Sprachräume, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Maturatraining

91 Glossar wichtiger Fachbegriffe für die Analyse von literarischen Texten Aus Platzgründen sowie der besseren Lesbarkeit zuliebe wird im Folgenden auf die Kennzeichnung weiblicher Personenkennzeichnungen verzichtet. Selbstverständlich sind – wie eigentlich immer im Deutschen – mit dem Genus keine Aussagen über das natürliche Geschlecht der bezeichneten Personen verbunden, der „Erzähler“ oder der „Leser“ kann also genauso weiblich sein, wie die „Person“ oder die „Figur“ selbstverständlich auch männlich sein kann. Epik Autor Autor und Erzähler sind nicht identisch. Der reale Autor erschafft vielmehr eine fiktive Erzählerstimme. Die Werte und die Weltsicht, die implizit oder explizit durch diese Erzählerstimme vermittelt werden, dürfen nicht mit den tatsächlichen Ansichten des Autors gleichgesetzt werden. Darstellungsform Der Erzähler verfügt über unterschiedliche Darstellungsformen, um dem Leser das Geschehen zu präsentieren: Figuren Figuren Bericht: straffe, geraffte Darstellung der Handlung in zeitlicher Abfolge direkte Rede Beschreibung: anschauliche Darstellung z. B. von Schauplätzen, Figuren, Gegenständen indirekte Rede Szenische Darstellung: breite Erzählweise, meistens mit erzählter Figurenrede und Entfaltung der Situation (ähnlich der Szene im Drama) Erlebte Rede: Wiedergabe von Gedanken und Gefühlen einer Figur in der 3. Person (ohne direkte oder indirekte Rede); Tempus: Präteritum Kommentar: Eingreifen des Erzählers mit Bemerkungen, Urteilen oder Überlegungen Innerer Monolog: Wiedergabe von Gedanken und Gefühlen einer Figur in der 1. Person; Tempus: Präsens Erzählform Man unterscheidet zwischen Er-/Sie-Erzählform und Ich-Erzählform. Erzählperspektive/Erzählverhalten ƒƒ auktoriales Erzählen: Der Erzähler hat einen Überblick über das Geschehen und das Innere der Figuren (= allwissender Erzähler), er kann sich einmischen, kommentieren usw. und damit die Sicht- und Wahrnehmungsweise des Erzählten lenken; sein Standort liegt außerhalb des Geschehens. ƒƒ personales Erzählen: Der Erzähler übernimmt eine Figurenperspektive und erzählt aus deren Sicht; er ist am Geschehen beteiligt. Ich-Erzählungen sind meist personal erzählt, eher selten kommen auktoriale Ich-Erzählungen vor. ƒƒ neutrales Erzählen: Der Erzähler scheint ganz zu verschwinden; das Geschehen wird dem Leser scheinbar unvermittelt vor Augen gestellt. Sowohl die Erzählform als auch die Erzählperspektive können innerhalb eines epischen Textes mehrfach wechseln. Figuren Der Erzähler kann seine Figuren (= Personen in einer Erzählung) direkt charakterisieren (beschreibend oder wertend) oder eine Figur durch eine andere bzw. durch die Figur selbst (direkt) charakterisieren lassen, er kann sie aber auch indirekt charakterisieren, d. h. dass sich der Charakter aus den Äußerungen und dem Verhalten einer Figur erschlossen werden muss. Der Gestaltung einer Figur liegt eine bestimmte Figurenkonzeption zugrunde: Figuren können gestaltet sein als Typen, individuelle Charaktere, statisch oder dynamisch (Entwicklung) usw. Figurencharakteristik Aspekte der Charakterisierung können sein: äußeres Erscheinungsbild Alter, Aussehen, Kleidung, … Lebensumstände Beruf, ökonomische Lage, gesellschaftliches Umfeld, … Verhalten Handeln, Sprechweise, Mimik, Gestik, … Beziehung zu anderen Figuren Verhalten und Einstellung ihnen gegenüber, verwandtschaftliche, freundschaftliche usw. Verbindungen, … innere Einstellung Interessen, Absichten (Ziele, Pläne, …), Gedanken, Gefühle, … Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum d s Verlags öbv

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