am Puls Biologie 5, Schulbuch
149 Humanökologie 6.1 Humanökologie: Die Zukunft der Menschheit Die Zahl der Menschen wächst rasant – aber nicht überall Gibt es Grenzen des Wachstums? 8,6 Millionen Menschen lebten im Jahr 2015 in Österreich. Das klingt nach einer großen Zahl. Tatsächlich sind das aber nur 0,1 Prozent der Weltbevölkerung. Ungefähr 2 600 km südöstlich von Österreich liegt Jordanien. Es beherbergt 7,6 Millionen Einwoh ner ( k Abb. 1). Beide Länder haben also eine an nähernd gleich große Bevölkerung. Wird das noch so sein, wenn einmal deine Kinder in die Schule gehen? Österreich und Jordanien unterscheiden sich in ihrem politischen System, ihrer Kultur, Religion, Geografie und Wirtschaft. Auch die Bevölke rungsentwicklung wird aller Voraussicht nach in Jordanien anders verlaufen als bei uns. Zwar ist die Säuglingssterblichkeit in Jordanien mit 17 pro 1 000 Geburten (Österreich: 3) höher und die Lebenserwartung mit 75 Jahren um 7 Jahre geringer als hierzulande. Dafür bringt eine jor danische Frau im Durchschnitt 3,2 Kinder zur Welt – in Österreich sind es nur 1,5. Hochgerechnet für das Jahr 2050 werden daher in Österreich vermutlich 9,5 Millionen Menschen leben, in Jordanien hingegen 11,8 Millionen. Noch drastischer ist ein Vergleich mit der Zentral afrikanischen Republik, einem der ärmsten Län der der Welt. Hier lebten im Jahr 2015 nur 4,9 Mil lionen Einwohner, doch werden es 2050 knapp 9 Millionen sein – trotz einer Lebenserwartung von nur 53 Jahren und einer Säuglingssterblich keit von 133 pro 1 000 Geburten. Denn dort gebärt eine Frau im Durchschnitt vier Kinder. Ob und wie sehr die Bevölkerung eines Landes ab- oder zunimmt, hängt also davon ab, wie viele Kinder in einem bestimmten Zeitraum geboren werden, und wie viele Menschen in diesem Zeit raum sterben. Man nennt dies die Geburten bilanz (Zahl der Geburten minus Sterbefälle) Zu sätzlich hängt die Bevölkerungsveränderung von der Ein- oder Auswanderung ab. Eine hohe Geburtenrate, verbunden mit einer geringen Lebenserwartung , hat zur Folge, dass es in einem Land besonders viele junge Men schen gibt. So sind in der Zentralafrikanischen Republik fast die Hälfte aller Einwohner jünger als 15 Jahre – in Österreich sind es nur 14 Prozent. Die Bevölkerung von Ländern mit einem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen wird auch in den nächsten Jahrzehnten wachsen, da diese Menschen erst in das Alter der Familiengrün dung kommen. Die österreichische Bevölkerung würde ohne Zuzug aus dem Ausland schon seit den 1970er Jahren nur sehr wenig wachsen. In manchen Jahren wäre sie sogar geschrumpft. Österreich 2015: 8,6 Mio. 2050: 9,5 Mio. Jordanien 2015: 7,6 Mio. 2050: 11,8 Mio. Zentralafrika- nische Republik 2015: 4,9 Mio. 2050: 9 Mio. Abb.1: Bevölkerungs wachstum. Die Größe der Bevölkerung von Österreich, Jordanien und der Zentralafrika nischen Republik – aktuelle Zahlen (2015) und Schätzwerte für das Jahr 2050. Eine Frau in Öster reich bringt im Schnitt 1,5 Kinder zur Welt, eine Frau in der Zentral afrikanischen Repu blik vier Kinder Ging es darum, die künftige Zahl der Menschen vorherzuberechnen, zeigten bisher alle Kurven steil nach oben. Wissenschafterinnen und Wissen schafter aus Singapur und den USA nutzten im Jahr 2014 neue mathematische Modelle, um die Entwicklung der Weltbevölkerung zu simu lieren. Ihren Berechnungen zufolge werden Ende des Jahrhunderts mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent zwischen 9,6 und 12,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das wären min destens 2,5 Milliarden mehr als derzeit ( k Abb. 2). Allerdings werden Europa und Asien ab dem Jahr 2050 vermutlich eine Abnahme ihrer Einwohner zahlen erleben, während für Afrika weiterhin eine deutliche Zunahme angenommen wird. Die Weltbevölkerung wird zunächst stark wachsen, könnte aber irgendwann wieder abnehmen Abb. 2: Globale Bevölkerungsentwicklung bis zum Ende des Jahrhunderts. Die unterschiedlichen Spannbreiten kommen durch unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten zustande: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% beträgt die Weltbevölkerung im Jahr 2100 9,6 bis 12,3 Milliarden (dunkle Fläche), mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%, 9 bis 13,2 Milliarden: Mit abnehmender Schwankungs breite sinkt die Treffsicherheit der Prognose (nach Gerland et al., Science 2014). 14 12 10 8 6 4 6 5 4 3 2 1 0 Bevölkerung global (Milliarden) Bevölkerung (Milliarden) Afrika Asien Europa Lateinamerika und Karibik Nordamerika Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=