am Puls Biologie 5, Schulbuch
111 Tierphysiologie Offene Kreislaufsysteme: Weichtiere und Gliederfüßer Wie zuvor angesprochen, haben manche Tier- gruppen Kreislaufsysteme, die nicht den ganzen Körper durchziehen, so genannte offene Kreis- laufsysteme . Bei diesen nehmen die Gefäße an einem Ende des Körpers die Körperflüssigkeit auf und geben sie am anderen Ende wieder in die Körperhöhle ab. Ein offenes Kreislaufsystem ist generell durch einen niedrigen Blutdruck, langsamen Umlauf und diffuse Verteilung der Hämolymphe gekenn- zeichnet. Dadurch ist auch der Stofftransport limitiert: Tiere mit offenem Kreislaufsystem sind im Allgemeinen recht klein. Die wenigen großen Tierarten mit offenen Kreislaufsystemen (zB Rie- senmuscheln) weisen nur geringe Aktivität auf und haben somit keinen allzu hohen Nährstoff- und O 2 -Bedarf. Ein offenes Kreislaufsystem gibt es beispiels- weise bei den Gliederfüßern . Dazu gehören Tau- sendfüßer, Spinnentiere, Krebse und Insekten. Vor allem bei Insekten ist das Kreislaufsystem extrem reduziert ( k Abb. 19): Es besteht nur mehr aus einem einzigen röhrenförmigen Gefäß auf der Rückenseite, das zugleich Herz und Leitung ist. Seitliche Öffnungen im hinteren Teil des Ge- fäßes lassen beim Erschlaffen Hämolymphe ein- strömen, die beim Zusammenziehen kopfwärts gepumpt wird und dort in den Körper zurück- fließt. Für den kleinen Körper der Insekten reicht dieses einfache System, vor allem, weil O 2 direkt an die Zellen geliefert wird (durch die Tracheen) und nicht mit dem Blut transportiert werden muss. Dennoch gibt es bei Insekten so genannte Ne- benherzen. Diese sind nicht mit dem eigentli- chen Herzen verbunden, sondern liegen an der Flugmuskulatur oder anderen stoffwechselakti- ven Geweben. Neben den Gliederfüßern besitzen auch die Weichtiere ein offenes Kreislaufsystem. Mu- scheln und Schnecken haben ein kompaktes, kräftiges Herz, aber wenige Gefäße. Da diese bei- den Tiergruppen keine hohen Stoffwechselraten aufweisen, reicht ein offener Kreislauf für die Versorgung aus. Bei offenen Kreis- laufsystemen ird Hämolymphe aus der bzw. in die Körperhöhle ge- pumpt Abb.19: Offenes Kreislaufsystem beim Insekt. Ein einzelnes Rückengefäß mit einem länglichen Herzen pumpt die Hämolymphe kopfwärts, wo sie aus dem Gefäß austritt und sich in die Körperhöhle verteilt. Komplexauge Fühler Mundwerkzeuge Herz Darm Nervenknoten Aufgabe W/E 1 Offene Gefäßsysteme: Suche im Internet oder in Tierbüchern anatomische Bilder von verschiedenen Gliederfüßern. Ver- suche, möglichst gute, realitätsnahe Bilder zu finden. Vergleiche die Gefäßsysteme und arbeite Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Geschlossene Kreislaufsysteme bei wirbellosen Tieren Im Gegensatz zum oben beschriebenen System bilden manche wirbellosen Tiere auch geschlos- sene Kreislaufsysteme . Hier verlässt die Trans- portflüssigkeit, die als Blut bezeichnet wird, die Gefäße nicht. Ein geschlossenes Kreislaufsystem gibt es bei Ringelwürmern (zB Egel, Regenwür- mer). Diese Tiere besitzen ein Rückengefäß, in dem Blut kopfwärts strömt, und ein Bauchgefäß, in dem es schwanzwärts bewegt wird. Seitenge- fäße, die zum Teil mit Hilfsherzen versehen sind, verbinden diese Gefäße. Auch bei Kopffüßern (zB Kraken, Tintenfische) gibt es geschlossene Kreis- laufsysteme. Diese oft riesigen, zum Teil sehr ak- tiven Tiere haben hohe Stoffwechselraten und damit hohen Bedarf an O 2 und Nährstoffen. Die Versorgung kann nur mit einem hoch entwickel- ten Transportsystem sichergestellt werden, eben einem geschlossenen Kreislaufsystem. Ringelwürmer und Kopffüßer besitzen geschlossene Blut- kreislaufsysteme Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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