Bausteine Geschichte 4, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

12 Methode „Karikaturen verstehen“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Die Karikatur „Der ideale Arier muss sein“ von Boris Jefimov wurde auf einem russischen Propagandaplakat 1941 veröffentlicht. Sie zeigt drei Figuren. Links steht ein kleines „Männchen“ in Gestalt einer Ratte oder Maus. Darunter steht in russischer Schrift „Groß [wie] Goebbels“. In der Mitte steht ein großer, dicker, halbnackter Mann. Er hält in seiner rechten Hand ein Zepter, hat auf dem Kopf die Uniformkappe eines Generals und ist über und über mit Orden dekoriert. Darunter steht auf Russisch: „Schlank [wie] Göring“. Die rechte, dunkelhaarige Person hat das Gesicht Adolf Hitlers mit seinem typischen Seitenscheitel und dem Schnurrbart. Er trägt viel zu große Stiefel und eine kurze Latzhose. Darunter steht auf Russisch: „Blond [wie] Hitler“. 2. Analyse Auf diesem russischen Propagandaplakat werden drei wichtige Personen des nationalsozialistischen Deutsch- lands dargestellt. Gleichzeitig wird durch den Text ein Vergleich zur nationalsozialistischen Rassenlehre angestellt. Alle drei widersprechen dem „idealen Arier“, der laut nationalsozialistischer Propaganda groß, blond und blauäugig sein sollte. Der russische Karikaturist will mit dieser Karikatur den Betrachterinnen und Betrach- tern, vermutlich der russischen Bevölkerung, zeigen, wie lächerlich die nationalsozialistische Ideologie ist, wenn nicht einmal die wichtigsten Anführer der Nationalsozialisten ihrem eigenen Ideal entsprechen. 3. Interpretation Die Karikatur entstand zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, während das Nationalsozialistische Regime in Deutsch- land herrschte. Hinweis: Zur Wirkung sind persönliche Eindrücke zu formulieren und zu begründen. Der bedeutende jüdische Karikaturist Boris Jefimov (1899–2008) arbeitet zur Zeit des Nationalsozialismus für die sowjetische Kriegspropaganda. Lösungen zu den Übungen Methode „Plakate analysieren“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Überblick Das Propagandaplakat „Illustrierte Monatsschrift für deutsches Volkstum“ von 1936 trägt den Titel „Hier trägst Du mit“. Ein Mann, der dem nationalsozialisti- schen Bild des „Ariers“ gleicht (groß, schlank, blond), trägt auf seinen Schultern zwei Menschen. Beide Männer sind dunkelhaarig und deutlich kleiner als ihr Träger. Beide haben einen unglücklichen Gesichtsaus- druck und abstehende Ohren. Der linke Mann ist mager und hat ein schmales Gesicht, während der rechte gedrungen und grobschlächtig wirkt. Er hat eine nach vorne gewölbte Mundpartie mit einem sehr großen Mund und einer breiten, flachen Nase. In der Über- schrift wird mitgeteilt, dass erbkranke Personen bei Erreichung des 60. Lebensjahres im Durchschnitt 50 000 Reichsmark kosten. Im Hintergrund ist eine kleine Stadt samt Stadtmauer zu sehen. 2. Analyse Das Plakat ist schwarz-weiß. Es kommen keine Symbole vor. Das nationalsozialistische Propagandaplakat will die deutsche Bevölkerung erreichen. Der Mann soll vermitteln, dass er schwer unter seiner Last zu leiden hat. Durch den Text wird klar, dass die Last die Menschen mit Behinderung sind, die den Staat finanziell stark belasten und auf Kosten der gesunden Bevölkerung leben. Durch den Titel „Hier trägst Du mit“ wird dieser Eindruck noch verstärkt. 3. Interpretation Das Plakat unterstützt die unmenschliche Politik der Nationalsozialisten, Menschen mit Behinderung betreffend. Über 100 000 behinderte Menschen wurden ermordet. Für die Gegenwart kann das Plakat ein Beispiel sein, wie unmenschliche Inhalte „verpackt“ werden können. Das Plakat wirkt auf mich abstoßend, besonders der kleine Mann rechts. Andererseits finde ich es im Sinne der Propaganda gut gemacht. Vermutlich hat es viele Menschen in ihrer Meinung bestärkt, dass behinderte Menschen viel Geld kosten und eine Last sind. Individuelle Lösungen (Beispiel) T. (= Thilo) Eisbrenner schreibt, dass die National­ sozialisten zwar versuchten, die Opfer möglichst unauffällig wegzubringen, und zwar in „grauen Bussen“ mit „undurchsichtigen Fenstern“, dass aber sehr wohl manche Menschen genau darüber Bescheid wussten, was vor sich ging. Eisenbrenner stellt die Frage, warum Pflegebedürftige ermordet wurden. Er nennt aber auch einen Vormundschaftsrichter, der Widerstand leistete. Dieser gibt Eisenbrenner vielleicht Anlass, darüber nachzudenken, warum es nicht mehr Widerstand gegeben hat. Adolf Hitler und die Nationalsozialisten wollten, dass sich alle Deutschen dem Willen eines „Führers“ unterwerfen. Die Demokratie sollte abgeschafft werden. Nur Mitglieder der „arischen Rasse“ wurden als wertvoll angesehen. Menschen mit Behinderung, „Fremdrassige“ sowie Jüdinnen und Juden sollten verfolgt werden. Das deutsche Herrschaftsgebiet sollte durch Eroberungen vergrößert werden. 4. AH 1. 2. TB Ideologie der Unmenschlichkeit Adolf Hitler und die Nationalsozialisten … … forderten die Unterwerfung aller Deutschen unter den Willen des „Führers“. Die Demokratie sollte abgeschafft werden. … glaubten an die Propaganda von der angeblichen Überlegenheit der „arische Rasse“. „Nichtarier“, Menschen mit Behinderung, Jüdinnen, Juden und andere sollten verfolgt werden. … wollten ihr Herrschaftsgebiet durch Eroberungen (vor allem in Osteuropa) vergrößern. MT D i ktaturen i n EuroPa 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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