Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

74 Frauen und Kinder … … aber auch Männer werden oft ausgebeutet. Arbeiterinnen und Mägde * Frauen arbeiteten in der Landwirtschaft als Bäuerinnen oder Dienstmägde. Viele Mägde wollten nicht mehr als Landarbeiterinnen auf einem Bauernhof arbeiten. Sie zogen vom Land in die Stadt und hofften dort auf ein besseres Leben. Wenn sie eine Stelle als Dienstmädchen oder Köchin fanden, erhielten sie meist Kost und Logis * . Manche versuchten auch in der Textilindustrie ihr Glück. Sie wurden als angelernte Arbeiterinnen eingesetzt. Die notwendigsten Handgriffe an einer Maschine wurden ihnen beigebracht. Sie verdienten weit weniger als gelernte Fachkräfte. Kinder wurden häufig eingesetzt, wenn kleine Körper oder Hände nötig waren – in Fabriken oder in Bergwerken. Frauen und Kinder wurden grundsätzlich noch schlechter bezahlt als Männer oder auch gar nicht. Verheiratete Frauen mussten vor oder nach der Arbeit noch für die Familie kochen, putzen, waschen und nähen. Besonders schwierig konnte die Lage für unverheiratete Mütter werden. Im Gebärhaus wurden betroffene Frauen bei der Geburt betreut. Das Findelhaus übernahm die Säuglinge dann zur Pflege. Gegen Zahlung eines Kostgeldes wurden die Kinder bei Kostfrauen am Land untergebracht. Diese durften die Kinder bis zu deren Volljährig- keit als unbezahlte Arbeitskräfte nutzen. Bürgerinnen Bei Kleinbürgerinnen in Gewerbe und Handel war es Tradition, im Betrieb des Ehemannes mitzuarbeiten, meist ohne Bezahlung. Frauen des Großbürgertums hatten in erster Linie die Arbeit des Personals zu überwachen. Eine berufliche Tätigkeit war nicht üblich. Sie waren rechtlos. A B 1 2 Je nach Aufgabenbereich verdienten in Wien um 1910 Frauen pro Woche: Köchin 45 Kronen Stubenmädchen 25 Kronen Kindermädchen 18 Kronen Wieviel verdient eine Dienstbotin? (Foto der Puppe „Minna“, 19. Jahrhundert) Der Lohn der Dienstbotin bestand aus drei Teilen: Kost, Logis und Geld. Quelle: Der Tag eines Kindes Mitte des 19. Jahrhunderts (zusammengestellt aus verschiedenen Berichten) „Ich musste meinem Herrn Vater bei der Arbeit helfen. Dabei war ich erst sechs Jahre alt. Von 5 Uhr früh bis 7 Uhr abends dauerte das ununterbrochen. Wenn ich bei der Arbeit langsamer wurde, feuerte mich der Holzpantoffel des Vaters wieder an. […] Danach wurde ich in die Abendschule geschickt. Um 9 Uhr abends kam ich nach Hause und musste noch meine Schulaufgaben machen. Schwarzer Rübenkaffee, Schwarzbrot, Kartoffeln und Salz wurde gegessen. Auch Brei war beliebt. Nur selten gab es Fleisch oder Gemüse. […] ‚Ich hab dich schon gern, mein Sohn, aber es geht nicht anders‘, sagte mein Papa immer.“ 24 6 12 18 24 Stunden: Damals und heute 3 Kind Mitte 19. Jahrhundert Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv