Bausteine Geschichte 4, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

15 1938 wurde Österreich ins Deutsche Reich eingegliedert („Anschluss“) und in „Ostmark“, später „Alpen- und Donaureichsgaue“, umbenannt. Viele Österreicherinnen und Österreicher wurden Mitglieder der NSDAP und beteiligten sich an Verbrechen und Verfolgungen. Nur wenige leisteten Widerstand. Alltag im Deutschen Reich SB-Seiten 24–25, AH-Seite 12 Lösungen zu den Aufgaben Die Nationalsozialisten versuchten, die Menschen einerseits mit Unterstützung, andererseits durch Druck zu beeinflussen. Unterstützung für Urlaube oder den Kauf eines Autos oder die Verleihung des Mutterkreuzes sollten die Menschen positiv für den Nationalsozialismus einnehmen. Ein eigenes Ministerium, das Propaganda­ ministerium, überlegte sich positive Aktionen, wie zum Beispiel ein leistbares Radio, den Volksempfänger. Andererseits wurde mithilfe der Gestapo Druck ausgeübt, sich „richtig“ im Sinne der Nationalsozialisten zu verhal- ten. Denunziationen, Anzeigen, Verhöre, Verhaftungen oder sogar ein Aufenthalt im Konzentrationslager drohten. Jüdinnen und Juden wurden zunehmend ausgegrenzt. Die Beschlagnahme ihres Eigentums, Berufsverbote oder das Tragen eines gelben Sterns auf der Bekleidung sind dafür Beispiele. Individuelle Lösungen (Beispiele) Im Nationalsozialismus sollte die Frau hauptsächlich Hausfrau und Mutter sein. Heute sind viele Frauen berufstätig und gleichzeitig Mutter. Den Haushalt teilen sich viele Paare, weil beide arbeiten gehen. Methode „Plakate analysieren“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Das Propagandaplakat „Auch Du kannst jetzt reisen“ von 1938 stammt von Werner Axter-Heudtlaß. Es zeigt Erwachsene, die auf einem Schiff zwischen Bergen über einen See (oder Fjord) fahren. Quer über der Abbildung steht in brauner großer Schrift „Kraft durch Freude“. Links untern sind drei „Reisesparkarten“ mit einem grün-weißen Hakenkreuz, dem KDF Symbol, abgebildet. Die Personen auf dem Plakat, zwei im Vordergrund und vier im Hintergrund, betrachten die Landschaft. Alle wirken einfach gekleidet. 2. Analyse Im Vordergrund überwiegen eher dunkle Braun- und Beigetöne, im Hintergrund Blau- und Grüntöne. Die blonde Frau trägt einen blauen Rock und eine hellbrau- ne Jacke (oder Pullover?). Der Mann hat dunkelbraune Kleidung und ein blaues Halstuch. Beide wirken sehr entspannt. Der große rote Schornstein lässt darauf schließen, dass es sich um ein großes Schiff handelt. Das Rot bringt Wärme in die kühle Szene. Die NS-Organisation KDF will mithilfe des Plakates finanziell schwach gestellte Familien erreichen. Bild und Text sollen zum Ausdruck bringen, dass auch sie einmal auf Urlaub fahren können, wenn sie genug Reisesparmarken sammeln/kaufen. Das Plakat informiert und wirbt für die Organisation KDF und deren Urlaubsreisen. 3. Interpretation Die Nationalsozialisten griffen die Probleme der Arbeiterfamilien auf und versuchten beispielsweise durch die Möglichkeit, preisgünstig auf Urlaub zu fahren, die Menschen für sich zu gewinnen. Individuelle Lösungen Hinweis: Der Alltag im Nationalsozialismus ist einerseits von positiven Maßnahmen geprägt, die Menschen manipulieren und vom Nationalsozialismus überzeugen sollen. Andererseits stehen Drohungen im Raum für diejenigen Personen, die nicht nationalsozialistisch denken: Druck durch die Gestapo, Ausgrenzung u.a. bewirken ein Klima der Angst und des Misstrauens. Methode „Filmausschnitte analysieren“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Die Themen der ersten 11 Minuten sind der Einmarsch der deutschen Truppen und ein Ausschnitt aus Hitlers Rede auf dem Heldenplatz. Diese Szenen wirken wie/ sind Originalaufnahmen. Danach wird in den Film gewechselt. Man sieht drei kurze Szenen in einer Fleischhauerei, einem Nachtlokal und beim Fleisch­ hauer zuhause kurz vor dem Kartenspiel. Der Film wurde 1981 in Österreich gedreht. Mir hat der Filmausschnitt gefallen, weil Originalauf- nahmen und Spielfilmszenen vorkamen. Außerdem sieht man gleich zu Beginn, dass die Österreicherinnen und Österreicher unterschiedlich begeistert vom „Anschluss“ waren. 2. Analyse Der Ausschnitt zeigt die Situationen aus der Sicht eines außenstehenden Beobachters. Durch die Verwendung von Originalaufnahmen soll, glaube ich, der Eindruck erweckt werden, dass alle anderen Szenen auch genauso gewesen sind, wie sie im Film gezeigt werden. Die Bekleidung, die Autos und die Einrichtung wirken, als wären sie aus der dargestellten Zeit. Der Fleisch­ hauer ist mir sympathisch, weil er den „Anschluss“ nicht will. Außerdem ist er schockiert, dass sein Sohn der SA beigetreten ist. Er will ein Bild Hitlers nicht in seiner Auslage haben und sagt, da sei ja eh schon der Schweinskopf. Es sei kein Platz mehr. Das finde ich witzig. Die Frau des Fleischhauers ist mir unsympathisch, weil sie nicht aufstehen und einem Juden die Tür öffnen will. Sie ist froh, dass die Nürnberger Gesetze verbieten, dass ein Freund ihres Mannes weiter zum Kartenspielen kommt, weil er Jude ist. Als er dann da ist, soll er ihr helfen, weil er Anwalt ist und sie eine Frage zu ihrem „Ariernachweis“ hat. Das finde ich unverschämt. Sie lehnt ihn ab, weil er Jude ist, aber sie fragt ihn trotz- dem, weil er Anwalt ist. 3. Wertvorstellungen Ich glaube, der Film soll zeigen, dass nicht alle Österreicherinnen und Österreicher gleich begeistert vom „Anschluss“ waren. Vielleicht soll auch bewirkt werden, dass man über diese Zeit nachdenkt, wenn man den Film sieht. Man kann dann überlegen, wie man selbst reagiert hätte. Die Perspektive ist vermutlich die des Fleischhauers. Der Film heißt auch so wie er. MT SB 1. 2. 3. 4. 5. 1 D i ktaturen i n EuroPa Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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