am Puls Biologie 5, Schulbuch
121 Botanik Wenn du im Frühsommer Kirschen pflückst, hast du harte Konkurrenz. Auch Stare, Amseln und andere Vögel laben sich an den schmackhaften Früchten. Das, was dir und den Vögeln so gut schmeckt, ist das wasser- und zuckerreiche Fruchtfleisch der Kirsche. Es umschließt eine harte innere Fruchtschale, die wiederum den Samen enthält ( k Abb. 1). Warum produziert ein Baum Kirschen, wenn so viele von ihnen gefressen werden? Das Frucht- fleisch wird gefressen, der harte Stein aber ist unverdaulich. Im Magen des Tieres bewirken Ver- dauungssäfte, dass die harte Schicht um den Sa- men wasserdurchlässig wird. Scheidet das Tier den Samen irgendwo wieder aus, hat es für den Baum zwei Funktionen erfüllt: Erstens vermag der Same nun zu keimen, da er jetzt Wasser auf- nehmen kann. Zweitens hat ihn das Tier unter Umständen weit vom Mutterbaum entfernt fallen gelassen. Dort wächst er zu einem neuen Kirsch- baum heran, ohne mit seinem Mutterbaum um Platz, Sonnenlicht und Nährsalze zu konkurrieren. Nicht immer sind Früchte dafür bestimmt, gefressen zu werden. Kletten wer- den vor allem dadurch verbreitet, dass sie im Fell von Schafen, Hunden und anderen Tieren hängen bleiben. Wenn du dir die Haken dieser Früchte an- schaust, verstehst du, warum ( k Abb. 2). Pflanzen wie der Löwen- zahn haben eine ganz an- dere Strategie entwickelt: Dessen kleine Früchte tragen einen feinen Haar- kranz auf einem Stiel ( k Abb. 3). Wie bei einem Paraglider werden sie vom Winde verweht. Andere, wie die Kokospalme, nutzen Wasser für den Transport ihrer Samen. Die Kokosnuss schwimmt so gut wegen der lufthaltigen Hohl- räume in ihrer Faserschicht. Alle diese Variatio- nen haben eines gemeinsam: Früchte dienen der Verbreitung. Samen werden durch Tiere, Wind oder Wasser ver- breitet Abb. 2: Klette. Struktur und Funktion Abb. 3: Löwenzahn. Frucht mit Same 5.1 Botanik: Die faszinierende Welt der Pflanzen Von der Alge zum Baum: grüne Vielfalt Wer Pflanze sagt, meint oft Blumen, Unkraut, Getreide oder Bäume. Doch die Welt der Pflan- zen ist viel reicher. Man findet sie in den unter- schiedlichsten Lebensräumen und in unglaubli- cher Vielfalt an Form und Farbe: So zählen zB auch Grünalgen zu den Pflanzen. Sie leben als Ein- oder Vielzeller zumeist in Ge- wässern. Sie sind so klein, dass man sie nur unter dem Mikroskop erkennen kann. Auf dem Erdboden, im Moor, auf Steinen oder Bäumen wachsen Moose. Sie sind wichtig für den Wasserhaushalt des Waldes und die Boden- bildung. Wenn du in den Wald gehst, kannst du Farne entdecken. Ihre Blätter haben oft eigenartige Formen und können einen Trichter bilden oder wie eine grüne Zunge aussehen. Algen, Moose und Farne haben gemeinsam, dass sie für ihre Verbreitung keine Samen bilden – an- ders als etwa Rose, Kaktus, Tanne und Eiche, son- dern Sporen. Auf den folgenden Seiten wirst du vor allem Samenpflanzen kennenlernen. Es gibt sie seit mindestens 350 Millionen Jahren. Samenpflanzen werden in zwei Gruppen unter- teilt: Da sind einerseits die Nacktsamer 1 . Zu ihnen gehören die Nadelbäume und der Gin- kobaum. Die weitaus meisten der dir bekannten Pflanzen gehören zu den Bedecktsamern 2 . Ihre Samen werden von Gewebe umhüllt, das zum Beispiel bei der Kirsche das Fruchtfleisch bildet. Daher haben nur die Bedecktsamer, nicht aber die Nacktsamer, Früchte 3 . Algen, Moose und Farne haben keine Samen Glossar 1 Nacktsamer: Pflanzen, deren Samenanlagen nicht von Gewebe umhüllt sind. Diese Pflan zen bilden Samen, aber keine Früchte. 2 Bedecktsamer: Pflanzen, deren Samen anlagen in einem geschlossenen Frucht knoten liegen. Sie bilden daher Früchte. 3 Frucht: Ausbreitungsorgan der Bedeckt samer; entsteht aus Fruchtknoten und oft auch weiteren Teilen der Blüte. Basiskonzept Struktur und Funktion: Aufbau und Aussehen vieler Früchte weisen darauf hin, wie sie verbreitet werden Aufgaben W 1 Recherchiere, was der Klettverschluss mit der Klette zu tun hat und welche Rolle der Schweizer Ingenieur George de Mestral (1907–1990) dabei spielte. Fasse Deine Er kenntnisse in einem kurzen Text zusammen. Die Frucht: Verpackung für den Samentransport Abb.1: Aufbau einer Kirsche. Fruchtfleisch äußere Fruchtschale innere Frucht- schale (Stein) Same Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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