Bausteine Geschichte 4, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

51 In Österreich durften ab 1848 nur reiche Männer mit hoher Steuerleistung wählen. Ab 1896 waren auch Männer mit niedrigerer Steuerleistung wahlberechtigt. 1907 wurde das gleiche Wahlrecht für alle Männer eingeführt. 1918 wurde das Frauenwahlrecht beschlossen. Ein Jahr später konnten Frauen erstmals an Wahlen teilnehmen. Erinnerungskultur SB-Seiten 92–93, AH-Seite 46 Lösungen zu den Aufgaben Individuelle Lösungen (Beispiele) Meine Oma hat auch noch ein Fotoalbum. Wir schauen es immer wieder an. Bei uns zuhause sammelt meine Mama Fotos am Computer. Ich speichere meine auf dem Handy. Was versteht man unter „privatem Erinnern“? Was versteht man unter „öffentlichem Erinnern“? Worin unterscheiden sich die beiden Erinnerungsmöglichkeiten? Wer möchte sich jeweils erinnern? Wie und womit können Erinnerun- gen bewahrt werden? Individuelle Antworten (Beispiel) Für mich ist es auch wichtig, Erinnerungen zu behalten. Wie man das unterschiedlich machen kann, könnte für mich wichtig sein. Außerdem sieht man immer wieder „öffentliche Erinnerungen“, wenn man durch die Stadt geht, zum Beispiel Statuen oder Straßennamen. Die Zeitzeugin oder der Zeitzeuge hat nicht die gesamte Vergangenheit erlebt, sondern nur einen kleinen Teil davon. Manche Ereignisse werden im Laufe der Zeit vergessen, an andere erinnert man sich nur mehr ungenau. Auch das genaue Datum oder eine genaue Entfernungsangabe sind häufig schwierig. Jede Zeitzeugin und jeder Zeitzeuge berichtet über einen Teil der Vergangenheit aus ihrer bzw. seiner ganz persönlichen Sicht. Sie oder er ist emotional betroffen oder will über manche Ereignisse der Vergangenheit nicht sprechen. Methode „Ein Denkmal entschlüsseln“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Das Denkmal zeigt zwei Soldaten. Einer liegt fast auf dem Boden und hält sich eine Hand auf den Bauch. Er wurde wahrscheinlich von einer Kugel getroffen. Der zweite hilft ihm, stützt ihn und legt ebenfalls eine Hand auf den Bauch des Verwundeten. Beide tragen Uniform. Am Sockel des Denkmals ist eine Gedenktafel ange- bracht. In der Mitte der Tafel steht der Spruch: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“. Links sind die Namen der gefallenen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, rechts jene aus dem Zweiten Weltkrieg aufgelistet. Die des Zweiten Weltkrieges sind doppelt so viele. Das Denkmal für gefallene Soldaten der beiden Weltkriege steht in Donnerskirchen im Burgenland vor einer Kirche. 2. Analyse Man kann nicht erkennen, wer das Denkmal errichtet oder in Auftrag gegeben hat. Möglicherweise kam der Auftrag von der Kirche, weil das Denkmal davor steht. Außerdem ist die Inschrift ein Spruch aus der Bibel. Die zwei Soldaten sollen zeigen, dass beide „treu bis in den Tod“ sind. Der eine hat bis zu seiner tödlichen Verletzung gekämpft, der andere stützt ihn bis er stirbt. Gemeinsam mit der Inschrift entsteht der Eindruck, dass man für einen Tod im Krieg belohnt wird. Man weiß nicht, wann es aufgestellt wurde, vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Beide Namenstafeln haben gleich viel Platz am Sockel. 3. Interpretation Das Denkmal soll an die gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges erinnern. Wahrscheinlich waren die Männer auf beiden Listen alle aus Don- nerskirchen. Man weiß nicht, wie die Bevölkerung auf das Denkmal reagiert hat. Vielleicht haben sich manche Familien gefreut, weil ihre Verwandten gewürdigt wurden. Wenn ich es ansehe, denke ich mir, dass es ein Glück ist, nicht Soldat zu sein. Ich bin nicht der Meinung, dass im Krieg zu sterben eine Belohnung ist. Methode „Ein Denkmal entschlüsseln“ Individuelle Lösungen Lösungen zu den Übungen Methode „Ein Denkmal entschlüsseln“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Auf insgesamt fünf Fotos sieht man das „Mahnmal für die jüdischen Opfer der Shoah“. Einmal ist es komplett zu sehen. Das Mahnmal hat vier Wände, ein flaches Dach und eine große Doppeltür, die sich nicht öffnen lässt. Im Hintergrund sind Teile von zwei großen Gebäuden zu sehen. Das Mahnmal ist aus Beton, hat eine Grundfläche von 10 x 7 Metern und ist 3,8 Meter hoch. Die anderen Bilder zeigen Ausschnitte. Eines zeigt, dass die Wände aussehen wie verkehrt herum ins Regal gestellte Bücher. Ein anderes vergrößert ein Stück vom Sockel des Mahnmals. Die Namen „Auschwitz“, „Belzec“ und „Bergen-Belsen“ sind zu lesen. Das waren Konzen- trationslager. Die letzten beiden Fotos zeigen Inschrif- ten, die sich am Boden vor der Eingangstür befinden. Die deutsche Inschrift lautet: „Zum Gedenken an die österreichischen 65 000 Juden, die in der Zeit von 1938 bis 1945 von Nationalsozialisten ermordet wurden.“ Die zweite Inschrift ist in einer mir unbekannten Sprache geschrieben, aber die Zahlen lauten gleich. Ich nehme an, dass dasselbe noch einmal dasteht. Das „Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoah“ steht am Judenplatz im 1. Bezirk in Wien. Im Englischen wird es «Nameless Library» (= namenlose Bibliothek) genannt. Namenlos vielleicht deshalb, weil man nicht alle Namen der jüdischen Opfer kennt. 2. Analyse Entworfen wurde es von der britischen Künstlerin Rachel Whiteread. Der Leiter des jüdischen Dokumenta- tionszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, hatte es angeregt. Finanziert wurde es von der Gemeinde Wien. Im Jahr 2000 wurde es enthüllt. Der Aufstellungsort hat, wie sein Name schon zeigt, mit dem Denkmal zu tun. Im Mittelalter befand sich dort die jüdische Synagoge. Der Aufstellungsort hat jetzt MT SB 1. 2. 3. 4. 5. AH 1. e i ne GeSeL LSchaF t VeränDert S i ch 6 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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