Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

68 Mehr Mitsprache durch Bildung Die Arbeiterschaft kämpft um ihre Rechte. Der Willkür * ausgeliefert Als immer mehr Fabriken entstanden, wanderten viele Menschen vom Land in die Städte. Sie meinten, als Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken oder auf den Baustellen der wachsenden Städte besser verdienen und angenehmer leben zu können. So gab es viele Menschen, die ohne fachliche Ausbildung Arbeit suchten. Trotz vieler neuer Betriebe blieben aber viele arbeitslos. Um halbwegs überleben zu können, mussten schlechte Arbeitsbedingungen und geringste Löhne akzeptiert werden. Es gab auch keine gesetzlich vorgeschriebenen Rechte für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Not zwingt zum Handeln Langsam setzte sich in der Arbeiterschaft die Überzeugung durch, dass man nur gemeinsam versuchen konnte, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dazu kamen wichtige Anregungen durch den Gründer der sozialistischen Bewegungen Karl Marx („Kommunistisches Manifest“, 1848) und von Papst Leo XIII. („Christliche Soziallehre“, 1891). Marx betonte den Kampf der Arbeiter um ihre Rechte, der Papst verlangte von den Arbeitgebern einen fairen Umgang mit den Arbeitskräften, die von ihnen abhängig waren. Die Arbeiterinnen und Arbeiter erkannten, dass sie nur über Bildung und Wissen auch bessere Arbeitsplätze und politische Mitsprache erreichen konnten. Dabei wurden sie von verantwortungs­ vollen, gebildeten Menschen, aber auch einzelnen Unternehmen unterstützt. A B Kinderarbeit an der Webmaschine (Gemälde von 1882) Die Arbeiterinnen und Arbeiter bildeten eine neue Gruppe in der Gesellschaft. Als rechtlose Arbeitskräfte mussten sie bis zu 15 Stunden täglich arbeiten. Wer nicht arbeiten konnte, erhielt keinen Lohn. Auch Kinder arbeiteten in Bergwerken und Fabriken. 1 Arbeiterbildungsverein (Einladung, 1900) Der Buchbindergeselle Friedrich Sander gründete 1848 den „Ersten Allgemeinen Arbeiterverein“ Österreichs. Zum Programm gehörten leicht verständliche Vorträge und die Förderung der Bildung durch eine Bibliothek. 3 Handwerksgeselle 40 Kreuzer Spinnerin/Spinner 27 Kreuzer Fabriksarbeiterin/Fabriksarbeiter 27 Kreuzer Weberin/Weber 12 Kreuzer Kinder 8–15 Kreuzer Tageslöhne im Jahr 1835 Handwerksgesellen hatten eine abgeschlossene Lehre. In einer Fabrik konnte man für bestimmte Tätigkeiten angelernt werden. Frauen und Kinder erhielten für ihre Arbeit oft weniger Lohn als Männer. Für einen Kreuzer bekam man etwa zwei dag Rindfleisch. 2 Nur zu Prüfzwe ken – Eigentum des Verlags öbv

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