Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining

GLOSSAR 92 Figurenkonstellation Der Erzähler plant auch die Beziehungen zwischen den Figuren sorgfältig; es ergeben sich drei Hauptkonstellationstypen: ƒƒ Zentralfigur („Held“), d. h. dass nur eine Figur im Zentrum steht. ƒƒ Protagonist (Spieler) – Antagonist (Gegenspieler), d. h. im Figurenensemble dominieren zwei gegensätzliche Hauptfiguren. ƒƒ Dreieckskonstellation , d. h. drei Figuren, die jeweils zueinander in Beziehung stehen, stehen im Zentrum. Handlung Komposition des Gesamtgeschehens (das meist auf einem Stoff beruht) durch den Autor. Häufig orientiert an bestimmten Handlungsmustern, die sich über Jahrhunderte in der Literatur entwickelt haben (z. B. die abenteuerliche Reise, die unglückliche Liebe, der Kampf gegen das Böse). Man kann unterscheiden zwischen: ƒƒ Haupthandlung und Nebenhandlung(en) ƒƒ Rahmenhandlung und Binnenhandlung (d. h. wenn in die eigentliche Erzählung eine umfangreiche Erzählung einer Figur eingebettet ist) ƒƒ äußerer Handlung (Ereignisse) und innerer Handlung (Gefühle und Gedanken) Da der Begriff Handlung die Erwartung erzeugt, dass die Figuren aktiv das Geschehen steuern, was aber vielfach gar nicht der Fall ist, wird oft der Begriff Plot bevorzugt. Die Handlung kann strukturiert sein durch: ƒƒ die zeitliche Abfolge der Ereignisse (z. B. synchron – diachron; kontinuierlich – diskontinuierlich) ƒƒ die Handlungsstränge (einsträngig, mehrsträngig, verflochten) ƒƒ ein oder mehrere Motive (d. h. wiederkehrende thematische Elemente) ƒƒ andere erkennbare formale Strukturen (Spiegelungen, Kreisform, Simultaneität, Montage, Polyperspektivik – d. h. wenn es zu mehrfachen Perspektivwechseln kommt –, …) Genres Erzählgattung, epische Form, in der das Geschehen präsentiert wird; wichtige epische Formen sind u. a.: ƒƒ Erzählung: längerer, ästhetisch konzipierter Text, der nicht die Breite des Romans und nicht die dramatische Komposition der Novelle besitzt. ƒƒ Kalendergeschichte: kurze volkstümliche Erzählung mit lehrhafter Absicht; wurde ursprünglich in Kalendern für Bauern und Handwerker veröffentlicht. ƒƒ Kurzgeschichte: erzählt eine besondere Begebenheit; Ausschnitt aus dem Leben nur weniger Figuren unter Verknappung der Handlung zum Nach- oder Weiterdenken; die Figuren werden nur durch Merkmale gezeichnet, die für die Geschichte unmittelbar von Bedeutung sind; der Einstieg erfolgt meist unvermittelt, der Schluss ist meist offen. ƒƒ Novelle: „kleine Neuigkeit“; längere Erzählung mit einem geschlossenen Aufbau; ähnlich wie im Drama entwickelt sich ein zentraler Konflikt in der Konfrontation von Neuem, Ungewöhnlichem mit dem Herkömmlichen; in der Regel nimmt ein Schicksal auf einem Höhe- oder Wendepunkt einen jähen Umschlag; die Handlung entwickelt sich meist linear, auf eine episch breite Erzählweise wird verzichtet. ƒƒ Parabel: Vergleich; Erzählung, in der eine konkrete Ebene (Bildteil) auf eine allgemeine geistige Ebene (Sachteil) verweist, wobei sich aus dem Verhältnis der Ebenen zueinander die Bedeutung ergibt; in lehrhaften Parabeln kann das Verständnis aus dem Beispielcharakter der Bildebene erschlossen werden. ƒƒ Roman: in der Länge und Komplexität von anderen Genres abgegrenzt; Ideengehalt, Handlungsverlauf und Figurengestaltung sind vielschichtig; es gibt eine Vielzahl an Romantypen wie z. B. den Kriminalroman, den Liebesroman, den Entwicklungsroman, den Jugendroman, den Briefroman, … ƒƒ Satire (auch in lyrischer oder szenischer/dramatischer Form): Spottdichtung, die mangelnde Tugend oder gesellschaftliche Missstände anklagt; mögliche oder reale Verhältnisse werden dabei einseitig beschrieben oder extrem übertrieben, wodurch Einsichten radikal offengelegt werden. Raum/Raumgestaltung Der Erzähler kann den Schauplatz oder „Raum“ der Handlung entsprechend seiner Funktion gestalten; folgende Grundfunktionen der Raumgestaltung lassen sich unterscheiden: ƒƒ Schauplatz, Ort: der Schauplatz der Handlung an sich kann bedeutungskonstituierend sein (Innenraum, öffentlicher Raum, Außenwelt, …); die einfache Beschreibung des Ortes kann bereits Aufschluss über Figurenkonstellationen oder Handlungszusammenhänge geben. ƒƒ Ambiente: die soziale Umwelt als Ausdruck des gesellschaftlichen Lebensstils einer Figur; Widerspiegelung ƒƒ der gesellschaftlichen Umwelt der Figur, z. B. bei Kleidung, Wohnung, Haltung, … ƒƒ soziales Milieu: die soziale Umwelt in ihrer Funktion als bestimmendes Milieu, das die Figur in ihrem Denken, Fühlen, Handeln und Sprechen prägt. ƒƒ Stimmungsraum: die Unterstreichung des Gemütszustandes einer Figur durch eine bestimmte Atmosphäre, z. B. Gewitterschwüle (kurz vor einer emotionalen Eruption der Figur) oder Sonnenschein (Heiterkeit und Gelassenheit der Figur). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=