Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

108 Unterzeichnung des Friedensvertrages von St. Germain (10. September 1919) durch Karl Renner (Foto, 1919) Österreich durfte wie Deutschland an der Ausarbeitung der Friedensbestimmungen nicht mitarbeiten. Außerdem gab man Österreich und Deutschland die Schuld am Ausbruch des Krieges. Die harten Bestimmungen führten in Österreich zur Meinung, politisch und wirtschaftlich nicht überlebensfähig zu sein. Kriegsende … …mit vielfältigen Folgen Die Mittelmächte 1916 starb Kaiser Franz Joseph I. Sein Nachfolger, Karl I., bemühte sich wegen der schlechten militärischen und wirtschaftlichen Lage erfolglos um Frieden. Aufgrund der schlechten Versorgungslage kam es sowohl in Österreich-Ungarn als auch in Deutschland zu Hungersnöten, Massen­ demonstrationen und Arbeiterstreiks. Hinzu kam, dass durch den Kriegseintritt der USA die Entente den Mittelmächten an Soldaten und Material überlegen war. Deshalb scheiterten die letzten Angriffe der Deutschen an der Westfront. Als der amerikanische Präsident Woodrow Wilson 1918 in seinem Friedensprogramm das Selbstbestimmungsrecht der Völker forderte, erklärten sich viele Völker auf dem Gebiet Österreich-Ungarns für unabhängig. Neue Staaten wie die Tschechoslowakei, Ungarn, Polen und das spätere Königreich Jugoslawien entstanden. Die Monarchie zerfiel. In Österreich wurde die Republik ausgerufen. Nachdem die Bündnispartner aufgegeben hatten, beendete Deutschland am 11. November 1918 den Krieg. Friedensverträge 1919 Im Friedensvertrag von St. Germain nahe Paris musste Österreich die Nachfolgestaaten der Monarchie anerkennen. Ein Anschluss an Deutschland wurde verboten. Österreich verlor das deutschsprachige Südtirol, das Trentino, Teile Kärntens und Niederösterreichs sowie der Steiermark. Südkärnten blieb nach einer Volksabstimmung bei Österreich. Das Burgenland kam 1921 endgültig zu Österreich. Aufgrund des Friedensvertrags von Versailles musste Deutschland hohe Entschädigungszahlungen leisten und verlor die Kolonien, die Flotte und ein Siebentel des Staatsgebiets. Vielen Menschen in Österreich und Deutschland erschienen die Friedensbestimmungen als hart und ungerecht. A B 3 Quelle: Wilsons Friedensprogramm – einige der „14 Punkte“ (übersetzt, gekürzt und vereinfacht) Der Völkerbund sollte in Krisen zwischen den Völkern vermitteln und den Frieden erhalten. Aus ihm entstanden die Vereinten Nationen (UNO). – Das von Deutschland besetzte franzö­ sische Gebiet und Elsass-Lothringen müssen zurückgegeben werden. – Die Grenzen Italiens sollen gemäß klar erkennbarer Nationalitäten berichtigt werden. – Die Völker Österreich-Ungarns sollen sich selbstständig entwickeln können. (Selbst­ bestimmungsrecht der Völker) – Der „Völkerbund“ soll zukünftige Kriege verhindern. 1 Ausrufung der Republik in Österreich (Foto, 12. November 1918, Wien) 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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