Bausteine Geschichte 4, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

27 Mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg in Europa. Bis 1941 eroberten die Achsenmächte weite Teile Europas und Nordafrikas. Großbritannien konnte in einem Luftkrieg nicht besiegt werden. In Asien eroberte Japan bis 1942 Gebiete vom Nordosten Chinas bis Indonesien. Propaganda und Vernichtungskrieg SB-Seiten 42–43, AH-Seite 21 Lösungen zu den Aufgaben Deutsche Truppen überfielen die Sowjetunion, um weitere Gebiete zu erobern. Dieser Vernichtungskrieg war von den Nationalsozialisten unter dem Vorwand, „Lebensraum für die deutsche Bevölkerung“ gewinnen zu wollen, geplant. Der Überfall begann am 22. Juni 1941. Individuelle Lösungen (Beispiel) In einem Vernichtungskrieg werden viele Menschen eines anderen Staates (oder einer bestimmten Zusammengehö- rigkeit) getötet, gefoltert und vertrieben. Sie werden grausam behandelt oder zur Arbeit gezwungen. In Vernichtungskriegen soll durch Massenmord die Kampf­ bereitschaft geschwächt und/oder die Kultur zerstört werden. Methode „Fotos analysieren“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Das Foto stammt aus dem Jahr 1941. Es zeigt Soldaten der deutschen Wehrmacht, die gerade einen Fluss überqueren. Mit dem „Schiff“ wird ein militärisches Fahrzeug transportiert. Im Hintergrund sieht man eine Siedlung. Einige Gebäude sind zerstört und stehen in Flammen. 2. Analyse Das Foto wurde von einem unbekannten Fotografen gemacht. Da es sich um ein ausgewiesenes Propagandafoto handelt, ist anzunehmen, dass es von einem Angehörigen der „Propaganda-Kompanie“ geschossen wurde. Die Aufnahme wurde im Zuge des Russland-Feldzuges der deutschen Wehrmacht gemacht und zeigt Soldaten beim (scheinbar problemlosen) Überqueren eines Flusses. 3. Interpretation Mit diesem Bild soll das problemlose Vordringen der deutschen Wehrmacht in Russland dokumentiert werden. Die offensichtliche Ruhe der Soldaten wird vor allem von den drei Wehrmachtsangehörigen im Vordergrund ausgedrückt. Sie beobachten ruhig und interessiert das Geschehen. Auch die Soldaten auf dem „Schiff“ lassen keine Hektik oder Bedrohung erkennen. Dies steht im krassen Gegensatz zur brennenden Ortschaft. Dieses Foto könnte mit dem „Barbarossa-Erlass“ in Zusammenhang stehen, da die Zerstörung der Ortschaft im Hintergrund offensichtlich ist. Ob diese Siedlung bewusst im Sinne des „Barbarossa-Erlasses“ zerstört wurde, lässt sich nur vermuten. Methode „Schriftliche Quelle auswerten“ Individuelle Lösung (Beispiel) 1. Wörter, die unbekannt sein könnten: Verfolgungszwang = Bestrafung; erledigen = hier: töten 2. Personen, Orte, Daten: keine spezifischen Angaben im Quellentext. 3. Zusammenfassung: Im „Barbarossa-Erlass“ wurde geschrieben, dass die deutschen Soldaten eigentlich alles tun dürfen, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden. Es war praktisch ein Freibrief zum Töten. Die deutschen Soldaten sollten mit diesem Text informiert werden. Der Verfasser war ein Mitglied des Oberkommandos der Wehrmacht. Das Oberkommando befahl den Soldaten, dass sie gnadenlos gegen die russische Armee und die russische Bevölkerung vorgehen sollten. 4. Adressat: die in der Sowjetunion kämpfenden Truppen der deutschen Wehrmacht 1941 5. Verfasser: Der Erlass wurde vom Oberkommando der Wehrmacht ausgegeben. 6. Absicht des Verfassers: Die Soldaten sollten jegliche Skrupel und moralischen Vorbehalte verlieren und auch Zivilisten, die grundsätzlich als Feind bezeichnet wurden, ermorden, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. 7. Entstehungszeitpunkt: Die Quelle ist am 13. Mai 1941 entstanden. 8. Vollständigkeit: Hierbei handelt es sich um einen Auszug. 9. Fragen: Die Quelle kann die Frage, wie man mit dem russischen Gegner nach Ansicht der obersten Heereslei- tung zu verfahren hat, beantworten. In welchem Ausmaß sich die Angehörigen der Wehrmacht daran gehalten haben, geht aus dieser Quelle nicht hervor. Im linken Plakat wird ein Japaner [deutlich gemacht durch die Flagge der Kaiserlich Japanischen Armee auf der Kopfbedeckung] als grausam und heimtückisch darge- stellt. Er greift von hinten (aus dem Hinterhalt) an und scheut nicht davor zurück, eine Frau mit einem Dolch zu töten. Die Gesichtszüge wirken nicht menschlich, die Augen sind starr, die Fingernägel sehen wie Krallen aus. Auf dem rechten Plakat wird ein Japaner als tapferer und stolzer Pilot im Vordergrund dargestellt. Hinter ihm fliegen zwei Flugzeuge über hohe Berge. Der Mann mit Helm und Brille wirkt ruhig, ernst (traurig?) und entschlossen. Hinweise: Die Verwendung der grellen gelben Farbe im linken Plakat ist nicht zufällig: Mit dem propagandisti- schen Begriff „The Yellow Peril“ (= die „Gelbe Gefahr“) versuchten die USA und europäische Kolonialmächte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, Ängste vor asiatischen Völkern zu schüren. Anfangs vor allem gegen China gerichtet, wurde der Begriff seit etwa 1905 (seit dem japanisch-russischen Krieg) auch für Japan verwendet. Das rechte Plakat wirbt für eine Pilotenschule. Rote Punkte auf den Tragflächen kennzeichnen die Kampfflugzeuge als japanische. Vermutlich sind Jagdflugzeuge vom Typ Mitsubishi A6M abgebildet, wie sie in Pearl Harbor zum Einsatz kamen und gegen Ende des Krieges auch für Selbstopferangriffe („Kamikaze“-Angriffe) verwendet MT SB 1. 2. 3. 4. 5. 2 euroPa BeGeGnet FreMDen kuLturen europa und d i Welt i n kr i eg und Fr i eden Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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