Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

70 Mehr Recht durch Bildung Demokratie bedeutet: gleiche Rechte für alle. Gilt das Recht der Stärkeren? Wenn in einer Gruppe die Stärkeren ihre Wünsche und Anordnungen durchsetzen, dann müssen die Schwächeren gehorchen. Dabei geht es nicht nur um Körperkraft. Auch durch geschickte Reden oder durch Gruppendruck können Menschen andere unterdrücken. Wer bestimmt, was Recht ist? Aus Religionen und überlieferten Traditionen entwickelte sich das Gewohnheitsrecht. Es war nirgends aufgeschrieben. Bei kleinen Gruppen achtete die Dorfgemeinschaft auf seine Einhaltung. Für größere Gemeinschaften wurden Richter bestimmt. Oberste Richter waren die Herrschenden. Sie konnten das Gewohnheitsrecht nach ihren Interessen auslegen oder verändern. Im Mittelalter verließ man sich im Zweifel auch auf die Gottesurteile. Wenn die Verdächtigten die gefährlichen Proben überlebten, dann dachte man, dass sie unschuldig seien und Gott sie beschütze. Allerdings ließen viele dieser Proben den Angeklagten wenig Chancen zu überleben. Gesetze werden aufgeschrieben Gesetzbücher brachten mehr Rechtssicherheit. Langsam entwickelte sich die Idee des Rechtsstaates. Dabei sollten das Leben, die Menschenwürde und die Freiheit der einzelnen Person genauso geschützt werden wie ihr Eigentum. Die Regierungen sollten sich an Gesetze halten und die Einhaltung der Menschen- rechte garantieren. Die Richter sollten bei ihrer Arbeit von den Regierungen unabhängig sein. Dieses Denken setzte sich mit der Aufklärung durch. In Österreich setzten hier Maria Theresia und Joseph II. wichtige Reformen um. Adelige verloren an Macht und Einfluss. A B C Fragment der römischen „Zwölf Tafelgesetze“ (Rom, 450 v. Chr., Rekonstruktion aus Bruchstücken im 19. Jahrhundert) Die zwölf Bronzetafeln wurden öffentlich aufgestellt. Auf ihnen waren alle gültigen Gesetze aufgeschrieben. Damit sollten die vorher rechtlosen Menschen ihre Rechte kennenlernen und die Möglichkeit haben, ihr Recht durchzusetzen. 1 Die Magna Carta Libertatum vom 12. Juni 1215 (Bild in einem englischen Schulbuch aus dem 20. Jahrhundert) In England musste König John „Ohneland“, der Bruder von Richard Löwenherz, den Adeligen viele Rechte geben. Sie hatten gegen seine ungerechte Politik protestiert und ihn besiegt. 2 Quelle: Auszug aus Magna Carta Libertatum von 1215 (übersetzt, Grundzüge der Geschichte Band 1, S. 261) „Artikel 39: Kein freier Mann soll verhaftet oder eingekerkert oder seiner Güter beraubt oder geächtet, verbannt oder sonst angegriffen werden; noch werden wir ihm anders etwas zufügen oder ihm zufügen lassen, außer durch das gesetzliche Urteil von Seinesgleichen, oder durch das Landes­ gesetz.“ 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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