Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

58 Frei und abhängig Kolonie bleibt Kolonie. Das britische Kolonialreich Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Großbritannien immer noch großen Einfluss in seinen Kolonien und ehemaligen Besitzungen. Mehr als ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung lebte im britischen Weltreich. Indien lieferte dem britischen Mutterland Rohstoffe: Tee wurde zum englischen National­ getränk und die Textilindustrie profitierte von der billigen indischen Baumwolle. Für die indische Bevölkerung hatte der Imperialismus * verheerende Folgen. Die Kolonialherren vergrößerten die Anbauflächen für Tee und Baumwolle, der Anbau von Lebensmitteln wurde weniger. Indische Arbeitskräfte erhielten nur Hungerlöhne. 32 Millionen Hungertote zwischen 1800 und 1900 waren die Folge. Einheimische Textilprodukte durften nur begrenzt verkauft werden, britische hingegen unbegrenzt. Das führte zur Verarmung der indischen Handwerksbetriebe, während britische Händler und Fabrikbesitzer große Gewinne erzielten. „Viele neue Frankreichs schaffen …“ Nach der Niederlage gegen Preußen (1870/71) fürchtete die französische Regierung, dass sie Einfluss in Europa verlieren könnte. Das Ansehen Frankreichs sollte deshalb durch ein großes Kolonialreich wiederhergestellt werden. Besitzungen in Afrika und in Südostasien machten das französische Kolonialreich zum zweitgrößten nach dem britischen. Französische Politiker begründeten die Eroberung afrikanischer Gebiete mit dem Vorwand, den „unterentwickelten Afrikanern die Zivilisation * “ zu bringen. Frankreich strebte ein Kolonialreich vom Atlantik bis zum Roten Meer an. Bis heute ist Französisch Amtssprache in den ehemaligen Kolonien. Der Einfluss Frankreichs auf Politik und Wirtschaft ist geblieben. A B „The Race For Africa“ – Das Rennen um Afrika (Karikatur von Linley Sambourne, Wochenzeitschrift „Punch“, 10. Dezember 1892) Großbritannien wollte durchgehende Besitzungen von Ägypten bis Südafrika. Die Karikatur zeigt den britischen Geschäftsmann und Politiker Cecil Rhodes. In seinen Händen hält er Telegrafendrähte als Zeichen für die Verbindung des britischen Kolonialbesitzes von „Kairo bis Kapstadt“. 1 Ein britischer Kolonialbeamter lässt sich von seiner indischen Dienerschaft tragen (Zeichnung aus Indien, 19. Jahrhundert) 2 Quelle: „Kulturempfänger“: Nguyen Van Huyen erzählt (zitiert nach: Problèmes d’aujourd’hui, Band 13, übersetzt und vereinfacht; er war Schüler einer französischen Schule in Südostasien, 20. Jahrhundert) „Der französische Kolonialismus hat die Sprachen der Völker, die er beherrscht, immer verachtet. Diese Sprachen öffnen keine Türen […] Sie sind in der Schule verboten. […] Um seine sprachliche Unterdrückungspolitik * zu rechtfertigen, hat der französische Kolonialismus stets versucht, den beherrschten Völkern einzureden, dass ihre jeweilige Sprache an sich minderwertig sei.“ 3 Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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