Bausteine Geschichte 4, Arbeitsheft
15 Einschüchtern … Arbeite heraus, was man unter „meist als Verkauf inszeniert wurde“ verstehen kann. Wie stellst du dir das vor? h Interpretiere die Erinnerungen von Fritz Grünfeld nach der Methode „Schriftliche Quellen auswerten“ auf Seite 129 im Schulbuch Bausteine 4. Diskutiert, wer in diesem Beispiel Opfer, Täterin bzw. Täter oder Mitläuferin bzw. Mitläufer war. Als Mitläuferinnen oder Mitläufer könnten jene Personen in Frage kommen, die im Umfeld der Firma Grünfeld von der Arisierung wussten. Begründet eure Meinung. h Wende dein Wissen an und überlege, welche Gefühle und Gedanken die Opfer, die Täterinnen und Täter sowie Mitläuferinnen und Mitläufer gehabt haben könnten. Schreibe sie auf. h 1. 2. 3. Quelle: Fritz Grünfeld erinnerte sich (gekürzt nach dem Original) Der „Stürmer“ war eine antijüdische Wochenzeitung, die auf großen öffentlichen Plätzen Schaukästen aufgestellt hatte, damit jedermann darin lesen konnte. „Der ‚Stürmer‘ hetzte gegen uns. Kunden begannen, Waren zurückzusenden. Unser Personal wurde unter Druck gesetzt, nicht mehr bei Juden zu arbeiten. Das Telefon wurde abgehört, die Post durchsucht und wir wurden immer wieder zum Verhör bestellt. Zeitungen lehnten ab, unsere Werbung zu drucken. Lieferanten belieferten uns nicht mehr mit Stoen und Garnen. Die Steuern wurden erhöht, die Büroräume wurden durchsucht. Unsere Bank war arisiert worden und kündigte uns den Kredit. Ohne Kredit konnten wir nicht arbeiten. Unser Konkurrent kaue die Firma weit unter ihrem Wert. Das Schild am Geschä wurde geändert in: Grünfeld, nun unter deutscher Leitung!“ „Arisierung“ – Verfolgung per Gesetz von 1933–1945 Eine Methode, Jüdinnen und Juden einzuschüchtern, zu verfolgen und aus Handel, Gewerbe und Wissenschaft zu verdrängen, nannten die Nationalsozialisten „Arisierung“. Ganz im Sinne der Nürnberger Gesetze verstanden sie darunter die Enteignung von jüdischem Besitz, die meist als Verkauf inszeniert wurde. Unternehmen, Wohnungen oder Landbesitz wurde von den National- sozialisten an „Arier“ kostenlos abgegeben oder enorm billig verkauft. Zwischen 1933 und 1945 kam es im Deutschen Reich sowie in angeschlossenen und besetzten Ländern zu „Arisierungen“. D I KTATUREN I N EUROPA 5 zu Bausteine 4: Seiten 30–31 Geschäft der Firma Grünfeld mit von Nationalsozialisten eingeschlagenen Schaufenstern (Foto, Berlin 1930) Die Firma Grünfeld, Hersteller von Bettwäsche und Bekleidung, war bis 1938 in jüdischem Besitz. Sie existierte 75 Jahre lang, hatte das Deutsche Reich auf der Weltausstellung in Paris 1936 vertreten und einen Preis der deutschen Wirtschaft erhalten. Zwei Geschäfte in Berlin und eines in Köln belieferten auch hochrangige Nationalsozialisten. Trotzdem kam es bereits 1930 zu gewaltsamen Vorfällen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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