Bausteine Geschichte 2, Begleitband für Lehrerinnen und Lehrer

45 Im Mittelalter bestimmte die christliche Religion das Leben und Denken der Menschen. Da die Lebenserwar- tung sehr gering war, hoffte man auf ein besseres Leben im Jenseits. Wer an der Lehre der katholischen Kirche zweifelte, wurde als Ketzerin oder Ketzer von der Inquisition schwer bestraft. Wenn zwei sich streiten … SB-Seiten 98–99, AH-Seite 47 Lösungen zu den Aufgaben Wenn ein Herrscher aus der Kirche ausgeschlossen wurde, mussten ihm die Fürsten nach einem Jahr nicht mehr folgen und konnten einen neuen Herrscher wählen. Kaiser und Papst stritten im Mittelalter häufig um die Frage, wer den höheren Rang bekleidete. Das wird besonders in der Frage der Investitur deutlich. Der Kaiser wollte neue Kirchenfürsten auswählen, weil er, nach deren Tod, die Lehen zurückerhielt. Der Papst wollte aber selbst bestimmen, wer ein Kirchenamt erhalten sollte. Methode „Bilder lesen“ Individuelle Lösungen (Beispiele) zu 2: Heinrich IV. braucht Hilfe 1. Beschreiben (allgemein) Die Buchmalerei auf Pergament zeigt drei Personen, zwei Männer und eine Frau. 2. Beschreiben (genau) Die Frau, rechts im Bild, sitzt erhöht unter einem Bogen auf einer Bank (?) mit Kissen. Sie trägt ein blaues Kleid und einen gelb und grün gemusterten Umhang mit braunem Rand. Ihre rechte Hand zeigt in die Richtung des Mannes, der einen Stab mit einer schneckenförmi- gen Spitze in der Hand (= Krummstab, hier: Abtstab) hält. Dieser Mann, der Abt, sitzt links im Bild auf einem Hocker (mit Tierkopf und Beinen wie Tierpfoten). Er trägt eine braune Kutte. Sein Zeigefinger der rechten Hand weist auf die Frau. König Heinrich IV. – er ist am kleinsten dargestellt – kniet vor den beiden. Er ist wie die Frau in den Farben blau, gelb und grün gekleidet. Auf dem Kopf hat er eine braune Kappe, möglicherwei- se aber auch eine Krone. Der Text unter dem Bild besagt, dass der König die beiden Personen, den Abt und Mathilde, um Hilfe bittet. 3. Erklären und interpretieren Das Bild entstand zwischen 1111 und 1116. Es handelt sich um eine mittelalterliche Bildquelle. Der Abt war der Taufpate Heinrichs, Gräfin Mathilde die Burgherrin von Canossa, wo sich der Papst zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Man weiß nicht, wer das Bild in Auftrag gegeben hat. Es könnte Mathilde gewesen sein, um daran zu erinnern, dass ein König ihre Hilfe wollte. Das Buch, aus dem das Bild stammt, liegt heute im Vatikan. Es könnte also auch vom Abt in Auftrag gegeben worden sein. zu 3: Geistliche und weltliche Macht 1. Beschreiben (allgemein) Die Buchmalerei zeigt zwei Männer, die Arm in Arm auf einem Thron sitzen. 2. Beschreiben (genau) Der Mann links im Bild trägt weiße Bekleidung und einen weißen, spitzen Hut. Er hat einen goldenen Krummstab in seiner rechten Hand. Seine linke Hand hat er dem neben ihm Sitzenden auf die Schulter gelegt. Er sieht seinen Nachbarn freundlich an. Der Mann rechts im Bild ist rot gekleidet und trägt eine goldene Krone. In seiner linken Hand hält er ein Schwert, seine andere Hand liegt auf der Schulter seines Nachbarn. Auch er sieht freundlich aus. 3. Erklären und interpretieren Diese Buchmalerei stammt aus dem Sachsenspiegel und wurde zwischen 1300 und 1315 angefertigt. Es handelt sich um eine mittelalterliche Bildquelle. Zu dem Zeitpunkt der Erstellung war der Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser bereits beigelegt. Das Bild wurde als Illustration für den Buchtext angefertigt und soll die Einigkeit zwischen Papst und König zeigen. Das Bild könnte zum Beispiel vom Papst oder vom König in Auftrag gegeben worden sein. Vielleicht wurde es aber auch für den Sachsenspiegel angefertigt. Hinweis: Der Sachsenspiegel ist eines der ältesten Rechtsbücher des deutschen Mittelalters, gilt aber auch als eines der ersten deutschen Prosawerke. Methode „Schriftliche Quellen auswerten“ Individuelle Lösungen (Beispiele) 1. Wörter, die unbekannt sein könnten: (1): Entscheid = Entscheidung, Urteil; vom Treue-Eid entbinden = hier: Untertanen müssen ihrem Herren nicht mehr treu sein, Abgaben und Dienste leisten (4): päpstlicher Stuhl = Thron des Papstes, Symbol für seine Macht 2. Personen, Orte, Daten: Papst Gregor VII und Heinrich IV., 1075 und 1076, keine Angabe von Orten 3. Zusammenfassung: (1) zeigt einen Teil der Forderungen Papst Gregors VII. 1075 an König Heinrich IV. Der Papst stellt klar, dass er die höchste Position hat. Er kann den König (oder Kaiser) absetzen und niemand kann seine Entschei- dungen aufheben. Nur er darf Bischöfe einsetzen. Untertanen können durch ihn von ihrem Treue-Eid gegenüber ihren Herrschern entbunden werden. Nonnen und Mönche Motto: „Bete und arbeite!“ Tagesablauf streng geregelt Aufgaben: Abschreiben von Büchern, Handwerk, Landwirtschaft, Krankenpflege, Schule Klosterleben MT SB 1. 2. 3. 4. Längsschn i t te und Vergle i che 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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