Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining
93 symbolischer Raum: die Verdichtung der gesamten Thematik in anschaulichen, bedeutsamen Bildern (Symbolen) mit Verweisfunktion. Zeit/Zeitgestaltung Die Zeitgestaltung ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen erzählter Zeit (d. h. der Zeit, über die sich das erzählte Geschehen erstreckt) und der Erzählzeit (d. h. der Zeit, die man zum Erzählen bzw. Lesen/Vortragen braucht): Zeitgestaltung (bevorzugte) Darbietungsform Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit zeitraffendes Erzählen Erzählerbericht Erzählzeit < erzählte Zeit zeitdeckendes Erzählen szenische Darstellung Erzählzeit = erzählte Zeit zeitdehnendes Erzählen Innerer Monolog, Bewussteinsstrom Erzählzeit > erzählte Zeit Erzählerkommentar zeitneutral Abweichungen von der Chronologie können sich durch Rückblenden (ein zurückliegendes Ereignis wird als Erinnerung oder Erklärung in die Erzählgegenwart eingebracht) oder Vorausdeutungen (= Verweise auf ein künftiges Geschehen) ergeben. Lyrik Klanggestalt Ein Gedicht erzielt seine Wirkung und Ausdruckswerte nicht zuletzt über die Klanggestalt der Verse: Klangfarbe, Lautmalerei und Reim erzeugen wesentliche akustische Reize. Klangfarbe: Helle oder dunkle Vokale, weiche oder harte Konsonanten, d. h. die Tönung durch die Aussprache einzelner Laute oder Worte, können verschiedene Natureindrücke oder Gefühlszustände spiegeln, z. B. R iechst du, wie die Flammen rauchen, / brenzlig, brutzlig, brandig schmauchen … Lautmalerei: Die Onomatopöie ahmt akustische Eindrücke durch sprachliche Bildungen (Wort oder Satz) nach, um beim Leser die gleichen Sinneseindrücke zu erzeugen, z. B. Wie der Regen tropft, Regen tropft, / an die Scheiben klopft! Anfang und Ende eines Verses sind hinsichtlich der Klanggestalt meist besonders hervorgehoben: Ein Auftakt liegt vor, wenn der Vers mit einer oder mehreren unbetonten Silben beginnt Es (= unbetont) schlug mein Herz, geschwind zu Pferde Mit dem Begriff Kadenz beschreibt man die metrische Struktur des Versendes. Folgt auf die letzte betonte noch eine unbetonte Silbe, sprich man von einer klingenden oder weiblichen Kadenz . Festgemauert in der Érden … Verse, die mit einer Betonung enden, haben eine stumpfe oder männliche Kadenz . Steht die Form, aus Lehm gebránnt. Sprecher, Adressat Im Gedicht wird vom Autor eine Perspektivfigur geschaffen, die die Dinge dem Leser aus ihrer Sicht vermittelt. Der Sprecher kann sich als lyrisches Ich (der Sprecher benennt sich selbst mit „Ich“) oder als Rollen-Ich (d. h. das „ich“ steht für eine typische Figur, z. B. ein liebendes Mädchen) äußern oder ganz zurücktreten (d. h. der Sprecher verweist nicht mit dem Pronomen „ich“ auf sich selbst). Der Sprecher kann sich dabei an eine oder mehrere Personen, also an einen Adressaten , wenden. Der Adressat kann benannt sein (z. B. „Du“) oder unbenannt bleiben. Reim Mit Reim bezeichnet man den Gleichklang von mindestens zwei Wörtern von ihrer letzten betonten Silbe an (z. B. Rang/Gang, leben/geben). Nach der Stellung des Reims im Vers unterscheidet man: Anfangsreim: Die ersten Silben zweier aufeinander- folgender Verse reimen sich. Krieg! Ist das Losungswort. Sieg! Und so klingt es fort. Binnenreim: Zwei oder mehr Wörter innerhalb eines Verses reimen sich. Bei stiller Nacht zur ersten Wacht … Endreim: Die letzen Silben am Ende zweier oder mehrerer Verse reimen sich. Es stand vor eines Hauses Tor Ein Esel mit gespitztem Ohr. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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