Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining
95 Dramatisches Sprechen Folgende Formen lassen sich unterscheiden: Dialog: von zwei oder mehr Figuren abwechselnd geführte Rede und Gegenrede Monolog: Selbstgespräch einer Bühnenfigur Beiseitesprechen: eine Bühnenfigur sagt etwas, was ihre Dialogpartner auf der Bühne nicht hören, wohl aber das Publikum. Teichoskopie: Mauerschau; durch den Bericht eines Beobachters – oft von überhöhter Warte aus – werden gleichzeitig ablaufende Ereignisse vergegenwärtigt, die auf der Bühne nicht darstellbar sind, z. B. Schlachten oder Schiffskatastrophen. Botenbericht: eine Bühnenfigur berichtet von vergangenen Ereignissen, die auf der Bühne nicht dargestellt werden können; der Botenbericht ist, wie die Teichoskopie, ein Mittel der „drei Einheiten“ im „geschlossenen Drama“. Chor: im (antiken) Drama eine Gruppe von Figuren, die durch Sprechgesänge die Handlung auf der Bühne kommentiert, aber auch die Spielfiguren wie die Zuschauer direkt anspricht. Figuren Hauptfiguren eines Dramas sind in der Regel als komplexe Charaktere mit individuellen Eigenschaften entworfen. Komplexe Charaktere haben ein unverwechselbares Schicksal, bestimmen den Gang der Handlung entscheidend mit, sprechen eine eigene Sprache und zeigen individuelle Eigenschaften. Viele Nebenfiguren sind dagegen nicht wegen ihres Charakters wichtig, sondern nur für den Fortgang der Handlung nötig. Häufig sind diese Figuren auf einen Charakteraspekt reduziert; man spricht dann von Typen . Fünfaktschema des klassischen Dramas Das klassische Drama folgt in seinem Aufbau folgendem Schema: Akt I (= Exposition): Einstieg in Handlung: Ort und Zeit des Geschehens werden deutlich, die wichtigsten Figuren werden vorgestellt, der Konflikt wird angedeutet. Akt II (= Steigerung): Handlung wird durch ein steigerndes Moment in Gang gesetzt, der Handlungskonflikt wird deutlich sichtbar. Akt III (= Höhepunkt/Peripetie): Konflikt kommt zum Ausbruch, seine Unlösbarkeit wird zum entscheidenden Wendepunkt im Schicksal einer Figur. Akt IV (= Retardation): Katastrophe wird durch ein retardierendes Moment (z. B. Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts) hinausgezögert. Akt V (= Katastrophe): Handlungskonflikt führt zum Untergang des Helden (bzw. zu einer schlimmen Folge für die Figuren). Handlung Es wird zwischen verschiedenen Arten von Handlungen unterschieden: äußere Handlung: Geschehen auf der Bühne oder auf anderen Handlungsschauplätzen innere Handlung: Vorgänge und Entwicklungen, die sich im Inneren der Figuren abspielen offene Handlung: auf der Bühne sichtbare Handlung verdeckte Handlung: Geschehen, das auf der Bühne nicht sichtbar ist und dem Zuschauer durch Figurenrede vermittelt wird. Botenbericht oder Teichoskopie sind Möglichkeiten, für den Zuschauer nicht sichtbare Handlung wiederzugeben. Konflikt Das Aufeinandertreffen von Personen mit gegensätzlichen Auffassungen oder Absichten führt zu Parteienbildung und zum Konflikt. Im traditionellen Drama eröffnet und bestimmt der Konflikt den Verlauf der Handlung (über Höhe- und Wendepunkt zur Lösung). Konfliktlösungsmuster führen zur Bildung dramatischer Genres: In der Tragödie endet der Konflikt meist mit der Katastrophe, in der Komödie mit der Auflösung aller Verwicklungen und einem glücklichen Ende. Strukturelemente des Dramas Man unterscheidet: Szene (Auftritt): Unterabschnitt der dramatischen Handlung, der meist mit einem Figurenwechsel einhergeht und einen Handlungsschritt bildet Akt (Aufzug): Hauptabschnitt der dramatischen Handlung (vgl. auch das Stichwort „Fünfaktschema des klassischen Dramas“).. Prolog: Vorrede bzw. -spiel, das in die Thematik des Stückes einführt Epilog: Nachspiel, das die Handlung reflektiert Zwischenspiel: Unterbrechung der eigentlichen Handlung durch kurze, meist komische Szenen, im epischen Theater auch durch Lieder. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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