Bausteine Geschichte 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

36 rechten unteren Bildhälfte ist ein Kiosk mit der Beschriftung: „Aechter Dattel-Schnaps. Frische Straus-Eier“. Vor dem Kiosk sieht man Männer, die aus Schnapsgläsern trinken, zwei Männer schlürfen aus einem Straußenei. Im Feld (in der Arena) ganz oben sieht man Musikszenen. Links spielt eine Frau auf einer Violine. In Frack oder Uniform gekleidete Männer führen elegant gekleidete Damen an der Hand. Rechts tanzen Pärchen in Tracht einen Volkstanz. Die Musik kommt von einem Mann, der Zither spielt. In der Bildmitte machen Soldaten unter Anleitung eines Offiziers Marschübungen mit geschultertem Gewehr. Rechts daneben sind zwei Jungen. Einer beobachtet die Soldaten, der andere hält einen gefüllten Bierkrug dem schwarzafrikanischen Publikum hin und fordert die Zuschauer auf, zu probieren. Unter der Achsel hält er eine Schultafel mit Löschschwamm. Vor dem Jungen steht ein Rauchfangkehrer, dessen Kleidung und Gesicht vom Ruß ganz schwarz sind. Er raucht eine Zigarette und schaut in das Publikum hinein. Links vorne sitzen oder stehen mehrere ältere Herren um ein Bierfass. Einige trinken aus einem Bierkrug. Eine Frau, wahrscheinlich die Kellnerin, trägt sieben Bierkrüge auf einmal. Vorne in der Mitte sitzen ein uniformierter Herr und eine bürgerlich gekleidete Dame auf einem Bierfass und stoßen mit ihren Bierkrügen an. Hinter ihnen steht eine Dame mit einem Korb voll Gemüse. Rechts sitzt eine Familie um einen Tisch, auf dem eine Schüssel voll Knödel steht und eine Breze liegt. Die Kinder und die Frau sitzen vor ihren leeren Tellern, der Vater nimmt mit einem Löffel Knödel aus der Schüssel. Bildunterschrift: „Man führt uns in neuerer Zeit fremde Völker zum Studium vor. Müßte es nicht von ungemein bildendem Einfluß auf die Wilden sein, die civilisirten Völker in der gleichen Weise kennen zu lernen?“ 3. Erklären und Interpretieren Dieses Bild wurde in der Zeitschrift „Fliegende Blätter“ im Jahre 1885 veröffentlicht. Diese Zeitschrift wurde in Deutschland veröffentlicht und hat mithilfe von Karikaturen die aktuellen Ereignisse dargestellt und die Leser zum Nachdenken aufgefordert. Das Bild sollte also von den deutschen Leserinnen und Lesern der Zeitschrift betrachtet werden. Es ist eine Quelle aus der Zeit des Kolonialismus. Auch das Deutsche Reich hatte Kolonien in Afrika und im Pazifik. In vielen deutschen Städten gab es zu jener Zeit Ausstellungen mit Menschen aus den Kolonien (s. Buch S. 55). Diese Karikatur dient zur kritischen Beschäftigung mit der Vergangenheit. Sie entspricht den Gestaltungsmerkmalen. Individuelle Lösungen (Beispiel) Die Zeichnerin oder der Zeichner dieser Karikatur will den deutschen Lesern bewusst machen, wie sich die Menschen aus den Kolonialgebieten fühlen müssen, die in Deutschland in sogenannten Ausstellungen präsentiert werden. In der Bildunterschrift wird zum Nachdenken aufgefordert: Warum sollen nur Menschen in Europa etwas von der Welt lernen, wenn ihnen Menschen aus anderen Erdteilen in Ausstellungen präsentiert werden? Könnten nicht auch die Menschen in den Kolonien etwas lernen, wenn ihnen das Leben in den Mutterländern auch in Ausstellungen präsentiert wird? Mit diesen Überlegungen hofft die Zeichnerin oder der Zeichner, dass die Zurschaustellung wie auf dem Plakat auf Seite 55 im Schülerbuch in Frage gestellt werden. Individuelle Lösungen (Beispiele) • Sie haben die Ausstellungen in Europa nicht mehr besucht. • Sie haben gegen diese Ausstellungen protestiert. • Sie haben über die Karikatur gelacht. • Sie haben diese Karikatur als eine Frechheit empfunden (vor allem jene Menschen, die eine rassistische Einstellung hatten und von der Überlegenheit der weißen Menschen überzeugt waren). 2. 3. euroPa BeGeGNet FreMDeN KuLtureN 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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