am Puls Biologie 5, Schulbuch

137 Botanik Es geht auch ohne Sex: ungeschlechtliche Vermehrung Aufgabe W 1 Viele Pflanzen werden durch den Wind bestäubt. Sie setzen enorme Mengen an Pollen frei. Manche Menschen sind gegen diese Pollen allergisch. In der Abbildung rechts ist der Pollenflugkalender 2015 für Österreich abgebildet. Die Farben grün, gelb und rot zeigen geringe, mittlere und hohe Pollenbelastung an. Ermittle, welche Aller­ giker und Allergikerinnen im April des Jahres 2015 besonders zu leiden hatten. Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Hasel Erle Esche Birke Buche Eiche Gräser Raps Löwenzahn Weizen Hafer Spitz-Wegerich Mais Ragweed Goldrute Brennnessel Basiskonzepte Reproduktion: Viele Pflanzen können sich auch ungeschlechtlich vermehren. Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Sexuelle Vermehrung erhöht die genetische Variation – eine Voraus­ setzung für Evolution. Die Bestäubung durch Pollen fremder Pflanzen der gleichen Art hat große Vorteile: Sie erhöht die genetische Vielfalt . Durch das Durchmischen des Erbmaterials verschiedener Eltern sind die Nachkommen mit einer einzigartigen Merkmals- kombination ausgestattet. Dabei können Indi- viduen entstehen, die für die Bedingungen in ihrem Lebensraum besser angepasst sind als andere. Beispielsweise sind viele Individuen der Acker- Schmalwand ( k Abb. 29) in nördlichen Regionen besser an das kalte Klima angepasst als ihre südlichen Artgenossen. Sie produzieren eine Art Frostschutzmittel. Diese Eigenschaft ist irgend- wann bei der Durchmischung des Erbmaterials durch sexuelle Fortpflanzung entstanden. Sollte es im Zuge des Klimawandels wärmer wer- den, wäre diese Eigenschaft aber kein Vorteil mehr – im Gegenteil: Sie stecken unnötig viel Energie in den Kälteschutz und wachsen langsa- mer als ihre südlichen Verwandten, die weniger Frostschutzmittel produzieren. Gerade in sehr kalten Regionen kann unge- schlechtliche Vermehrung jedoch von Vorteil sein. Sie vermindert die Abhängigkeit von der Bestäubung durch Insekten. Zudem ist das Risiko geringer, dass Nachkommen entstehen, die mit den harschen Lebensbedingungen nicht zurecht- kommen. Das Ergebnis sexueller Fortpflanzung ist eben nicht vorhersehbar. Es gibt viele Samenpflanzen, die sich auch oder sogar fast ausschließlich ungeschlechtlich ver mehren. Eine solche Pflanze kennst du sehr gut: die Erd- beere . Zwar bildet sie Blüten und Früchte und sorgt damit für genetische Vielfalt ihrer aus den Samen wachsenden Nachkommen. Vor Ort verbreitet sie sich aber vor allem durch Ausläufer . Das sind Auswüchse des Sprosses, die über den Boden wachsen und in einiger Entfer- nung von der Mutterpflanze Wurzeln bilden ( k Abb. 30). Erst, wenn die Tochterpflanze selbst- ständig leben kann, stirbt der Verbindungsspross ab. Mutter und Tochter sind Klone, denn sie ha- ben dieselben Gene. Auf diese Weise kann die Erdbeere große Gebie- te bedecken und die Konkurrenz durch andere Arten klein halten. Langsam wachsende Sämlin- ge von Buche oder Kiefer, die die Erdbeeren spä- ter im wahrsten Sinne des Wortes in den Schat- ten stellen würden, haben da keine Chance! Wie erfolgreich ungeschlechtliche Vermehrung sein kann, siehst du am „Lieblingsunkraut“ vieler Gar- tenbesitzer: dem Giersch. Andererseits ist die ungeschlechtliche Vermeh- rung gerade bei vielen wirtschaftlich bedeut- samen Pflanzen interessant. Kartoffeln, Dahlien und Tulpen können durch ihre Knollen und Zwie- beln sortenrein verkauft werden: Da die geneti- sche Ausstattung von Mutter und Tochterpflan- zen identisch ist, wissen Käuferinnen und Käufer, was sie bekommen. Ungeschlechtliche Vermehrung braucht keine Bestäuber Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Abb. 29: Acker-Schmalwand, wichtigster Modellorga- nismus der Pflanzenforschung. Sexuelle Vermehrung erleichtert Anpassungen. Reproduktion Abb. 30: Die Erdbeere kann sich ungeschlechtlich über Ausläufer vermehren. Mutterpflanze Tochterpflanzen Ausläufer Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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