Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

98 Wenn zwei sich streiten, … … ist eine gemeinsame Lösung das Ziel. Streit um Macht Folgende Frage war im 11. und 12. Jahrhundert Grund für Streit: Hat der Papst oder der deutsche Kaiser * den höheren Rang? Besonders heftig wurde über die Frage gestritten, wer neue Bischöfe und Äbte bestimmen durfte. Viele deutsche Kirchenfürsten * waren wichtige Helfer des Kaisers. Wenn ein Kirchenfürst starb, wählte der Kaiser einen neuen aus. Als Zeichen der Amtsübergabe überreichte er ihm einen Bischofsstab und einen Ring. Papst Gregor VII. beanspruchte das Recht, Kirchenfürsten auszuwählen, für sich allein. Heinrich IV. ernannte trotzdem Bischöfe und erklärte den Papst für abgesetzt. Gregor reagierte und sprach über Heinrich den Kirchenbann * aus. Die Fürsten drohten deshalb ihrem Herrscher, einen neuen zu wählen. Der Gang nach Canossa Die Gefahr, sein eigenes Amt zu verlieren, brachte Heinrich dazu, im Winter 1076 den Papst aufzusuchen. Mit seiner Frau, seinem zweijährigen Sohn und einigen Begleitern zog er über die verschneiten Alpen nach Norditalien. Papst Gregor war zu dieser Zeit Gast in der Burg von Canossa. Einer Legende * nach soll Heinrich barfuß und mit einfacher Kleidung drei Tage vor der Burg gewartet haben. Dann soll er vor Gregor auf die Knie gefallen sein und um Verzeihung gebeten haben. Gregor nahm ihn danach wieder in die Kirche auf. Ein späterer Papst beendete mit einem Nachfolger Heinrichs 1122 den Streit. Eine Regel wurde schriftlich festgelegt: Der Kaiser durfte bei der Wahl des Bischofs anwesend sein. Der Papst führte die Investitur * durch. Mithilfe dieser Vereinbarung wurde der jahrzehntelange Investiturstreit überwunden. A B Quelle: Ausgewählte Forderungen des Papstes 1075 an Heinrich IV. (übersetzt und vereinfacht) „3. Nur der Papst allein kann Bischöfe absetzen und auch wieder einsetzen. 5. Der Papst kann Personen zu jeder Zeit absetzen. 8. Der Papst allein darf die kaiserlichen Herrschaftszeichen verwenden. 9. Alle Fürsten haben die Füße einzig und allein des Papstes zu küssen. 12. Der Papst kann Kaiser absetzen. 18. Sein Entscheid kann von niemandem aufgehoben werden, er selbst aber kann Urteile aller anderen aufheben. 19. Der Papst darf von niemandem verurteilt werden. 20. Wer den Papst um Hilfe bittet, darf nicht verurteilt werden. 22. Der Papst irrt sich nie. 27. Der Papst kann Untertanen vom Treue-Eid gegen ungerechte Herrscher entbinden.“ 1 Heinrich IV. braucht Hilfe (Buchmalerei auf Pergament von 1111/1116; Bibliotheca Apostolica Vaticana) Heinrich IV. bat seinen Taufpaten und Mathilde um Hilfe. Die beiden sollten ihm helfen, mit dem Papst Frieden zu schließen. Gräfin Mathilde war die Burgherrin von Canossa, wo sich der Papst aufhielt. 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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