Bausteine Geschichte 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer
30 1914 beherrschten europäische Staaten 85 Prozent der Erd- oberfläche. Europäische Politiker wollten mit dem Besitz von Kolonien Macht und Ansehen ihrer Staaten steigern. Aus den Kolonien wurden billige Rohstoffe eingeführt. Teure Güter wurden in die Kolonien verkauft. Forscher erforschten im Auftrag von Staaten oder Handelsfirmen das Innere Afrikas und Asiens. Die Weißen brachten … SB-Seiten 54–55, AH-Seite 27 Lösungen zu den Aufgaben Die Kolonialherren wollten durch den Erwerb von Kolonien rasch reich werden. Die Einheimischen mussten auf Plantagen, in Bergwerken oder beim Bau von Straßen und Eisenbahnlinien unter unerträglichen Bedingungen arbeiten. Auf ihr Leben wurde keine Rücksicht genommen. Widerstand der Einheimischen wurde durch das Militär brutal unterdrückt. In Australien wollten die Briten die einheimischen Aborigines nach ihren Vorstellungen erziehen. Dafür nahmen sie den Eltern ihre Kinder weg und erzogen sie in Heimen. Individuelle Lösungen (Beispiel) Mögliche Gedanken: Die Kolonialherren benötigten eine Rechtfertigung für die Unterdrückung der Einheimischen in ihren Kolonien. Deshalb wurden diese Menschen als dumm, faul und primitiv dargestellt. Damit konnte man der Bevölkerung in der Heimat erklären, dass die Kolonialherren diesen Menschen die „Zivilisation“ bringen müssten. Auch der Einsatz von Gewalt wurde so gerechtfertigt. Individuelle Lösungen Methode „Bilder lesen“ Individuelle Lösungen (Beispiele) zu Bild 3: „So kolonisiert der Engländer“ 1. Beschreiben (allgemein) Das Bild zeigt einen typisch britisch aussehenden Mann (karierte Kleidung, Schildkappe, roter Schnauzbart), der Alkohol in den Mund eines Schwarzafrikaners gießt. Ein Soldat presst mithilfe einer Maschine Gold aus dem Afrikaner heraus. Das Bild entstand 1904 in Deutschland. 2. Beschreiben (genau) Es wurden nur für die Aussage des Bildes wichtige Details gezeichnet, unwichtige wurden weggelassen. Die „Pressmaschine“ nimmt den Großteil des Bildes ein, es werden eher gedeckte, unauffällige Farben verwendet. Die beiden Engländer stehen und „arbeiten“, der Schwarzafrikaner liegt in der Maschine eingez- wängt. Der Engländer links hält eine Flasche in der Hand. Die Personen sind landestypisch gekleidet. Das Bild wirkt sehr brutal. 3. Erklären und interpretieren Das Bild wurde 1904 in einer deutschen Zeitschrift (Simplicissimus) veröffentlicht. Es trägt den Titel „So kolonisiert der Engländer“. Die Zeichnerin oder der Zeichner wirft den Engländern vor, dass sie die Menschen in Afrika mithilfe der Droge Alkohol gefügig machen und sie dann ausbeuten. Dass der Soldat die Maschine „bedient“ soll darauf hinweisen, dass die Unterdrückung der Menschen in Afrika auch mithilfe der Armee durchgeführt wird. Das Ziel der britischen Politik in Afrika wird sehr deutlich durch die herausgepressten Goldstücke dargestellt. Da das Bild in einer deutschen Zeitschrift veröffentlicht wurde, soll es der Bevölkerung des Deutschen Reiches zeigen, dass die Briten in ihren Kolonien die Menschen ausbeuten. Wahrscheinlich sollte damit auch gezeigt werden, dass das in den deutschen Kolonien nicht ist. Auftraggeberin war möglicherweise die Zeitschrift. Es handelt sich um eine Darstellung, die sich zu einer kritischen Beschäftigung mit der Vergangenheit eignet. Das Bild weist die typischen Merkmale einer Karikatur auf. zu Bild 4: Rassistisches Werbeplakat des Frankfurter Zoos 1. Beschreiben (allgemein) Das Bild zeigt eine Gruppe von dunkelhäutigen Menschen, die weiße Männer überwältigen. Die Überschrift (Spruchband) bezeichnet diese Menschen als „männliche und weibliche australische Kannibalen“. Im Mittelpunkt des Bildes ist ein Feuer, um das dunkelhäutige Menschen sitzen und offensichtlich Menschenknochen abnagen. Das Plakat entstand um 1885 in Deutschland. Sowohl im Vordergrund, als auch im Hintergrund sind verschiedene gewalttätige Szenen zu beobachten. 2. Beschreiben (genau) Alles Wichtige für das Verständnis des Plakates wird abgebildet. Das Bild ist sehr bunt. Die australischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner werden halbnackt dargestellt. Sie schwingen Speere und Knüppel, tanzen um ein Feuer oder sitzen am Feuer und nagen Knochen ab. Aus dem Feuer ragen ein Fuß und ein Kopf. In der Mitte im Vordergrund liegt ein ausgebleichter Totenschädel. Im Hintergrund sieht man ein auf einen Felsen aufgelaufenes Schiff im Meer. An der Küste ist erkennbar, wie die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner (Aborigines) den gefesselten weißen Männern Gewalt antun. Vorne rechts liegt ein erstochener Matrose. Im Gegensatz zu den halbnackten Ureinwohnerinnen und Ureinwohnern, sind die weißen überwältigten Männer alle angezogen. Das Bild kann sehr abschreckend wirken. 3. Erklären und interpretieren Das Plakat aus dem Jahre 1885 wirbt für eine Zurschaustellung von Aborigines im Frankfurter Zoo. Die Plakatüberschrift macht deutlich, dass die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner Australiens offensichtlich Kannibalen sind. Das Bild weist diesen Menschen nur negative Eigenschaften zu (primitiv, brutal). Damit wollte man einerseits bei den Besucherinnen und Besuchern im Zoo einen Gruseleffekt erzeugen (wie beim Betrachten von wilden Tieren), andererseits wollte man damit auch die Botschaft vermitteln, dass die Weißen in Australien zu Recht die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner unterdrücken, versklaven oder sogar ausrotten. Das Plakat wurde vom Frankfurter Zoo in Auftrag gegeben. Es handelt sich um eine Darstellung, die sich für eine kritische Beschäftigung mit der Vergangenheit eignet. Das Plakat entspricht den Gestaltungsmerkmalen. Hinweis: Die Fragestellungen, ob solche Plakate heute möglich sind bzw. ob solche Bilder in einem Schulbuch abgedruckt werden sollten, erfordern eine individuelle MT SB 1. 2. 3. 4. euroPa BeGeGNet FreMDeN KuLtureN 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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