Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

26 Joseph II. (1780 –1790) Wir lernen, eine Pro-und-Kontra-Diskussion zu führen. Alles für das Volk, nichts durch das Volk Joseph II. wurde nach dem Tod seines Vaters 1765 Mitregent seiner Mutter Maria Theresia. Gemeinsam erledigten sie die Regierungsgeschäfte im Habsburgerreich. Sie waren sich beim Regieren aber selten einig. Joseph II. sah sich als Diener des Staates und seiner Untertanen. Trotzdem herrschte er absolut. Er war niemandem Rechenschaft über seine Entscheidungen schuldig. Als Graf von Falkenstein verbrachte er mehr als ein Drittel seiner Amtszeit auf Reisen. Dass sich ein Herrscher so einen persönlichen Eindruck verschaffte, war neu. Oft folgten dann Verbesserungsmaßnahmen. A Die Reformen Kaiser Josephs II. Die Reformen seiner Mutter reichten Joseph II. nicht. Nach ihrem Tod setzte er weitere Neuerungen durch. Joseph II. war von den Ideen der Aufklärung begeistert. Als Herrscher des Aufgeklärten Absolutismus war er sich sicher, dass seine Reformen für sein Volk gut seien. Die neuen Verordnungen stießen aber oft auf Ablehnung, weil sie alten Gewohnheiten widersprachen. Auch wurden sie in vielen Fällen viel zu schnell durchgeführt. Deswegen war Joseph II. bei seinen Untertanen unbeliebt. Noch vor seinem Tod musste er zahlreiche seiner Reformen zurücknehmen. B Das Für und Wider der Reformen Josephs II. Reform Pro Kontra Aufhebung der Leibeigenschaft Adelige Grundherren dürfen ihren abhängigen Bäuerinnen und Bauern nicht mehr so viele Vorschriften machen. Die Rechte des Adels werden dadurch vermindert. Bäuerinnen und Bauern dürfen ohne Einwilligung des Grundherren heiraten, ein Handwerk lernen oder wegziehen. Adelige wollen auf ihre Rechte nicht verzichten. Abschaffung der Todesstrafe (außer beim Militär) Häftlinge sollen arbeiten. Viele glauben, dass die Todesstrafe gerecht ist. Deutsch als Amtssprache im Vielvölkerstaat (Staat, in dem viele Völker zusammenleben) Die Verwaltung wird vereinheitlicht und dadurch verbessert. In den Niederlanden und Ungarn kommt es zu Unruhen, weil die deutsche Amts- sprache nicht verstanden wird. Schulen und bessere Arbeitsbedingungen für Kinder Bessere Bildung steigert die Wirt- schaftsleistung. Proteste von Bauern und Unternehmern, die billige Arbeitskräfte verlieren. Toleranzpatent * : Gesetz für freie Religionsausübung für evangelische und orthodoxe Christin- nen und Christen, Jüdinnen und Juden Der Friede zwischen den Religionen soll erhalten bleiben. Die katholische Kirche befürchtet den Verlust der Vorrangstellung. Auflösung von Klöstern, die nicht der Bildung oder der Krankenpflege dienen Kirchenbesitz wird vom Staat über- nommen. Geld wird für die Bezahlung von Priestern verwendet. Papst und Bischöfe protestieren heftig, denn sie verlieren Besitz und Einfluss. Verbot vieler Feiertage und Wallfahrten Die Wirtschaftsleistung wird erhöht. Bauern protestieren, denn Feiertage und Wallfahrten sind der „Urlaub“ der Bauern. Verbesserung der Fürsorge für Arme und Kranke Gründung von Krankenhäusern, Waisen- und Invalidenhäusern Elternlosen Kindern und armen Erwachsenen, die sich wegen einer Krankheit nicht selbst versorgen können, wird geholfen. Die Steuerzahler werden zur Kasse gebeten. 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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