Bausteine Geschichte 3, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer
28 Rohstoffe aus den Kolonien ein und verkauften teure Waren in die Kolonien. Sehr gut verdienten auch Plantagenbesitzer und Kaufleute durch den Anbau und Verkauf von Kaffee, Kakao, Baumwolle und Tee. Am Transport der Waren zwischen Mutterland und Kolonien verdienten die Besitzer der großen Frachtschiffe (Reeder). Methode „Geschichtskarten lesen“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Thema, Orientierung und Zeit Diese Geschichtskarte (Darstellung, angefertigt vom Schulbuchverlag) gibt eine Übersicht über die Kolonial- reiche im Jahre 1914. Es ist eine Weltkarte. Die jeweili- gen europäischen Mächte und ihre zugehörigen Kolonien sind mit verschiedenen Farben gekennzeich- net. Außerdem zeigt die Karte auch, in welchen Gebieten im 19. Jahrhundert sich europäische Auswan- derer niedergelassen haben. 2. Einzelheiten erfassen Staaten, die Kolonialreiche hatten: Belgien, Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Portugal, Russland, Spanien, USA. Den größten zusammenhängenden Landbesitz hatte Russland. Das russische Kolonialgebiet war direkt mit dem Mutterland verbunden. Die meisten Kolonialgebiete hatte Großbritannien. Im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten viele Europäer in andere Kontinente aus. Die Hauptsiedlungsgebiete waren Kanada, die USA, Argentinien, Brasilien, Sibirien und Australien. Entlang der strategisch wichtigen Seewege errichteten die Kolonialmächte Seekriegshäfen und Flottenstütz- punkte. Die USA beherrschten mit dem Panamakanal die Kontrolle über die kürzeste Durchfahrt vom Atlantischen Ozean zum Pazifischen Ozean. Großbritan- nien kontrollierte weltweit die Seewege mit seinen Flottenstützpunkten und Seekriegshäfen: Westafrika (Freetown), Südafrika (Kapstadt), Sansibar, Mauritius, arabische Halbinsel (Aden), Ägypten (Alexandria), Indien (Mumbai, Kalkutta), Malaysia (Singapur), Hongkong und Australien (Sydney). Übersicht über die kolonialen Besitzungen: Kolonialmacht Kolonien Frankreich Algerien, Äquator[ial]afrika, Franz. Guayana, Franz. Indochina, Franz. Kamerun, Französisch Marokko, Franz. Westafrika, Madagaskar; Stützpunkte: Antillen, in Indien, Kwangtschouwan, Miquelon, Réuni- on, St.Pierre Großbritan- nien Ägypten, Anglo-ägyptischer Sudan, Antillen, Australien, Bahamas, Bermudas, Bahrein, Brit. Belize, Betschua[na]land, Britisch-Indien, Brit. Guayana, Brit. Nordborneo, Brit. Ostafrika, Brit. Somaliland, Ceylon, Falkland Inseln, Jamaika, Gambia, Goldküste, Hadramaut, Honkong, Kanada, Kuwait, Malaysia, Mauritius, Neuseeland, Nigeria, Rhodes[ien], Sachalin, Sansibar, St.Helena, Seychellen, Trinidad, Südafrika, Ugan- da, Weihaiwei, Zypern Deutsches Reich Deutsch Ostafrika, Deutsch Südwestafrika, Togo, Kaiser-Wil- helm-Land, Kamerun, Stützpunkt in Kiautschou Italien Libyen, Eritrea, Italienisch-Somali- land Kolonialmacht Kolonien Spanien Kanarische Inseln, ein Teil Marokkos, Rio Muni, Rio de Oro Portugal Azoren, Angola, Kapverdische Inseln, Madeira, Port. Guinea, Port. Ostafrika, Port. Timor, Stützpunkte: in Indien z.B. Goa, Macao Belgien Belgisch Kongo Niederlande Curacao, Niederl. Guayana, Niederl. Indien Dänemark Island, Grönland 3. Karte „kritisch“ lesen Die Überschrift „Die Welt wird aufgeteilt“ lässt vermu- ten, dass die Kolonialmächte sich zusammengesetzt und die Gebiete auf anderen Kontinenten unterein- ander aufgeteilt haben. Die Karte zeigt den Besitzstand im Jahre 1914. Sie zeigt nicht, wie es zu dieser Auftei- lung gekommen ist. Hinweis: Die „Aufteilung der Welt“ vor dem Ersten Weltkrieg ist grundlegend für das Verständnis der Entwicklungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Deshalb wurde der Bearbeitung der Karte viel Raum gegeben. In einer Gruppenarbeit könnten die Besitzungen der einzelnen Kolonialmächte erarbeitet werden und anschließend in der Klasse präsentiert werden. Die Motive der Afrikaforscher waren einerseits Neugierde und geographisches Interesse. Andererseits wurden die Expeditionen meist von Handelsfirmen oder der Regierung finanziert. Die Forscher sollten daher nicht nur von ihren Entdeckungen in Europa berichten, sondern die bereisten Gebiete für ihren Staat oder die Firma in Besitz nehmen oder neue Geschäftsmöglichkeiten auskundschaften. Methode „Bilder lesen“ Individuelle Lösungen (Beispiel) 1. Beschreiben (allgemein) Das Foto zeigt sechs weiße Personen, die im Freien um einen Tisch sitzen. Im Hintergrund steht ein Afrikaner in einer Uniform. Alle tragen eine Kopfbedeckung. Das Bild entstand um 1910 in Deutsch-Ostafrika. 2. Beschreiben (genau) Vier Männer tragen (Tropen-)Helme und sind in Uniformen mit Stiefeln gekleidet. Ein Mann trägt einen Strohhut und einen eleganten weißen Anzug. Die Frau hat ein helles Kleid und trägt auch einen Hut. Laut Bildunterschrift sind die Abgebildeten deutsche Kolonialbeamte. Die Stühle, der Tisch und das Tischtuch schauen aus wie europäische Möbel. Die Gruppe sitzt vor einem dunklen Hauseingang. Die Hausmauer sieht uneben und schmutzig aus. 3. Erklären und interpretieren Das Foto wurde 1910 in Deutsch-Ostafrika (dem heutigen Tansania) aufgenommen, es ist daher eine Quelle und eignet sich zur kritischen Beschäftigung mit der Vergangenheit. Das Bild macht deutlich, dass die Kolonialbeamten die Herren sind, denn der Einheimische ist in der Rolle des Dieners dargestellt. Er hat eine Jacke mit vielen Taschen an, die vermutlich seine Dienstuniform als Hausangestellter ist. Das Bild war wahrscheinlich für die Menschen in Deutschland gedacht und wurde wohl von den Kolonialbeamten in Auftrag gegeben. Es soll zeigen, dass man als Deutscher oder Deutsche in Ostafrika jemand ist, der sich von den Einheimischen bedienen lassen kann. Damit soll den Betrachterinnen und Betrachtern gezeigt werden, dass 3. 4. 5. euroPa BeGeGNet FreMDeN KuLtureN 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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