Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

78 Reichtum und Elend Wohlhabende Händler und Kaufleute, arme Bettler und Tagelöhner – Städte sind voller Gegensätze. Wer hat in der Stadt das Sagen? In der mittelalterlichen Stadt regelte der Bürger­ meister gemeinsam mit dem Stadtrat alle Angelegenheiten. Die Versammlungen fanden im Rathaus statt. Anfangs waren nur Mitglieder von adeligen Familien und reichen Kaufmanns­ familien im Stadtrat. Handwerker und Händler erhielten erst im 14. und 15. Jahrhundert nach teilweise blutigen Kämpfen ein Mitspracherecht. Frauen und die Mitglieder der Unterschicht waren im Stadtrat nicht vertreten und hatten so gut wie keine politischen Mitbestimmungsrechte. „Unehrliche Leute“ Bei diesem Begriff denken wir heute an Diebe und Betrüger. Im Mittelalter meinte man damit Menschen, deren Beruf kein Ansehen besaß. Dazu gehörten Henker, Totengräber, Bettlerinnen, Bettler, Spielleute * und Gauklerinnen und Gaukler * . Außenseiterinnen und Außenseiter waren auch jene Menschen, die nachts die Fäkalien * beseitigten. Je nach Region hießen sie zum Beispiel Goldgrübler, Nachtkärrner, Heimlichkeitsfeger oder Pappenheimer. „Handwerk hat goldenen Boden“ Durch die Geldwirtschaft entwickelten sich Handwerk und Handel in den Städten gut. Die Zünfte regelten die Arbeitszeit, den Lohn sowie die Ausbildung der Handwerker. Sie legten die Preise fest und sorgten für kranke Mitglieder. Gesellen wanderten von Stadt zu Stadt, um Arbeit zu finden und sich weiterzubilden. Gab es zu viele Arbeitskräfte, nutzten dies die Meister aus und zahlten nur niedrige Löhne. Gesellen und Lehrlinge lebten im Haus des Meisters unter seiner Kontrolle. Gilden kümmerten sich um die Händler so wie die Zünfte um die Handwerker. A B C Zunftzeichen Zünfte waren der Zusammenschluss von Meistern, die das gleiche Handwerk ausübten. In der Zunftordnung war festgelegt, wie man Meister wurde. Geregelt wurde auch, wie viele Meister, Gesellen und Lehrlinge es in der Zunft geben durfte. Für die Qualität und Preise der Erzeugnisse gab es Vorschriften. Geldwechsler (Holzschnitt, 1478, später gefärbt, aus: Der Seele Trost, Augsburg) Eine besondere Bevölkerungsgruppe bildeten die Jüdinnen und Juden. Einerseits wurden sie ausgegrenzt: Sie mussten in den von den Stadtherren festgelegten Straßen wohnen und bestimmte Kleider tragen, damit man sie sofort auf der Straße erkannte. Sie durften kein Handwerk ausüben und kein Land erwerben. Dadurch konnten sie kein Bürgerrecht erhalten. Andererseits war ihre Anwesenheit erwünscht, weil sie als Geldverleiher und Händler viel Geld in die Stadt brachten und hohe Steuern bezahlten. Christinnen und Christen war der Geldverleih gegen Zinsen nicht erlaubt. 1 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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