Bausteine Geschichte 4, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

20 Betrieb. Kunden und Lieferanten blieben weg. Die Bank kündigte den Kredit. Schließlich wurde der Betrieb billig von einer Konkurrenzfirma gekauft. 4. Adressat: Die Quelle soll Schülerinnen und Schüler informieren. 5. Informationen über den Verfasser: Fritz Grünfeld war der Eigentümer des Betriebes. Er hat alle Maßnahmen selbst erlebt und ist ein Zeitzeuge. 6. Absicht des Verfassers: Der Zeitzeuge will, dass die Nachwelt von den Vorkommnissen erfährt. 7. Entstehungszeit: Die Quelle ist jedenfalls nach 1936 entstanden. In diesem Jahr war die Firma nämlich noch ausgezeichnet worden. 8. Vollständigkeit: Die Quelle ist nach dem Original gekürzt, also nicht vollständig. 9. Fragen: Die Quelle gibt Antworten auf die Frage, welche Maßnahmen die Nationalsozialisten ergriffen haben, um die Besitzer unter Druck zu setzen. Sie sagt nichts darüber aus, wie sich die betroffenen Menschen gefühlt haben. Hinweis: Die Diskussion, wer Opfer, Täterin/Täter und Mitläuferin/Mitläufer war, findet mündlich statt. Mögliche Standpunkte sind: Opfer: Familie Grünfeld, Angestellte der Firma Grünfeld, Geschäftspartner, die aus Angst den Kontakt abbrechen, aber dadurch auch Umsatzeinbußen erleiden; Täterinnen/Täter: die Nationalsozialisten, die Mitarbeiter der arisierten Bank, die Eigentümer des Konkurrenzbetrie- bes, die die Firma Grünfeld ganz billig kauft; die Polizisten, die die Verhöre durchführen; … Mitläuferinnen/Mitläufer: Angestellte, die kündigen; Lieferanten, die nicht mehr liefern; Kundinnen und Kunden, die nichts mehr kaufen; … Die jeweiligen Meinungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler sind persönlich zu formulieren und zu begründen. Bei manchen Personen oder Gruppen kann es zu Diskus- sionen kommen, wie diese zuzuordnen sind. Individuelle Lösungen (Beispiele) Opfer: Familie Grünfeld: ist verzweifelt, kann es nicht fassen, dass der Betrieb 1936 einen Preis erhält und dann arisiert wird; verliert alle Einnahmequellen; weiß nicht, wie es weitergehen soll. Täterinnen/Täter: Eigentümer des Konkurrenzbetriebes: freuen sich über die günstige Gelegenheit zum Kauf; sind froh, einen Konkurrenten los zu sein; fühlen sich völlig im Recht. Mitläuferinnen/Mitläufer: Angestellte: haben Angst, ebenfalls verfolgt zu werden; Hinweis: Fritz Grünfeld hat nach dem Krieg seine Erinnerungen in Yad Vashem, Jerusalem, mündlich deponiert. Sie wurden aufgezeichnet und niedergeschrie- ben. Er wollte, dass die Erinnerung an seine Familie, die zum Teil der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer fiel, erhalten bleibt. Durch Gesetze, Pogrome und verschiedene Ausgrenzungs- methoden wurde versucht, vor allem die jüdische Bevölkerung immer mehr einzuschüchtern und zu verfolgen. Konzentrationslager existierten ab 1933 und waren nicht geheim. Sie sollten politische Gegnerinnen und Gegner abschrecken. Ziel war Erniedrigung, Folter oder Tod durch harte Arbeit und schlechte Ernährung. Vernichten … SB-Seiten 32–33, AH-Seite 16 Lösungen zu den Aufgaben Individuelle Lösungen (Beispiele) Der Begriff „Endlösung“ verschleiert den konsequenten Massenmord an Jüdinnen und Juden. Ziel der National- sozialisten war es, durch Deportation und Mord keine Jüdinnen und Juden mehr im deutschen Reich zu haben. Der Begriff drückt gleichzeitig die nationalsozialistische Menschenverachtung deutlich aus. Die jüdische Bevölke- rung wurde als „Problem“ gesehen, das es „endgültig zu lösen“ galt. Der Begriff „Umsiedlung“ klingt ähnlich wie „Übersied- lung“ und sollte absichtlich den Eindruck erwecken, die Menschen würden zum Leben, Wohnen und Arbeiten nach Polen transportiert. Dass „Umsiedlung“ die Fahrt in ein Vernichtungslager bedeutete, ist durch den Begriff selbst nicht zu erkennen. Der Begriff „Säuberung“ erinnert an Tätigkeiten im Haushalt. Es wird absichtlich darauf angespielt, dass nach einer „Säuberung“ alles sauber und rein ist und alle sich wohlfühlen. Dass mit diesem Wort die Massentötungen in Vernichtungslagern verschleiert wurden, war nicht zu erkennen. Der Begriff „Sonderbehandlung“ meint genau dasselbe, nämlich die Massentötungen. Das Wort selbst klingt wie „besondere Behandlung“ und erweckt einen positiven Eindruck. Man denkt, jemand erhält besondere Vorzüge. Die tatsächliche Bedeutung ist durch den Begriff selbst nicht zu erkennen. Der Begriff „Euthanasie“ bedeutet ursprünglich „schöner Tod“. Die Nationalsozialisten verstanden darunter aber die Ermordung von Menschen mit Behinderung. Ihrer Meinung nach, hatten Menschen mit Behinderung ohnehin kein schönes Leben. Im Deutschen Reich gab es eigene Euthanasieanstalten, in denen Zehntausende ermordet wurden. Heute wird der Begriff Euthanasie manchmal verwendet, wenn es um aktive Sterbehilfe geht. Diese ist in Österreich verboten, in manchen Staaten aber erlaubt. 3. TB Einschüchtern Gegnerinnen und Gegner der Nationalsozialisten politische Gegnerinnen und Gegner Wehrdienst- verweigerer Minderheiten (Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, Homosexuelle …) einschüchtern ausgrenzen verfolgen einsperren MT SB 1. D i ktaturen i n EuroPa 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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