Bausteine Geschichte 4, Schulbuch

124 Medien und Demokratie Social Media macht Politik! Politik und Internet Traditionell werden politische Botschaften mithilfe elektronischer Medien (Radio, Fernsehen) und Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften, Plakate) öffentlich gemacht. Die Informationen der politischen Parteien werden von Journalistinnen und Journalisten ausgewählt und bearbeitet. Das Internet und hier vor allem der Einsatz von Social Media veränderten die politische Kommunikation grundlegend. In den letzten Jahren setzen die politischen Parteien vor allem auf „Online-Kampagnen“. Diese haben viele Vorteile: niedrige Kosten, direkter und schneller Zugang zu den Wählerinnen und Wählern, Informationen (Botschaften) können multimedial* verbreitet werden, die Userinnen und User können durch „Likes“ und „Shares“ in die Kampagne miteinbezogen (mobilisiert) werden. Es passiert interaktive Kommunikation*. Die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit kann so ohne Einschränkungen durch Redaktionen von Zeitungen und elektronischen Medien durchgeführt werden. Online Kampagnen Das am häufigsten benutzte Netzwerk in der politischen Kommunikation ist Facebook. Diese Plattform wurde 2004 von Mark Zuckerberg entwickelt und hatte Anfang 2017 weltweit 1,8 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer, 3,7 Millionen davon stammen aus Österreich. Alle im Parlament vertretenen Parteien haben ein Facebook-Profil. Unterschiedlich stark werden dabei die Möglichkeiten genutzt, die Userinnen und User in die Kommunikation einzubinden (Diskussionsforen, Meinungsumfragen, Chatroom, Unterstützungserklärungen, Online-­ Wahlkampfhilfe, …). A B Kein Vertrauen in die Medien? (Symbolfoto, 2017) Ein österreichischer Journalist postete 2016 auf Facebook: „Der ORF sollte die Nachrichten optional mit türkischen Untertiteln senden.“ Dazu postete ein junger Mann: „Kann den wer anzünden, bitte?“ Der Journalist erstattete Anzeige und es kam auch zu einem Treffen. Im Gespräch erklärte der junge Mann, dass er seit der Flüchtlingswelle 2015 den Meldungen in Zeitungen und Fernsehen nicht mehr vertraut. Seine Informationen bezieht er vor allem aus den Social Media. Er abonnierte jene Personen, die für ihn am überzeugendsten klangen. Internetforscher bezeichnen das als „Informationsblasen“ und meinen damit, dass Social Media und Suchmaschinen vorauszusagen versuchen, welche Informationen der User noch lesen bzw. sehen möchte. Dadurch werden Nachrichten, die dem Standpunkt der Benutzerin oder des Benutzers widersprechen, blockiert. Die Macht von Social Media (Screenshot, 2016, Übersetzung: „Dieser Text hat keinen anderen Zweck, als diejenigen zu erschrecken, die sich vor der arabischen Sprache ängstigen.“) Der Berliner Journalist Nader Al-Sarras entdeckte die Tasche ursprünglich in der Berliner U-Bahn und teilte es in sozialen Netzwerken. Die Tasche war von zwei jungen Palästinenserinnen, Sana Jammalieh und Haitham Charles Haddad gestaltet worden. Über Social Media wurden die beiden so bekannt, dass die Nachfrage nach ihrem Produkt in kürzester Zeit enorm stieg. Obwohl die Aufschrift eigentlich zur Unterstützung der arabischen Minderheit in Israel gedacht war, bekommt die Tasche nun weltweit „Likes“. 2 1 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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