Bausteine Geschichte 4, Schulbuch

32 Vernichten … … war das einzige Ziel. Organisierter Völkermord Ab 1941 durften Jüdinnen und Juden in den von Nationalsozialisten besetzten Gebieten Osteuropas nur noch in Ghettos leben. Als Ghettos bezeichnet man abgegrenzte Wohngebiete, die nur für Jüdinnen und Juden bestimmt waren. 1941 beschlossen die Nationalsozialisten auch die endgültige Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Europa. Dieser nationalsozialistische Massenmord an Jüdinnen und Juden, dem geschätzte sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen, wird „Shoah“ genannt. Verharmlosend sprachen die Nationalsozialisten aber von „Endlösung“. Große Vernichtungslager wurden vor allem im besetzten Polen errichtet. Die Transportfahrten aus den verschiedenen Teilen des Reiches und aus besetzten Gebieten nach Osten waren genau geplant. Vorwiegend jüdische Menschen, aber auch Roma, Sinti und politische Gegnerinnen und Gegner der Nationalsozialisten wurden unter dem Vorwand der „Umsiedlung“ nach Polen gebracht. Viehwaggons wurden mit Menschen vollgeladen, ohne Nahrung, Wasser und Toiletten. Viele Verschleppte starben schon auf den tagelangen Bahnfahrten. Vernichtungslager Die Existenz der Vernichtungslager wurde, im Gegensatz zu den öffentlich bekannt gemachten Konzentrationslagern, streng geheim gehalten. Sie dienten ausschließlich der Ermordung der verschleppten Personen. Um das Ziel der Vernichtungslager zu verschleiern, wurden die Massentötungen zur Tarnung „Säuberungen“ und „Sonderbehandlungen“ genannt. Das Konzentrationslager Auschwitz war gleichzeitig auch ein Vernichtungslager. Aus ganz Europa wurden vor allem Jüdinnen und Juden dort hingebracht und ermordet. Insgesamt starben dort weit mehr als eine Million Menschen. A B Shoah – das hebräische Wort für „plötzlicher Untergang, Verderben“ (Die Zeichnung stammt von Alfred Kantor, der KZ-Insasse in Auschwitz war. Nach seiner Befreiung 1945 hielt er seine Eindrücke bildlich fest.) Gleich nach der Ankunft in den Vernichtungslagern wurden Alte, Schwache, Kranke und Kleinkinder meist in Gaskammern mit dem Giftgas Zyklon B ermordet. Weil viele Leichen von Ermordeten verbrannt wurden, nannte man den Völkermord an jüdischen Menschen früher „Holocaust“, nach einem griechischen Wort für ein Brandopfer. Diese Bezeichnung wird heute teilweise abgelehnt und durch den Begriff „Shoah“ ersetzt. 2 Verladerampe in Auschwitz (Selektion ungarischer Jüdinnen und Juden, Fotograf und Zweck unbekannt, 1944) Bei der Ankunft in den Vernichtungslagern kam es zur sogenannten „Selektion“ der Gefangenen. Es wurde dabei ausgewählt, welche Menschen sofort in Gaskammern getötet werden sollten. Die anderen wurden zur Arbeit als Totengräber oder Leichenverbrenner, in Werkstätten oder in Küchen eingesetzt. Diese sogenannten „Funktionshäftlinge“ wurden meist nach wenigen Monaten getötet und durch neue Kräfte ersetzt. 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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