se bekommen ebenfalls eine Unterstützung. Dort, wo das nicht der Fall ist, sind Kinder oft die einzige Hoffnung, im Alter oder Krankheitsfall versorgt zu werden. Der Wohlstand eines Landes spielt also eine erhebliche Rolle für die Bevölke­ rungsentwicklung. Auch das Familienbild einer Gesellschaft ist wichtig: Wenn Eltern finanziell gefördert werden, entscheiden sich möglicherweise mehr Paare für Nachwuchs. Ebenso spielt es eine Rolle, ob es Möglichkeiten der Kinderbertreuung bzw. Teil­ zeitarbeitsplätze gibt. Einer der wichtigsten Gründe für eine sinkende Geburtenrate ist das Wissen um Methoden der Familienplanung. Alle genannten Ursachen führten dazu, dass viele Paare in westlichen Gesellschaften oft erst spät oder gar keine Kinder bekommen. Das führt letztlich zur Abnahme der Bevölkerungszahl. Erst seit etwas mehr als 200 Jahren nimmt die Welt­ bevölkerung so stark zu Reproduktion Abb. 3: Neue Technologien erhöhen die Produktivität: Blick in eine Textilfabrik in Frankreich, Ende des 19. Jahrhunderts. Glossar 1 Produktivität: Menge hergestellter Güter pro Arbeiter oder geernteter Feldfrüchte pro Acker. Basiskonzept Reproduktion: Die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung in einem Land hängt von mehreren Faktoren ab, ua. dem Zugang zu Nahrungsmitteln, Medikamenten, gesichertem Einkommen und Bildung. Aufgaben W 1 Nenne mögliche Gründe, warum es so schwer ist, die Bevölkerungsentwicklung eines Landes genau vorherzuberechnen. S 2 Im obigen Text werden Maschinen, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel eher positiv dargestellt. Welche negativen Folgen könnte deren Verwendung haben? Diskutiert in der Kleingruppe und erstellt eine Liste von begründeten Argumenten für und gegen deren Einsatz. Sammelt Beispiele für jedes Argument. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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