Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

82 Ein Staat – ein Volk Nationalstaaten entstehen. Der Nationalismus Nach dem Wiener Kongress wurde in vielen Gebieten Europas die alte Ordnung wiederhergestellt. Die Fürsten hielten an ihren ererbten Rechten fest. Meist fühlten sich die Menschen mit ihren Herrschern verbunden. Allmählich jedoch kam in Europa die Idee auf, dass in einem Staat nur Menschen mit der gleichen geschichtlichen Vergangenheit, der gleichen Sprache und der gleichen Kultur leben sollten. Menschen, auf die das nicht zutraf, wurden herabgewürdigt. Diese neue Idee nannte man Nationalismus. In manchen Gebieten, wie im heutigen Italien oder im heutigen Deutschland, lebten Menschen, die diese Gemeinsamkeiten hatten, in vielen verschiedenen kleinen Staaten. In anderen Gebieten, wie zum Beispiel im Reich der Habsburger, lebten Menschen mit sehr unterschiedlichen Sprachen und Kulturen zusammen. Viele Nationalisten waren bereit, ihre Wünsche nach einem eigenen Staat, einer Nation, auch mit Gewalt durchzusetzen. Deutschland über alles In vielen deutschen Fürstentümern demonstrierten 1848 hauptsächlich Studenten. Sie forderten politische Mitspracherechte, freie Meinungsäußerung und die Einheit Deutschlands. Das Symbol dafür war die schwarz-rot-goldene Fahne. Die deutschen Soldaten hatten im Krieg gegen Napoleon schwarze Uniformen mit roten Abzeichen und goldenen Knöpfen getragen. Schließlich musste der König die Pressefreiheit und eine Verfassung garantieren. Preußen sollte unter dem Ministerpräsidenten * Otto von Bismarck zum mächtigsten deutschen Staat werden. Nachdem es 1871 deutschen Staaten unter Preußens Führung gelungen war, Frankreich zu besiegen, begeisterten sich viele Menschen für die Idee eines geeinten Deutschlands. A B Der italienische Nationalist Giuseppe Garibaldi (Farbdruck, 1860) Die italienischen Nationalisten wollten auf der Halbinsel einen eigenen Staat gründen. Im Norden waren die Habsburger die größten Gegner. Der Papst herrschte über den Kirchenstaat in Mittelitalien. Im Süden lag ein eigenes Königreich, das von italienischen Nationalisten unter der Führung von Giuseppe Garibaldi erobert wurde. Er begann den nationalistischen Kampf mit seinen Soldaten, den „Rothemden“, von Sizilien aus. Der König von Sardinien-Piemont stellte sich an die Spitze der nationalistischen Bewegung. Mit der Unterstützung Frankreichs besiegte er die Habsburger in Oberitalien. 1870 kam auch der Kirchenstaat zu Italien. Der heutige Vatikan wurde ein eigener kleiner Staat. Rom ist seit 1871 die Hauptstadt Italiens. 1 Der preußische König mit der Fahne der Revolution (Neuruppiner Bilderbogen, 1848, nachträglich gefärbt) Bei der Revolution in Berlin kamen ungefähr 200 Men- schen ums Leben. Der König wollte weiteres Blutvergie- ßen vermeiden. Er verkündete: „Ich habe heute die alten deutschen Farben angenommen […] Preußen geht fortan in Deutschland auf“. Welche Farben er meinte, zeigte er bei seinem Ritt durch Berlin. Es sind bis heute die Farben der deutschen Flagge, schwarz, rot und gold. 2 N r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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