Bausteine Geschichte 4, Schulbuch

16 Diktatur der Armen? Die Sowjetunion wird zur Industrienation. Stalinismus Mit der Lehre von Karl Marx rechtfertigten die russischen Diktatoren Lenin (1917–1924) und Stalin (1922–1953) einen absoluten Herrschaftsanspruch. Keine andere Meinung wurde geduldet. Wer in Verdacht geriet, gegen die Herrschaft der KP (= Kommunistischen Partei) zu sein, wurde zum Staatsfeind erklärt und verhaftet. Millionen Menschen starben in den Arbeitslagern. Der Staat kontrollierte Zeitungen, den Rundfunk und später das Fernsehen. Stalin wurde als fürsorglicher Staatsmann dargestellt. Wer seine Person anzweifelte, wurde verfolgt. Sogar viele ehemalige Weggefährten wurden verbannt oder ermordet. Verdächtige wurden oft aufgrund gefälschter Beweise angeklagt und verurteilt. Die Zahl der Häftlinge während der Regierungszeit Stalins wird auf 20 Millionen geschätzt. So wurde das Volk ständig in Angst gehalten. Alles nach Plan? Um die Sowjetunion so rasch wie möglich zu einer Industrienation zu machen, wurde die absolute Kontrolle des Staates über die Wirtschaft eingeführt. In Fünfjahresplänen wurden wirtschaftliche Ziele vorgeschrieben. Deshalb nennt man dieses Wirtschaftssystem Planwirtschaft. Mit tausenden Zwangsarbeiterinnen* und Zwangsarbeitern, aber auch vielen Freiwilligen, schaffte die Sowjetunion den Aufbau der Industrie. Straßen, Kanäle und Eisenbahnen wurden gebaut, Hochöfen und riesige Wasserkraftwerke errichtet. Besonders in Sibirien wurden Erdölfelder und Kohlelagerstätten erschlossen. In wenigen Jahrzehnten wurde die Sowjetunion zur zweitgrößten Industrienation der Welt. Planvoll wurde auch die Bevölkerung im Sinne Stalins beeinflusst. In der Schule, in den Staatsbetrieben, bei Theateraufführungen, Kundgebungen und Sportveranstaltungen, überall wurde Propaganda betrieben. A B „Väterchen“ Stalin (Propagandaplakat von Hellmich/ Weber, Leipzig 1952) Josef Stalin war ab 1922 Führer der KP und blieb bis 1953 Diktator in der Sowjetunion. Er ließ sich aus Propagandagründen häufig mit Kindern abbilden. Russische Zivilbevölkerung auf der Suche nach Essen (gesprengtes, deutsches Heeresverpflegungslager, Pressefoto, Fotograf Paul Botzenhardt, 1942) Unter Stalin wurden die landwirtschaftlichen Flächen verstaatlicht. Die Bauern wurden enteignet und landwirtschaftliche Betriebe (Kolchosen) gegründet. Das nannte man „Zwangskollektivierung“. Dies führte zu einem enormen Rückgang in der Produktion. 2 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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