Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

96 Macht und Religion Die christliche Religion bestimmte im Mittelalter das Denken und Handeln der Menschen in Europa viel stärker als heute. Die gottgewollte Ordnung Die Menschen im Mittelalter glaubten, dass Gott ihr Leben vorherbestimme. Sie fürchteten den mächtigen Gegenspieler Gottes – den Teufel. Krankheiten und Naturkatastrophen galten als Strafe Gottes oder als Werk des Teufels. Nur gottgefälliges Leben schützte davor. Die Vertreter der Kirche predigten auch, dass die Einteilung der Menschen in Stände, in Arme und Reiche, in Mächtige und Schwache, von Gott gewollt sei. Damit diese Ordnung erhalten blieb, wurden Andersgläubige als Ketzerinnen oder Ketzer verfolgt. Wie kommt man in den Himmel? Die Lebenserwartung im Mittelalter war sehr gering, die Menschen wurden selten älter als 40 Jahre. Sie machten sich oft Gedanken darüber, was sie tun konnten, um nach dem Tod in den Himmel zu kommen. Niemand wollte in die Hölle. Das Wichtigste war, dass man die christlichen Gebote einhielt. Aber manchen genügte das nicht. Sie verzichteten auf ihren Besitz und traten ins Kloster ein. Das sind Bauwerke, in denen Menschen leben, die sich auf ihre Religion konzentrieren. Es wird zu festgelegten Zeiten gebetet, gesungen, gegessen, geschlafen und gearbeitet. Wer ein großes Vermögen hatte, spendete für die Armen und Kranken, andere wiederum kauften Reliquien * . Wer besonders fromm sein wollte, machte eine Pilgerreise zu Orten, an denen Jesus oder andere Heilige gewirkt hatten. Diese führten die Pilgerinnen und Pilger bis nach Rom und Jerusalem. Berühmt ist noch immer die Wallfahrt nach Santiago de Compostela in Spanien. Dort wird der heilige Jakobus verehrt. Auch in Österreich gibt es viele Wallfahrtskirchen. Die bekannteste ist in Mariazell in der Steiermark. A B Die Gesellschaftsordnung – eine gottgewollte Ordnung? (Holzschnitt, 15. Jahrhundert) Dieser Holzschnitt ist heute für uns eine Geschichtsquelle. Sie gibt uns Informationen zu der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung und zu der Vorstellung von Gott. Für die Menschen, die im 15. Jahrhundert gelebt haben, war dieser Holzschnitt aber eine Darstellung von Gott und der Gesellschaft. Das Bild sollte ihnen vor Augen führen, wo ihr Platz in der mittelalterlichen Gesellschaft war. 1 Quelle: Papst Franziskus (bei einer Begegnung mit Jugendlichen, Manila, Philippinen, 18.1.2015, übersetzt) Papst Franziskus (mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio) ist seit März 2013 als Argentinier der erste Papst aus Südamerika. „Es gibt immer jemanden in unserer Nähe, der in Not ist, materiell, emotional oder spirituell. Das größte Geschenk, das wir ihnen machen können, ist unsere Freund­ schaft, unser Interesse, unsere zärtliche Zuwendung, unsere Liebe zu Jesus. Ihn zu empfangen bedeutet, alles zu besitzen; ihn zu schenken bedeutet, das größte aller Geschenke zu machen.“ 2 N r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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