Bausteine Geschichte 4, Schulbuch

84 Österreich nach dem Krieg Eine Gesellschaft im Aufbau Erste Wahlen Am 27. April 1945 wurde eine provisorische Regierung unter Karl Renner gebildet und die Unabhängigkeit Österreichs erklärt. Österreich wurde von alliierten Truppen besetzt und vom Alliierten Rat – Vertretern der Besatzungsmächte – kontrolliert. Die Aufgaben des Alliierten Rates waren beispielsweise, eine Verwaltung aufzubauen und freie Wahlen vorzubereiten. Die großen Parteien der Ersten Republik wurden unter neuen Namen neu gegründet. Bei den ersten Nationalratswahlen 1945 gewann die ÖVP (Österreichische Volkspartei). Sie regierte aber gemeinsam mit der SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) und der KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs). Sie wollten Einigkeit gegenüber den Alliierten und dem Volk zeigen. Die großen wirtschaftlichen Probleme machten die Hilfe der Alliierten nötig. Mit dem Marshallplan begann der Aufschwung. Zur Sicherung wichtiger Industriebetriebe wurden diese verstaatlicht. Der Staatsvertrag Schon bald nach dem Krieg begannen die Alliierten über die Zukunft Österreichs zu beraten. Durch den „Kalten Krieg“ gerieten die Verhandlungen ins Stocken. Die USA und die Sowjetunion wollten nämlich ihren Einfluss auf Österreich so lange wie möglich ausüben. Im Mai 1955 kam es schließlich zur Unterzeichnung des Staatsvertrages. Damit wurde die alliierte Besatzung beendet. Österreich verpflichtete sich, als demokratische Republik, keinen Anschluss an Deutschland anzustreben. Nationalsozialistische Wiederbetätigung blieb verboten. Die Rechte der kroatischen, slowenischen und ungarischen Minderheiten sowie der Roma und Sinti wurden geregelt. A B Unterzeichnung des Staatsvertrags (Pressefoto, 1955) Am 15. Mai 1955 unterzeichneten im Schloss Belvedere in Wien Vertreter der Alliierten und der österreichischen Regierung den Staatsvertrag. Die Neutralitätserklärung wurde am 26. Oktober in die österreichische Verfassung aufgenommen. Österreich erklärte – keinen militärischen Bündnissen beizutreten, – keine fremden militärischen Stützpunkte auf seinem Staatsgebiet zuzulassen und – seine Unabhängigkeit mit allen Mitteln zu verteidigen. 2 Mythos* „Trümmerfrauen“ (Foto, nach Kriegsende) Da viele Männer in Kriegsgefangenschaft oder im Krieg gefallen waren, mussten Frauen unter schwierigen Bedingungen die Familie versorgen. Dazu beseitigten sie die Trümmer der zerbombten Gebäude („Trümmerfrauen“) und waren damit wesentlich am Wiederaufbau beteiligt. Viele Frauen trugen aber auch Verantwortung, „mitgemacht“ zu haben: im BDM, in der nationalsozialistischen Frauenschaft, als Systemerhalterinnen oder Denunziantinnen. 1 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verl gs öbv

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